Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
gedrückt.«
    »Hallo, Ross«, sagte ich.
    Der Sergeant sah mich einen Augenblick stirnrunzelnd an, bevor sich ein Grinsen auf seinem Gesicht breitmachte.
    »Thursday! Ich habe schon gehört, daß du zurückkommst! Und daß du es zu SO-5 geschafft hast.«
    Ich erwiderte sein Lächeln. Ross hatte schon Anzeigen aufgenommen, als ich vor Jahren zur Swindoner Polizei kam.
    »Was machst du hier?« wollte er wissen. »Eine Außenstelle eröffnen? SO-9 oder so? Ein bißchen Schwung in die Behörde bringen?«
    »Nicht direkt. Ich bin zu den LitAgs versetzt worden.«
    Ein Schatten des Zweifels huschte über Ross’ Gesicht, war jedoch im Nu wieder verschwunden.
    »Na prima!« rief er mit gespielter Begeisterung. »Nach Dienstschluß Kneipe?«
    Ich nickte, und nachdem Ross mir den Weg zur LitAg-Dienststelle beschrieben hatte, ließ ich ihn mit Milton 496 allein.
    Ich stieg die geschwungene Treppe hinauf in den ersten Stock und ging einmal quer durch das Gebäude. Der gesamte Westflügel war SpecOps beziehungsweise deren Außenstellen vorbehalten. Die Umwelt-Agenten hatten hier ihre Büros, ebenso Kunstdiebstahl und Chrono-Garde. Selbst Spike, der Typ, der mich abgeholt hatte, hatte hier ein Büro, in dem er allerdings kaum je anzutreffen war, wie mir mitgeteilt wurde. Er bevorzugte einen dunklen und ziemlich übelriechenden Verschlag in der Tiefgarage, sagten seine Kollegen.
    Auf dem Flur drängten sich Aktenschränke und Bücherregale; in der Mitte war der alte Teppichboden fast durchgelaufen. Kein Vergleich mit London, wo die LitAgs über modernste Recherchesysteme verfügten. Schließlich hatte ich die richtige Tür gefunden und klopfte.
    Da ich keine Antwort erhielt, trat ich ein.
    Der Raum sah aus wie die Bibliothek eines verarmten Landadeligen.
    Er war zwei Stockwerke hoch, mit Regalen voller Bücher, die jeden Quadratzentimeter Wand bedeckten. Eine Wendeltreppe führte auf eine schmale Galerie, die sich an den Wänden entlangzog und den Zugang zu den oberen Regalreihen ermöglichte. In der Raummitte standen mehrere Pulte, wie im Lesesaal einer Bibliothek. Überall auf den Tischen und dem Fußboden türmten sich noch mehr Bücher und Papiere, und ich fragte mich, wie man hier überhaupt arbeiten konnte.
    Die Handvoll Beamte, die hier beschäftigt waren, hatten mein Eintreten bislang nicht bemerkt. Ein Telefon klingelte, und ein junger Mann nahm ab.
    »Literatur-Agentur«, sagte er höflich. Er zuckte sichtlich zusammen, als eine Schimpfkanonade aus dem Hörer quoll.
    »Es tut mir wirklich sehr leid, daß Ihnen
Titus Andronicus
nicht gefallen hat, Ma’am«, sagte er schließlich, »aber das fällt leider nicht in unseren Zuständigkeitsbereich – vielleicht sollten Sie sich in Zukunft an Komödien halten.«
    Ich entdeckte Victor Analogy, der sich mit einem Kollegen über eine Akte beugte. Ich postierte mich so, daß er mich sehen konnte, und wartete, bis er fertig war. Es schien mir nicht angemessen, den alten Herrn bei einer Besprechung zu stören.
    »Ah, Next! Willkommen in unserer bescheidenen Behausung.
    Augenblick noch, ja?«
    Ich nickte, und Victor machte weiter.
    »… ich glaube, Keats hätte das nicht so blumig formuliert, und die dritte Strophe ist von der Konstruktion her etwas wacklig geraten.
    Wenn Sie mich fragen, handelt es sich um eine raffinierte Fälschung, aber lassen Sie es ruhig noch mal durch den Versmaßanalysator laufen.«
    Der Beamte nickte und ging davon. Victor schüttelte mir lächelnd die Hand.
    »Das war Finisterre. Er kümmert sich um Lyrikfälschungen des neunzehnten Jahrhunderts. Kommen Sie, ich zeige Ihnen alles.«
    Er deutete auf die Bücherregale.
    »Wörter sind wie Blätter, Thursday. Genaugenommen sogar wie Menschen, sie fühlen sich unter ihresgleichen am wohlsten.«
    Er lächelte.
    »Wir haben hier über eine Milliarde Wörter. Hauptsächlich Nachschlagewerke. Eine umfangreiche Sammlung, die neben vielen bekannten auch eine Reihe weniger bekannter Werke umfaßt. Die finden Sie noch nicht einmal in der Bodleiana. Wir haben noch einen Lagerraum im Keller. Auch der ist voll. Eigentlich müßten wir dringend umziehen, aber die LitAgs sind, gelinde gesagt, leicht unterfinanziert.«
    Er führte mich zu Bowden, der kerzengerade an seinem Pult saß.
    Sein Jackett hing gefaltet über der Stuhllehne, und auf seinem Schreibtisch herrschte eine geradezu obszöne Ordnung.
    »Bowden kennen Sie ja schon. Netter Bursche. Er ist seit zwölf Jahren bei uns und auf die Prosa des neunzehnten

Weitere Kostenlose Bücher