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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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hinaussehen.
    »Guten Abend, Miss«, sagte der Barmann im Cheshire Cat. »Was haben der Rabe und ein Schreibtisch gemeinsam?«
    »Beide fangen mit B an?«
    »Sehr gut. Ein kleines Vorpal’s Special, stimmt’s?«
    »Das soll wohl ein Witz sein? Gin-Tonic. Einen doppelten.«
    Er lächelte und drehte sich zu den Flaschen um. »Polizei?«
    »SpecOps.«
    »LitAg?«
    »Nja.«
    Ich nahm mein Glas entgegen.
    »Ich wollte auch mal LitAg werden«, sagte er wehmütig, »habe es aber nur bis zum Kadetten gebracht.«
    »Warum?«
    »Meine Freundin war eine militante Marlowianerin. Sie baute ein paar Will-Maschinen so um, daß sie den
Tamerlan
aufsagten, und als sie geschnappt wurde, wurde ich auch mit verhaftet. Und damit hatte es sich dann mit meiner Karriere. Nicht mal das Militär wollte mich haben.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Chris.«
    »Thursday.«
    Wir schüttelten uns die Hand.
    »Ich kann nur für mich persönlich sprechen, Chris, aber ich war
sowohl
beim Militär als auch bei den SpecOps, und Sie sollten Ihrer Freundin auf Knien danken.«
    »Mach ich«, versicherte Chris. »Jeden Tag. Wir sind inzwischen verheiratet und haben zwei Kinder. Abends jobbe ich hier als Barmann, und tagsüber leite ich den Swindoner Ableger der Kit-Marlowe-Gesellschaft. Wir haben fast viertausend Mitglieder. Nicht übel für einen elisabethanischen Fälscher, Mörder, Spieler und Atheisten, was?«
    »Manche sagen, er könnte die Stücke verfaßt haben, die normalerweise Shakespeare zugeschrieben werden.«
    Chris war erstaunt. Und mißtrauisch.
    »Ich weiß nicht, ob ich mit einer LitAg über dieses Thema sprechen soll.«
    »Gespräche sind doch nicht verboten, Chris. Wofür halten Sie uns, für die Gedankenpolizei?«
    »Nein, das ist SO-2, nicht wahr?«
    »Aber zurück zu Marlowe …«
    Chris senkte die Stimme. »Na schön. Wenn Sie mich fragen,
könnte
Marlowe die Stücke durchaus geschrieben haben. Er war ohne Zweifel ein begnadeter Dramatiker, wie der
Faust
, der
Tamerlan
und
Edward II.
eindrucksvoll belegen. Er war als einziger seiner Altersgenossen dazu in der Lage. Vergessen Sie Bacon und Oxford; Marlowe ist der klare Favorit.«
    »Aber Marlowe wurde 1593 ermordet«, wandte ich ein. »Die meisten Stücke sind erst
danach
entstanden.«
    Chris sah mich an und sagte in verschwörerischem Tonfall:
    »Stimmt. Falls er
tatsächlich
bei besagter Kneipenschlägerei ums Leben kam.«
    »Was wollen Sie damit andeuten?«
    »Daß sein Tod vielleicht vorgetäuscht war.«
    »Warum?«
    Chris holte tief Luft. Auf diesem Gebiet kannte er sich aus.
    »Sie dürfen nicht vergessen, daß Elisabeth eine protestantische Königin war. Dinge wie Atheismus oder Papismus stellten die Autorität der protestantischen Kirche und damit auch der Königin als deren Oberhaupt in Frage.«
    »Verrat«, murmelte ich. »Darauf stand die Todesstrafe.«
    »Genau. Im April 1593 verhaftete der Kronrat einen gewissen Thomas Kyd als mutmaßlichen Verfasser regierungskritischer Pamphlete. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung fand man atheistische Schriften.«
    »Und?«
    »Kyd lieferte Marlowe ans Messer. Er behauptete, sie stammten von Marlowe, mit dem er sich zwei Jahre zuvor ein Zimmer geteilt hatte. Marlowe wurde am 18. Mai 1593 festgenommen, verhört und auf Kaution wieder freigelassen, das heißt die Beweise reichten vermutlich nicht aus, um ihn vor Gericht zu stellen.«
    »Und was ist mit seiner Freundschaft zu Walsingham?« fragte ich.
    »Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen. Walsingham bekleidete eine einflußreiche Stellung beim Geheimdienst; die beiden kannten sich seit Jahren. Da täglich neue Beweise gegen Marlowe ans Licht kamen, schien seine Verhaftung unausweichlich. Aber am Morgen des 30. Mai kommt Marlowe bei einer Kneipenschlägerei zu Tode, angeblich, weil er die Zeche nicht bezahlen wollte.«
    »Wie praktisch.«
    »Allerdings. Ich bin der festen Überzeugung, daß Walsingham den Tod seines Freundes nur vorgetäuscht hat. Die drei Männer in der Schenke standen allesamt in seinen Diensten. Er bestach den Coroner, und Marlowe machte Shakespeare zu seinem Strohmann. Will, ein verarmter Schauspieler, der Marlowe aus seiner Zeit am Shoreditch-Theater kannte, brauchte dringend Geld; und so begann Shakespeares Aufstieg mit dem Ende von Marlowes Karierre.«
    »Interessante Theorie. Aber erschien
Venus und Adonis
nicht schon ein paar Monate vor Marlowes Tod? Noch vor der Verhaftung Kyds?«
    Chris hustete. »Guter Einwand. Dazu kann ich nur sagen, daß das Komplott

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