Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
glücklich überquert hatten.
    »Unwissende!«, keifte Hadubey. »Kennst du nicht die Geschichte von Prometheus?«
    »Die griechischen Sagen, natürlich.« Nadja schürzte bedächtig die Lippen. »Ethon ist der Name des Adlers, der …«
    »Na, endlich brennt’s bei dir im Köpfchen! Er ist der Vogel, der Prometheus die Leber aus dem Leib pickte. Sie wuchs dem gefangenen und gefesselten Gott immer wieder nach – und wurde ihm stets aufs Neue von Ethon aus dem Bauch gepickt. Immer wieder, in einem Dreitagesrhythmus.«
    Nadja erinnerte sich an Erzählungen ihres Vaters Fabio, der die Sagenwelten der Römer und der Griechen heraufbeschworen und ihr Interesse an Geschichte geweckt hatte. Seine Schilderungen waren so lebendig gewesen, dass sie sich stets vorgestellt hatte, an der Seite von Göttern und Helden durch mythische Welten zu wandern.
    Hatte Fabio sie schon als Kind auf ihr Schicksal vorbereitet? Hatte er in ihr ruhende Erinnerungen seines Volkes erweckt oder aufgefrischt? Wie viel Wahrheit steckte hinter all den Geschichten, die ganze Buchregale in ihrer Münchner Wohnung füllten?
    »Ich dachte, Herakles hätte Ethon ermordet?«, fragte sie.
    »Dann bist du auf die Propaganda der Sidhe Crain und ihrer Verbündeten reingefallen, dumme Menschin! Du solltest wissen, dass sie seit Jahrtausenden täuschen und tarnen, um ihre Spuren zu verwischen.«
    Wieder einmal bekam Nadja vor die Nase gehalten, was sie längst hätte wissen sollen: Die Welt, wie sie sich den Menschen präsentierte, war nur eine winzige Facette dessen, was tatsächlich existierte.
    »Na schön, kleiner Naseweis. Kommen wir zu dir.« Zu Nadjas Erleichterung konnte sie Davids Schreie nicht mehr hören. Hatte er Ethons Angriffe bereits wieder hinter sich? Hatte sich der Vogel mit elfischer Vitalenergie vollgesaugt und ihn an der Wand gefesselt zurückgelassen? »Um ehrlich zu sein, Hadubey, sitze ich in der Klemme. Du bist Alebins Vertrauter in diesem unterirdischen Teil von Lyonesse, und du hast mich dank deiner Klugheit durchschaut. Mein Verhältnis zu deinem Boss ist nicht gerade das beste. Ich habe wohl keine andere Wahl, als dich zu töten.«
    »Töten?«, fragte Hadubey schrill. »Das geht nicht! Ich bin ein Glücksdrache, einer von wenigen, die noch existieren. Hätte ich nicht zweiundzwanzigtausend Cousins und Cousinen und etwa doppelt so viele Geschwister, wäre ich der Einzige meiner Spezies! Du würdest unsere Art gefährden und ganz sicher mich!«
    »Ist das alles, was du zu deiner Verteidigung vorbringen kannst? Wenn ja, dann verabschiede dich schon mal von deinem Schatten.« Nadja trat näher und hob das rechte Bein, als wolle sie zutreten. Sie konnte nur hoffen, dass der Kleine auf ihren Bluff hereinfiel.
    »Warte, warte, warte!« Hadubey streckte die winzigen Ärmchen schützend von sich, legte die Stirn in Falten und dachte nach, während sein Schatten mit verschränkten Flügeln im Kreis ging. »Mir fällt sicherlich gleich etwas ein«, plapperte der Winzdrache weiter. »So ein kaltblütiger Mord, wie du ihn vorhast, würde dein Gemüt belasten. Du könntest niemals mehr wieder ruhigen Gewissens einem Drachen ins Antlitz blicken. Gleich hab ich’s nein jetzt ist es mir entfallen aber warte noch ein bisschen bevor du dir die Schuhe an mir schmutzig machst haha nur ein wenig Geduld – ich hab’s!«
    »Und zwar?« Erleichtert senkte Nadja ihr Bein. Die Haltung schmerzte.
    »Ich könnte Alebin anlügen.«
    »Eine großartige Idee. Darauf wäre ich niemals gekommen. Aber bist du dazu auch in der Lage? Einfach so? Oder bist du an ihn gebunden?«
    »Das ist ein Problem, fürwahr. Ein Glücksdrache darf das Versprechen, das er seinem Auftraggeber gegeben hat, niemals brechen. Es sei denn …«
    »Ja?«
    »Es sei denn, es existierten mehrere Schwüre, die einander widersprächen. Dann könnte ich selbst eine Entscheidung treffen …« Er blickte misstrauisch auf Nadjas Füße. »… die mir momentan nicht besonders schwerfiele.«
    »Du würdest dich mir verpflichtet fühlen?«
    »Möglich.«
    »Und ich kann dir vertrauen?«
    »Na ja …«
    »Es tut mir leid, mein Freund: Das ist mir zu wenig. Du magst ein charmanter, kleiner Betrüger sein …«
    »… und auch ein ganz besonders hübscher …«
    »Und auch ein ganz besonders hübscher. Aber das reicht nicht. Ich muss mir deiner sicher sein.« Wieder hob Nadja das Bein.
    »Schon gut, schon gut!« Hadubey kreischte. »Ich schwöre, dass ich dich niemals nicht verraten werde! Ich spucke

Weitere Kostenlose Bücher