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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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verdient.
    Um meine Enttäuschung zu überwinden, reagierte ich neuerdings sogar positiv auf Bowdens schüchterne Versuche, mich zum Essen einzuladen. Doch außer einem gewissen Interesse an der Frage, wer denn nun
wirklich
hinter Shakespeares Stücken steckte, hatten wir nicht viel gemeinsam. Auch jetzt saß er wieder an seinem Schreibtisch und starrte auf ein Stück Papier mit einer umstrittenen Unterschrift.
    Das Papier war echt, die Tinte auch. Der Namenszug aber nicht.
    Vielleicht mußte ich ihn ein bißchen ermutigen?
    »Äh«, sagte ich, »warum erzählen Sie mir nicht ein bißchen von Edward De Vere, dem Earl of Oxford?«
    Bowden stierte eine Weile nachdenklich vor sich hin.
    »Der Earl of Oxford war Schriftsteller, soviel steht fest. Meres, ein Kritiker und Zeitgenosse De Veres, erwähnt ihn in seiner
Palladis Tamia
von 1598.«
    »Könnte er die Stücke geschrieben haben?« fragte ich.
    »Er
könnte
durchaus«, antwortete Bowden. »Das Dumme ist nur, daß Meres auch zahlreiche Shakespeare-Stücke aufzählt und ausdrücklich Shakespeare zuschreibt. Womit Oxford, wie Derby oder Bacon, in die Kategorie der Strohmann-Theorie fällt, derzufolge Will als Fassade für andere herhalten mußte.«
    »Ist das denn so abwegig?«
    »Vermutlich nicht. Die Weiße Königin glaubte schon vor dem Frühstück jede Menge unmögliche Dinge, und das hat ihr auch nicht geschadet. Die Strohmann-Theorie klingt durchaus
plausibel
, aber es spricht noch einiges mehr dafür, daß Oxford hinter Shakespeare steckt.«
    Wir schwiegen. Manche Leute nahmen die Frage nach der Urheberschaft der Stücke äußerst ernst, und viele kluge Köpfe hatten sich ein Leben lang damit beschäftigt.
    »Die Theorie besagt, daß Oxford und eine Gruppe von Höflingen am Hofe Königin Elizabeths einzig zu dem Zweck in Diensten standen, staatstragende Stücke zu verfassen. Und da scheint tatsächlich etwas dran zu sein.«
    Er schlug ein Buch auf und las eine unterstrichene Stelle. »Ein Collegium höfischer Poeten, lauter Adels-und Edelleute, welche ausdermaßen trefflich zu schreiben vermögen, wie es sich wohl erzeigte, würde ihr Treiben offenbart und kundgetan, dem zuvorsteht ein Edelmann, der Earl of Oxford.«
    Er klappte das Buch wieder zu.
    »Puttenham 1598. Oxford erhielt eine jährliche Zuwendung in Höhe von tausend Pfund, auch wenn sich heute leider nicht mehr nachvollziehen läßt, ob dieses Geld nun für die eigentliche Abfassung der Stücke oder vielleicht doch für ein ganz anderes Projekt bestimmt war. Es gibt keinen
gesicherten
Beleg dafür, daß er die Stücke tatsächlich geschrieben hat. Zwar sind ein paar an Shakespeare erinnernde Gedichtzeilen überliefert, aber ein schlüssiger Beweis ist das natürlich nicht; gleiches gilt im übrigen für den speerschwingenden Löwen auf dem Oxforder Wappen.«
    »Und er ist 1604 gestorben«, sagte ich.
    »Das kommt erschwerend hinzu. Die Strohmann-Theorien hauen einfach nicht hin. Wenn Sie mich fragen, war Shakespeare mit Sicherheit alles andere als ein Adliger, der unbedingt anonym bleiben wollte. Wenn die Stücke
wirklich
nicht von ihm stammen, würde ich einen anderen elisabethanischen Bürgerlichen ins Visier nehmen, einen Mann von bemerkenswertem Verstand, der nicht nur Kühnheit, sondern auch Charisma besaß.«
    »Kit Marlowe?« fragte ich.
    »Sie haben es erfaßt.«
    An dieser Stelle knallte Victor den Hörer seines Telefons auf die Gabel und rief uns zu sich ans andere Ende des Büros.
    »Das war Schitt; Hades hat sich gemeldet. Wir sollen in einer halben Stunde in Hicks’ Büro sein.«

23. Die Übergabe
    Ich hatte noch nie einen Koffer mit 10 Millionen Pfund in der Hand gehabt. Und das hatte ich auch damals nicht.
Denn in seiner ungeheuren Arroganz war Jack Schitt davon ausgegangen, daß er Hades würde festnehmen können, ehe der überhaupt dazu kam, einen Blick auf das Geld zu werfen. Was für ein Trottel! Die Farbe des Gainsborough war noch nicht trocken, und die English Shakespeare Company spielte nicht mit. Die einzige erfüllte Forderung Acherons war die Umbenennung der Autobahnraststätte. Kingston St. Michael hieß ab sofort Leigh Delamare.
    THURSDAY NEXT Ein Leben für SpecOps
    Braxton Hicks setzte uns den Plan in groben Zügen auseinander – noch eine Stunde bis zur Übergabe. Auf diese Weise wollte Jack Schitt von vornherein verhindern, daß wir eigene Pläne verfolgten.
    Dies war in jeder Hinsicht eine Goliath-Operation – Victor, Bowden und ich sollten der Sache lediglich die

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