Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre
Next.«
»Leider«, gab ich zurück. »Sie wollen das Prosa-Portal. Ich will meinen Onkel wiederhaben. Und bevor einer von uns kriegt, was wir wollen, müssen wir Acheron ausschalten. Ich fürchte, wir müssen eine Weile zusammenarbeiten.«
»Eine ebenso nützliche wie glückliche Verbindung«, meinte Schitt grinsend.
Ich stieß einen Finger in seine Krawatte. »Damit wir uns nicht mißverstehen, Mr. Schitt. Sie mögen die Macht auf Ihrer Seite haben, aber ich garantiere Ihnen, daß ich
alles
tun werde, um meine Familie zu schützen. Verstanden?«
Schitts Blick war eiskalt.
»Versuchen Sie nicht, mir zu drohen, Miss Next. Ich kann Sie schneller in die LitAg-Außenstelle Lerwick versetzen lassen, als Sie ›Swift‹ sagen können. Vergessen Sie das nicht. Sie sind hier, weil Sie gut sind. Genau wie ich. Wir sind uns ähnlicher, als Sie glauben. Schönen Tag noch, Miss Next.«
Die Schnellsuche ergab vierundachtzig walisische Ortschaften namens Penderyn, doppelt so viele Straßen und noch einmal dieselbe Anzahl von Pubs, Clubs und Vereinen. Kein Wunder, daß es so viele waren; Die Penderyn war 1831 hingerichtet worden, weil er angeblich während des Merthyr-Aufstands einen Soldaten angeschossen hatte.
Er war der erste Märtyrer des Freiheitskampfes der Waliser und so etwas wie eine Galionsfigur des republikanischen Widerstands. Selbst wenn Goliaths Leute in der Lage sein sollten, Agenten nach Wales einzuschleusen, hätten die nicht gewußt, in welchem Penderyn sie mit ihrer Suche nach Hades anfangen sollten. Das konnte dauern.
Müde machte ich mich auf den Heimweg. Ich holte meinen Wagen aus der Werkstatt; die Mechaniker hatten es tatsächlich geschafft, die Frontachse auszutauschen, einen neuen Motor einzubauen und die Einschußlöcher zu stopfen: Einige Kugeln hatten Bowden und mich nur um Haaresbreite verfehlt. Als ich vor dem Hotel Finis hielt, brummte ein Luftschiff der Klipperklasse langsam über mich hinweg.
Eben brach die Dämmerung herein, und die Navigationsleuchten auf beiden Seiten des Zeppelins blinkten matt am Abendhimmel. Mit seinen zehn Propellern, die die Luft mit rhythmischem Summen in Bewegung versetzten, bot er einen ebenso eleganten wie erhabenen Anblick; tagsüber konnte ein Luftschiff die Sonne verdunkeln. Ich betrat das Hotel. Die Milton-Konferenz war vorbei, und Liz begrüßte mich eher wie eine Freundin als wie einen Gast.
»Guten Abend, Miss Next. Alles in Ordnung?«
»Nicht direkt.« Ich lächelte. »Trotzdem danke der Nachfrage.«
»Ihr Dodo ist heute gekommen«, verkündete Liz. »Er ist in Zwinger fünf. So etwas spricht sich herum; die Swindoner Dodo-Liebhaber waren schon hier. Sie meinten, es handele sich um eine äußerst seltene Version eins oder so etwas – Sie möchten sie anrufen.«
»Er ist eine 1.2«, sagte ich geistesabwesend. Dodos interessierten mich momentan nicht allzusehr. Ich zögerte einen Augenblick. Liz spürte meine Unentschlossenheit.
»Kann ich etwas für Sie tun?«
»Hat, äh, Mr. Parke-Laine angerufen?«
»Nein. Haben Sie seinen Anruf erwartet?«
»Nein – nicht direkt. Falls er sich meldet und Sie mich nicht auf meinem Zimmer erreichen, bin ich im Cheshire Cat. Wenn Sie mich dort auch nicht finden können, würden Sie ihn dann bitten, in einer halben Stunde noch mal anzurufen?«
»Ich kann ihm auch gleich einen Wagen schicken lassen.«
»O Gott, ist es so offensichtlich?«
Liz nickte.
»Er heiratet.«
»Eine andere?«
»Ja.«
»Das tut mir leid.«
»Mir auch. Hat Ihnen schon mal jemand einen Heiratsantrag gemacht?«
»Klar.«
»Und? Was haben Sie gesagt?«
»Ich habe gesagt: ›Frag mich noch mal, wenn du rauskommst.‹«
»Und?«
»Ich warte noch heute.«
Ich ging nach Pickwick sehen, der sich bestens eingelebt zu haben schien. Als er mich sah, fing er aufgeregt an zu Blocken. Entgegen sämtlichen Theorien von Experten hatten sich die Dodos als erstaunlich intelligent und recht agil erwiesen – die weitverbreitete Legende, es seien plumpe, tolpatschige Vögel, erwies sich als falsch.
Ich gab ihm eine Handvoll Erdnüsse und schmuggelte ihn unter dem Mantel auf mein Zimmer. Die Zwinger waren nicht etwa schmutzig oder dergleichen; ich wollte ihn bloß nicht allein lassen. Ich legte ihm seinen Lieblingsteppich ins Bad, damit er einen Platz zum Schlafen hatte, und bedeckte den Fußboden mit Zeitungspapier. Ich versprach, ihn gleich morgen früh zu meiner Mutter zu bringen, und ließ ihn aus dem Fenster auf den Parkplatz
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