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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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schon«, protestierte die rot schillernde Blüte.
    »Dann weck sie gefälligst!«
    Wieder schoss eine Fliege davon, und wieder dauerte es bloß wenige Minuten, bis sich das Tor vor Alebin öffnete. Die alte Frau watschelte barfüßig in den Raum. Ohne ihre Zähne und das Haarteil sah sie noch unappetitlicher aus als sonst. »Ich hoffe, es handelt sich um etwas Wichtiges!«, keifte sie. »Ich brauche dringend meinen Schönheitsschlaf.«
    »Es ist so weit«, sagte Alebin. »Ich mache mich in der morgigen Nacht auf den Weg.«
    »Soso. Und du gehst ganz allein?«
    »Es bleibt mir nichts anderes übrig. Aber ich bin zuversichtlich, es auch ohne die Hilfe des Kaus und Cors zu schaffen.«
    »Und ich soll an deiner statt hier die Stellung halten wie abgemacht?« Koinosthea kicherte.
    »So ist es.« Alebin erhob sich. »Wir besprechen nun, was du zu tun und wie du dich zu verhalten hast. Du nimmst zwar meinen Platz ein, bist aber nichts mehr als meine Verwalterin. Du hast keinerlei Recht, irgendwelche meiner Erlässe abzuändern oder außer Kraft zu setzen. Und du lässt gefälligst Nadja in Ruhe, verstanden?«
    »Ich verstehe und gehorche.«
    Die Greisin verbeugte sich. Die wenigen grauen Strähnen, die ihr geblieben waren, rutschten ihr vom Rücken und fielen ihr ins Gesicht. Ihre Schultertätowierung, die aus dem Blut eines sterbenden Bocksteins gestochen war, wurde im Ansatz sichtbar. Sie reichte bis zum Steißbein der Alten hinab und stellte ein sich bewegendes Etwas dar, das jedermann, der in die missliche Lage geriet, es zur Gänze zu betrachten, anders interpretierte – um gleich darauf hoffnungslos der Hexe zu verfallen.
    »Ich bin gegenüber deinen … Reizen immun«, log Alebin und hoffte, dass sein Ton drohend genug klang. »Du weißt, warum. Ein weiterer Versuch, mich zu beeinflussen, wäre dein letzter.«
    »Verzeih mir, Herr. Ich vergaß.« Sie hob den Kopf und blickte ihn an. »Wenn ich mich schon nicht um Nadja kümmern darf, wie ich es gerne hätte – würdest du mir zumindest den alten König schenken?«
    »Cunomorus? Er ist nur von geringem Nutzen.«
    »Woher kannst du das wissen? Ich wollte schon immer einmal einen König flachlegen.«
    »Du möchtest ihn für dein
Bett?
«
    »Nicht nur. Adeliges Blut, egal ob grün oder rot, ist ein ganz besonderer Saft.«
    »Nein, Koinosthea. Auch Cunomorus muss unangetastet bleiben, bis Lyonesse abgesichert ist. Ich kenne deinen Appetit. Es wäre nicht gut, wenn ich dir den König überließe.«
    »Du verhältst dich nicht besonders gut zu einer armen, einsamen Frau.«
    »Es gibt andere Wege, auf denen du Trost finden kannst. Gib acht, dass du dich nicht mit der Bestie anlegst.«
    »Keine Sorge.« Die Alte klang nun erschrocken. »Ich weiß, wo meine Grenzen liegen.«
    »Dann lass uns mit der Einweisung beginnen. Ich sage und zeige dir, wie die Verteidigungszauber von Lyonesse wirken und was du zu tun hast, sollte etwas Unvorhergesehenes geschehen. Zuallererst musst du ein paar Dinge über die abgestorbenen Schmetterlinge wissen …«

10 Davids Leid
    Hadubeys Schatten, zigmal so groß wie der kleine Drache, kam über die Wände hinweg auf Nadja zugestürzt. Er brüllte, und der Boden bebte. Er hieb um sich, und schwere Brocken fielen aus dem Steinwerk. Er flatterte mit den Flügeln, und ein gewaltiger Windstoß fauchte über sie hinweg.
    Hadubey selbst blieb an Ort und Stelle zurück. Nadja hätte es nicht für möglich gehalten; aber der Winzling schaffte es tatsächlich, seine Physiognomie derart zu verformen, dass etwas wie ein menschlich-boshaftes Lächeln entstand.
    Nur noch wenige Sprünge, dann war der Schatten heran. Tiefe, kreatürliche Angst griff nach Nadja. Selten zuvor hatte sie sich so verwundbar, so hilflos gefühlt. Dieses Geschöpf war nicht körperlich greifbar, und dennoch strahlte es eine derart intensive Aggressivität aus, dass alles in ihr zu versagen drohte. Ihr Herz wollte nicht mehr schlagen, wollte einfach stehen bleiben; ihr Verstand drohte auszusetzen …
    Was hatten Talamh und Cunomorus gesagt?
Der Drache gibt vor, mehr zu sein, als er in Wirklichkeit ist. Hab keine Angst …
    Warum hatten sich die beiden so vage ausgedrückt? War es Teil ihrer Elfenehre, möglichst verschwurbelte Rätsel aufzugeben und nur ja nicht freiheraus zu reden?
    Hab keine Angst
.
    Ging es um die
Furcht?
War
sie
die Waffe Hadubeys?
    Der Schatten brauste heran, fauchte über Nadja hinweg, kreiste sie ein. Panoptische Bilder warf er gegen Höhlenwände und Decke.

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