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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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sonst.«
    Ich dankte ihm, verstaute meine Automatik in der Schreibtischschublade und ging den Flur hinunter. Ich klopfte zweimal an und wurde von einem jungen Mann ins Vorzimmer gerufen. Ich sagte ihm meinen Namen, und er bat mich, zu warten.
    »Der Commander empfängt Sie gleich. Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«
    »Nein, danke.«
    Der junge Mann sah mich neugierig an. »Es heißt, Sie sind extra aus London gekommen, um Jim Cromettys Tod zu rächen. Es heißt, Sie haben zwei Männer erschossen. Es heißt, das Gesicht Ihres Vaters kann eine Uhr stoppen. Ist das wahr?«
    »Ansichtssache. Gerüchte gibt’s wie Sand am Meer.«
    Braxton Hicks öffnete seine Bürotür und winkte mich freundlich lächelnd herein. Er war ein großer, schlanker Mann mit mächtigem Schnurrbart und grauem Teint. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, was auf Schlafmangel schließen ließ. Der Raum war spartanischer eingerichtet als alle anderen mir bekannten Kommandeursbüros. An der Wand lehnten mehrere Golftaschen, und ein Putting-Hole war hastig beiseite geschoben worden.
    Er bot mir einen Platz an und setzte sich dann selbst. »Zigarette?«
    »Danke, ich rauche nicht.«
    »Ich auch nicht.« Er starrte mich einen Augenblick an und trommelte mit den Fingern auf den blitzsauberen Schreibtisch. Dann öffnete er die Mappe, die er vor sich liegen hatte, und las schweigend.
    Es war meine SO-5-Akte; Analogy und er waren sich offenbar nicht grün genug, um sich auf dem kleinen Dienstweg zu informieren.
    »Agentin Thursday Next, ja?« Mit geübtem Blick überflog er die wichtigsten Stationen meiner Karriere. »Beeindruckend. Polizei, Krimkrieg, zurück zur Polizei, ’75 dann nach London. Warum?«
    »Weil ich mich verbessern wollte, Sir.«
    Hicks grunzte und las weiter. »Acht Jahre SpecOps, zwei Belobigungen. Vor kurzem ausgeliehen an die Abteilung SO-5. Die Angaben über Ihre Tätigkeit für letztere sind stark zensiert, hier steht nur, Sie seien angeschossen worden im Dienst.«
    Er blickte über seinen Brillenrand hinweg. »Haben Sie das Feuer erwidert?«
    »Nein.«
    »Out.«
    »Ich habe zuerst geschossen.«
    »Nicht so gut.« Er strich sich nachdenklich den Schnurrbart. »Als A1-Agentin waren Sie in der Londoner Zentrale mit niemand Geringerem als Shakespeare befaßt. Sehr prestigeträchtig. Und dann entscheiden Sie sich für einen drittklassigen Job in einem stillen Städtchen wie diesem. Warum?«
    »Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns mit ihnen, Sir.«
    Hicks grunzte und klappte die Akte zu.
    »Hier bei SpecOps bin ich nicht nur für die LitAgs verantwortlich, sondern auch für die Sektionen Kunst-Verbrechen, Vampirismus & Lykanthropie, Terror-Bekämpfung, Öffentliche-Ordnung, Chrono-Garde und nicht zuletzt den Hundezwinger. Spielen Sie Golf?«
    »Nein, Sir.«
    »Schade, schade. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja. Wissen Sie, welche dieser Abteilungen mir am meisten angst macht?«
    »Ich habe keine Ahnung, Sir.«
    »Ich will es Ihnen verraten. Keine von ihnen. Am meisten angst machen mir die SpecOps-Budgetverhandlungen. Ist Ihnen klar, was das bedeutet, Next?«
    »Nein, Sir.«
    »Es bedeutet, daß ich jedesmal, wenn einer von Ihnen Überstunden schiebt oder Sonderwünsche anmeldet, mein Budget überziehe und Kopfschmerzen bekomme, und zwar genau hier.«
    Er deutete auf seine linke Schläfe.
    »Und das gefällt mir nicht. Verstehen Sie?«
    »Ja, Sir.«
    Er griff erneut zu meiner Akte und fuchtelte mir damit vor dem Gesicht herum. »Wie ich höre, hatten Sie in der Hauptstadt diverse Schwierigkeiten, die mehrere Agenten das Leben gekostet haben. Hier bei uns geht es wesentlich gemächlicher zu. Wir verarbeiten Daten weiter nichts. Wenn Sie unbedingt jemanden verhaften wollen, lassen Sie das die Uniformierten erledigen. Keine wilden Verbrecherjagden, keine Schießereien, keine Überstunden und schon gar keine 24-Stunden-Überwachung. Verstanden?«
    »Ja, Sir.«
    »Und nun zu Hades.«
    Mein Herz machte einen Satz; wenn überhaupt, dann hatte das zensiert sein müssen.
    »Wenn ich recht verstehe, glauben Sie, daß er noch am Leben ist.«
    Ich dachte kurz nach. Mein Blick wanderte zu der Akte, die Hicks in Händen hielt. Er erriet meine Gedanken.
    »Nein das steht nicht hier drin, mein liebes Kind. Ich bin vielleicht nur ein kleiner Provinzkommandeur, aber auch ich habe meine Quellen. Glauben Sie, daß er noch lebt?«
    Daß ich Victor und Bowden trauen konnte, wußte ich. Die beiden waren wie Vater und Sohn. Bei Hicks war ich mir da nicht

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