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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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hinüber.
    »Ich komme oft hierher«, sprach er. »Immer wenn mir Trübsal auf der Seele lastet.«
    »Sie Glückspilz«, sagte Polly. »Wir müssen uns mit
Name that Fruit!
begnügen.«
    »
Name that Fruit

    »Das ist eine Quizshow. Na, Sie wissen schon. Im Fernsehen.«
    »Fernsehen?«
    »Ja, das ist wie Kino, nur mit Werbung.«
    Der Alte runzelte verständnislos die Stirn und blickte wieder auf den See hinaus. »Ich komme oft hierher«, wiederholte er. »Immer wenn mir Trübsal auf der Seele lastet.«
    »Das sagten Sie schon.«
    Der alte Mann sah aus, als würde er aus tiefem Schlaf erwachen.
    »Wie kommen Sie hierher?«
    »Mein Mann hat mich geschickt. Ich heiße Polly Next.«
    »Ich komme hierher, wenn ich melancholischen Gemüts bin und meine Seele schweifen will, wissen Sie.«
    Er zeigte auf die Blumen.
    »Die Narzissen, verstehen Sie?«
    Polly blickte zu den leuchtendgelben Blumen hinüber, die sich im warmen Hauch des Windes wiegten.
    »Hätte ich doch nur ein besseres Gedächtnis«, murmelte sie.
    Die Gestalt in Schwarz bedachte sie mit einem Lächeln. »Das inn’re Aug’ ist alles, was mir noch geblieben ist«, sagte er wehmütig, und das Lächeln wich von seinen Zügen. »Alles, was ich einst gewesen, befindet sich nun hier; mein Leben ist in meinen Werken aufgehoben.
    Ein Leben in Büchern voller Wörter; es ist sehr poetisch.«
    Er seufzte tief und setzte hinzu:
    »Aber die Einsamkeit ist keineswegs immer ein Segen, wissen Sie.«
    Er starrte auf den See hinaus, wo die Sonne auf den Wellen funkelte und blitzte.
    »Wie lange bin ich schon tot?« fragte er plötzlich.
    »Über hundertfünfzig Jahre.«
    »Tatsächlich? Sagen Sie, wie ist die Revolution in Frankreich ausgegangen?«
    »Das läßt sich noch nicht mit Bestimmtheit sagen.«
    Wordsworth runzelte die Stirn, und die Sonne verschwand.
    »Hoppla«, stieß er hervor. »Ich kann mich nicht entsinnen, das geschrieben zu haben …«
    Polly hob den Blick. Eine dicke, fast schwarze Regenwolke verfinsterte die Sonne.
    »Wie meinen Sie …?« begann sie, doch als sie sich umdrehte, war Wordsworth nicht mehr da. Der Himmel wurde zusehends dunkler, und Donner grollte unheildrohend in der Ferne. Ein kalter Wind kam auf, und der See schien jegliche Tiefe zu verlieren, während die Narzissen erstarrten und zu einem massiven, gelbgrünen Block wurden. Polly schrie vor Schreck, als See und Himmel sich berührten.
    Die Narzissen, Bäume und Wolken kehrten an ihren Platz im Gedicht zurück, nichts als Wörter, Schnörkel auf Papier, ohne jegliche Bedeutung außer der, die unsere Vorstellungskraft ihnen verleiht. Ein letzter Schrei entrang sich Pollys Kehle, als alles in Finsternis versank und das Gedicht sich über ihr schloß.

12. SpecOps-27: Die LitAgs
    … Heute morgen hat Thursday Next Cromettys Nachfolge als LitAg angetreten. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß sie für diese Arbeit wenig taugt, und ich bezweifle, daß sie geistig auch nur halb so stabil ist, wie sie glaubt. Sie leidet unter allerlei Dämonen, alten wie neuen, und ich frage mich, ob Swindon der geeignete Ort ist, sie zu exorzieren …
    BOWDEN CABLES Tagebuch eines LitAg
    Das Hauptquartier der Swindoner SpecOps und die Zentrale der örtlichen Polizei teilten sich einen typisch deutschen, schmucklosen, aber zum Glück recht geräumigen Bau, der während der Besatzung das Amtsgericht beherbergt hatte. Der Eingang war mit Metalldetektoren gesichert, und nachdem ich meine Dienstmarke gezeigt hatte, betrat ich die weitläufige Halle. Beamte und Zivilisten mit Besucherausweisen an der Brust eilten zielstrebig durch das von reger Betriebsamkeit erfüllte Gebäude. Im Gewühl wurde ich ein oder zwei Mal angerempelt und grüßte ein paar altbekannte Gesichter, bevor es mir gelang, mich zum Diensthabenden durchzuschlagen. Als ich dort ankam, stieß ich auf einen Mann in Kniebundhosen und weitem weißen Hemd. Der Beamte starrte ihn teilnahmslos an. Er kannte seine Geschichte schon.
    »Name?« fragte der Sergeant gelangweilt.
    »John Milton.«
    »
Welcher
John Milton?«
    »Vierhundertsechsundneunzig.«
    Der Sergeant machte sich eine Notiz.
    »Wieviel hat man Ihnen gestohlen?«
    »Zweihundert in bar und sämtliche Kreditkarten.«
    »Haben Sie Ihre Bank verständigt?«
    »Selbstverständlich.«
    »Und Sie glauben, der Räuber war ein Percy Shelley?«
    »Ja«, erwiderte der Milton. »Bevor er abgehauen ist, hat er mir noch ein Pamphlet über die Ablehnung religiöser Dogmen in die Hand

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