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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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hatte. Ihr Beifahrer, ein junger Mann im Anzug, winkte fröhlich.
    »Er ist nicht tot!« sagte die Fahrerin hastig, so als bliebe ihr nur wenig Zeit zum Sprechen. »Der Autounfall war ein Trick! Leute wie Acheron sind nicht so leicht totzukriegen! Nimm den LitAg-Job in Swindon!«
    »Swindon?« echote ich. Ich hatte eigentlich gehofft, dieser Stadt ein für allemal entkommen zu sein – sie hielt ein paar allzu schmerzliche Erinnerungen für mich bereit.
    Ich öffnete den Mund und wollte noch etwas sagen, als von neuem Gummi quietschte und der Wagen sich nicht etwa in Luft auflöste, sondern sozusagen zusammenklappte, bis von ihm nichts weiter zurückblieb als das ferne Echo der Reifen und der schwache Geruch von Benzin. Ich stützte den Kopf in die Hände. Die Fahrerin war mir
sehr
bekannt vorgekommen, und ich wußte auch, warum. Sie war niemand anderes gewesen als ich selbst.
    Mein Arm war fast verheilt, als das Ergebnis meiner Vernehmung durch die Dienstaufsicht bekannt wurde. Ich durfte den Bericht zwar nicht lesen, aber das störte mich nicht weiter. Hätte ich gewußt, was darin stand, wäre ich wohl nur noch unzufriedener und wütender gewesen, als ich es ohnehin schon war. Boswell hatte mich ein zweites Mal besucht und mir mitgeteilt, daß man mir sechs Monate Genesungsurlaub gewährt habe, bevor ich an meinen alten Arbeitsplatz zurückkehren mußte, doch auch das hob meine Laune nicht sehr. Ich hatte keine Lust, in Boswells öde Höhle zurückzukehren und darauf zu warten, daß Paige Turner vielleicht doch noch heiratete.
    »Was hast du jetzt vor?« fragte sie, also ich meine, Paige. Sie war gekommen, um mir beim Packen zu helfen, bevor ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. »Ein halbes Jahr Urlaub kann einem ganz schön lang werden, ohne Hobbys, Familie oder Freund«, fuhr sie fort. Sie war bisweilen ziemlich direkt.
    »Ich hab ja jede Menge Hobbys.«
    »Zum Beispiel?«
    »Malen.«
    »Im Ernst?«
    »Ja, im Ernst. Im Augenblick male ich ein Seestück.«
    »Und wie lange arbeitest du schon daran?«
    »Ungefähr sieben Jahre.«
    »Dann muß es aber sehr, sehr gut sein.«
    »Ganz im Gegenteil.«
    »Scherz beiseite«, sagte Paige. In den letzten Wochen waren wir uns nähergekommen als in all den Jahren zuvor. »Was hast du vor?«
    Ich reichte ihr das Amtsblatt von SpecOps-27 mit Stellenausschreibungen aus dem ganzen Land. Paige las die Annonce, die ich rot umkringelt hatte.
    »Swindon?«
    »Warum nicht? Die alte Heimat.«
    »Mag sein«, entgegnete Paige, »aber
komisch
ist es schon.« Sie tippte auf das Inserat. »Die suchen eine einfache Agentin – du bist seit über drei Jahren Inspektor!«
    »Dreieinhalb. Ist mir egal. Ich gehe trotzdem.«
    Den wahren Grund verschwieg ich Paige. Es konnte natürlich Zufall sein, doch der Rat der Sportwagenfahrerin war unmißverständlich gewesen:
Nimm den LitAg
-Job
in Swindon!
Vielleicht war es ja doch eine echte Vision! Das Amtsblatt mit dem Stellenangebot war schließlich erst danach erschienen. Und wenn das mit dem Job in Swindon stimmte, war vermutlich auch Hades noch am Leben.
    Ich hatte mich ohne nachzudenken um den Posten beworben, aber ich konnte Paige beim besten Willen nichts von dem Sportwagen erzählen; sie hätte mich, trotz unserer Freundschaft, bei Boswell angeschwärzt. Boswell hätte mit Flanker gesprochen, was allerlei Unannehmlichkeiten nach sich ziehen konnte. Ich entwickelte mich langsam, aber sicher zu einer wahren Meisterin in der Kunst, mit der Wahrheit hinterm Berg zu halten, und dabei ging es mir so gut wie schon seit Monaten nicht mehr.
    »Du wirst den Kollegen fehlen, Thursday.«
    »Das geht vorbei.«
    »Du wirst
mir
fehlen.«
    »Danke, Paige, sehr nett von dir. Du wirst mir auch fehlen.«
    Wir umarmten uns, sie sagte, ich solle von mir hören lassen, und ging; ihr Piepser hatte sich gemeldet.
    Nachdem ich fertig gepackt hatte, dankte ich den Schwestern, die mir zum Abschied einen in braunes Packpapier geschlagenen Karton überreichten.
    »Was ist das?« fragte ich.
    »Es gehörte Ihrem Lebensretter.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Bevor der Krankenwagen eintraf, hat sich ein Passant um Sie gekümmert; die Wunde in ihrem Arm war verbunden, und er hat Sie in seine Jacke gehüllt, um Sie warmzuhalten. Ohne sein Eingreifen wären Sie wahrscheinlich verblutet.«
    Gespannt öffnete ich das Paket. Da war zunächst ein Taschentuch, das trotz mehrerer Waschgänge immer noch mit meinem Blut befleckt war. In einer Ecke prangte ein aufgesticktes

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