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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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ich. »Was gibt’s Neues?« Ich beugte mich zu dem Dreikäsehoch hinunter, der gebrauchte Erwachsenenkleider trug, die man auf ihn zurechtgeschneidert hatte.
    »Verzeihung, Miss Next, aber Mr. Hedge ist verschwunden.«
    Erschrocken sprang ich auf, nahm die Beine in die Hand und hielt erst an, als ich im Millcote angekommen war. Ich stürzte treppauf zum Absatz, wo einer meiner verläßlichsten Spione stand und verlegen an seiner Mütze zupfte. Hades’ Zimmer war leer.
    »Es tut mir leid, Miss. Ich war unten im Schankraum, habe aber nichts getrunken; ich schwör’s. Er muß sich unbemerkt davongeschlichen haben …«
    »Ist sonst noch jemand die Treppe heruntergekommen, Daniel? Raus mit der Sprache, schnell!«
    »Nein, niemand. Niemand außer der alten Dame …«
    Ich nahm das Pferd meines Kundschafters und war im Nu in Thornfield. Keiner der Wachtposten vor den Türen hatte Hades gesehen. Ich ging hinein und fand Rochester im Morgenzimmer, wo er sich an einer Flasche Brandy gütlich tat. Als ich eintrat, hob Edward das Glas.
    »Sie ist fort, nicht wahr?« fragte er.
    »Ja.«
    »Verdammt! Verflucht seien die Umstände, die mich zur Heirat mit dieser Närrin zwangen, und verflucht seien auch mein Vater und mein Bruder, denen ich diese Liaison verdanke!«
    Er sank in einen Sessel und starrte zu Boden.
    »Ist Ihre Arbeit hier beendet?« fragte er niedergeschlagen.
    »Ich glaube schon, ja. Sobald ich Hades gefunden habe, bin ich auf und davon.«
    »Ist er denn nicht im Millcote?«
    »Nicht mehr.«
    »Aber Sie glauben, ihn fassen zu können?«
    »Ja; in dieser Welt scheint er geschwächt zu sein.«
    »Dann sollten Sie mir lieber Ihr Paßwort verraten. Wenn es soweit ist, könnte es knapp werden. Wer gewarnt ist, ist gewappnet.«
    »Stimmt«, gestand ich. »Um das Portal zu öffnen, müssen Sie …«
    Da plötzlich schlug die Haustür zu, ein Windstoß wirbelte Papiere auf, und vertraute Schritte hallten über den Flur. Ich erstarrte und warf einen hastigen Blick auf Rochester, der immer noch in sein Glas stierte.
    »Das Codewort …?«
    Eine Stimme rief nach Pilot. Der voluminöse Baß des Hausherrn.
    »Mist!« knurrte Hades, gab die Gestalt Rochesters auf und sprang durch die Wand. Latten und Kalkbewurf zerbrachen wie Reispapier vor ihm. Als ich endlich auf den Korridor kam, war er schon fort, im Labyrinth des Hauses verschwunden. Inzwischen stand der echte Rochester neben mir, und gemeinsam lauschten wir die Treppe hinauf, doch kein Laut drang an unser Ohr. Edward ahnte, was geschehen war, und rief seine Knechte zusammen. Binnen zwanzig Minuten hatte er das Haus umstellen lassen und den Befehl erteilt, unverzüglich auf jegliche Person zu schießen, die ohne das verabredete Losungswort zu entkommen versuchte. Dann gingen wir in die Bibliothek, wo Rochester ein Paar Pistolen hervorholte und vorsichtig lud. Er blickte mit Unbehagen auf meine Browning-Automatik, während er zwei Zündhütchen auf den Zündkegeln der Pistolen placierte und die Schlaghämmer spannte.
    »Kugeln machen ihn bloß böse«, sagte ich.
    »Haben Sie eine bessere Idee?«
    Ich schwieg.
    »Dann folgen Sie mir jetzt. Je schneller dieser Lump aus meinem Buch verschwindet, desto besser!«
    Bis auf Grace Poole und die Verrückte hatte man das Haus geräumt, und Mrs. Poole hatte Anweisung, bis zum Morgen niemandem, nicht einmal Mr. Rochester, die Tür zu öffnen. Rochester und ich begannen in der Bibliothek und arbeiteten uns von dort über das Speisezimmer in das ausschließlich nachmittäglichen Besuchern vorbehaltene Empfangszimmer vor.
    Nichts.
    Wir kehrten zur Treppe zurück, wo wir John und Matthew postiert hatten, die beide Stein und Bein schworen, daß sie niemanden gesehen hätten. Unterdessen war die Nacht hereingebrochen; die Wachtposten hatten Fackeln erhalten, deren trüber Schein flackernd die Flure erhellte. Treppe und Täfelung des Hauses waren aus dunklem Holz, das nur wenig Licht zurückwarf; es war finster wie im Bauch eines Wals. Als wir die Treppe erklommen hatten, sahen wir nach rechts und links, doch das Haus war stockfinster. Ich verfluchte mich, daß ich keine vernünftige Taschenlampe mitgenommen hatte.
    Als habe jemand meine Gedanken erhört, blies mit einem Mal ein Windstoß alle Kerzen aus, und vor uns schlug eine Tür. Mir stockte das Herz, und Rochester stieß einen derben Fluch aus, als er gegen eine Truhe stieß. Rasch zündete ich den Kandelaber wieder an. Im warmen Schein starrten wir einander ins Gesicht, und als

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