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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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Überall waren Gekreische, Gestank, heißer und stickiger Nebel, bröckelnde Felsbrocken … Nadja stand im Zentrum eines beginnenden Armageddons, weit, weit entrückt von jedweder Realität. Der Ausguss eines Trichters war auf sie gerichtet; Myriaden von Sinneseindrücken schossen durch seine Öffnung und prallten auf sie, auf ihre Sinne nieder.
    Hab keine Angst
.
    Hadubeys Schatten konnte ihr nichts antun. Er besaß keinerlei körperliche Kräfte. Er konzentrierte sich nur auf ihr Innenleben, wollte sie in den Wahnsinn drängen oder ihr Herz zum Stillstand bringen.
    »Hör sofort damit auf, Hadubey!« Nadja schrie, brüllte ihren ganzen Zorn und Frust hinaus. Sie hatte genug von Zauberkunststückchen, von Phantasmagorien und elfischen Scheinrealitäten.
    Unvermittelt kehrte Ruhe ein. Der aufgeblähte Schatten des Winzdrachen zersprang in tausend kleine Stückchen. Die Splitter fielen zu Boden, um sich von dort aus kläglich langsam zurückzuziehen, hin zu Hadubey – und nun das reale Abbild des realen Drachen darzustellen: gerade mal zwanzig Zentimeter groß, mit verlaustem Schuppenfell und im Windzug zitternden Flügeln.
    »So ist es besser, mein Kleiner«, sagte Nadja. Das Beben in ihrer Stimme unterdrückte sie tunlichst, weil sie ahnte, dass der Riese zurückkehrte, sobald sie ihre Angst zeigte.
    »Also schön.« Hadubey fauchte mürrisch und stampfte mit einem Beinchen auf. »Du hast mich durchschaut. Wie habe ich mich verraten?«
    »Gar nicht. Ich habe während der letzten Jahre ein Gefühl für derartige Schauspiele entwickelt.«
    »Ich hätte auf Mutti hören und Briefdrache werden sollen.« Hadubey zog die Flügel eng an den Körper. »Da bekomme ich nach Hunderten Jahren endlich mal einen Wachauftrag, und schon versage ich. Mutti wird kokeln vor Scham.«
    Nadja trat näher. Für einen Moment war sie versucht, den Winzdrachen zu zertreten; doch sie ließ es bleiben. Vorerst.
    »Du bewachst Dafydd, nicht wahr?«
    »Was weiß denn ich, wie der Kerl heißt! Ein unfreundlicher Zeitgenosse, sag ich dir. Er stinkt nach Elf, und wenn er für ein paar Minuten mal seine acht Sinne beisammenhat, weigert er sich, mit mir Karten zu spielen. Weißt du, wie einsam es hier unten ist? Keiner besucht mich, nicht einmal Mutti …«
    »Führ mich zu ihm!«, forderte Nadja schroff, bevor der Drache seine Litanei fortsetzen konnte. »Oder …«
    »Oder?« Ängstlich versteckte Hadubey sein Köpfchen zwischen den Flügeln.
    »Oder!«
    »Ich verstehe, und ich weiche der Gewalt. Wenn du mir bitte folgen würdest …«
    Der Drache ging vorneweg. Die Frequenz seiner Schritte war bemerkenswert. Er trippelte so rasch dahin, dass sich selbst sein Schatten immer wieder verhaspelte, stolperte und nacheilen musste.
    »Wärst du unter Umständen bereit, dieses kleine Missgeschick vor dem neuen Chef geheim zu halten?«, fragte er nach einer Weile, ohne sich umzudrehen.
    »Unter Umständen.«
    »Wer bist du überhaupt? Eine von Alebins Konkubinen?«
    »Ja.« Diese Lüge fiel Nadja schwer, doch sie würde die Dinge unkompliziert halten.
    Weiter ging der Weg, durch ein Labyrinth aus in den Fels geschlagenen Gängen, während der Winzdrache seine Lebensgeschichte vor ihr ausbreitete und sich als »wundervolles Ergebnis japanisch-bonsaischer Glücksdrachenzucht« zu erkennen gab. Sein Mundwerk wollte nicht stillstehen, und selbst der Schatten beschwerte sich mehrmals mit drohenden Gesten über das nimmermüde Gequatsche seines Herrn.
    Mehrmals passierten sie Plätze und Wegkreuzungen des unterirdischen Irrgartens, die Nadja bekannt vorkamen. Sie fragte sich, ob Hadubey sie bewusst in die Irre führte und Zeit schinden wollte oder ob selbst in dieser Tiefe, gut und gern zweitausend Meter unterhalb des Rosen-Palastes, Magie wirkte.
    Ihr Weg führte sie entlang einer Furt und mündete schließlich in einer weiten, fast kreisrunden Höhle, deren Decke nur zu erahnen war. Der Raum war von milchig weißen Rauch- oder Luftschwaden durchzogen. Ruhig hingen sie da und verformten sich nur, wenn Fledermausgeschwader ausschwärmten.
    Erneut erhitzte sich das Cairdeas. Wie von selbst hob sich Nadjas rechter Arm und deutete über die Wolken hinweg. Der Weg, den sie zu gehen hatte, lag mit einem Mal vor ihr. David befand sich in unmittelbarer Nähe.
    »Wir müssen den See überqueren«, unterbrach Hadubey ihre Gedanken. »Halt die Luft an, so gut es geht, und schau weder nach links noch nach rechts.«
    »Warum?«
    »Hier leben Geschöpfe, die es nicht

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