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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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noch ein kleiner Punkt am Horizont.
    »Meinen Sie, er fliegt in die Republik?« fragte Bowden.
    »Sieht so aus«, sagte ich und fragte mich, wie wir ihn jemals kriegen sollten, wenn er in Wales Zuflucht suchte. Zwar gab es ein Auslieferungsabkommen, aber die anglo-walisischen Beziehungen waren alles andere als gut, und das Politbüro hatte die unselige Neigung, Feinde Englands als Freunde zu betrachten.
    »Was jetzt?« wollte Bowden wissen.
    »Ich weiß nicht genau«, erwiderte ich zögernd, »aber wenn Sie
Martin Chuzzlewit
noch nicht gelesen haben, sollten Sie das, glaube ich, so schnell wie möglich nachholen. Ich habe das dunkle Gefühl, wenn Acheron dahinterkommt, daß er beschissen worden ist, muß Martin dran glauben.«
    Hades’ Maschine verschwand in der Ferne. Bis auf das leise Plätschern des Flusses war alles still. Ich legte mich ins Gras, schloß die Augen und versuchte, mich ein paar Minuten zu entspannen, bevor wir von neuem in den Mahlstrom von Goliath, Hades,
Chuzzlewit
et cetera geschleudert wurden. Es war ein friedlicher Moment – die Ruhe vor dem Sturm. Dabei war ich in Gedanken ganz woanders. Ich dachte immer noch an Daisy Mutlar. Die Nachricht von ihrer bevorstehenden Hochzeit kam erwartet und unerwartet zugleich; Landen hätte mir durchaus davon erzählen können, andererseits war er dazu nach zehnjähriger Trennung natürlich keineswegs verpflichtet. Ich fragte mich, wie es wohl wäre, Kinder zu haben, und dann, ob ich die Antwort darauf je erfahren würde.
    Bowden legte sich neben mich. Er zog einen Schuh aus und schüttelte ein paar Kieselsteine heraus.
    »Der Posten in Ohio, von dem ich Ihnen erzählt habe – wissen Sie noch?«
    »Ja?«
    »Die Versetzung ist heute morgen genehmigt worden.«
    »Phantastisch! Wann fangen Sie an?«
    Bowden senkte den Blick.
    »Ich habe noch nicht zugesagt.«
    »Warum nicht?«
    »Waren Sie … ähm … schon mal in Ohio?« fragte er so unverfänglich wie möglich.
    »Nein, aber schon ein paarmal in New York.«
    »Es soll sehr schön sein dort.«
    »Amerika ist überhaupt sehr schön.«
    »Sie bieten mir das doppelte von Victors Gehalt.«
    »Na prima.«
    »Und sie haben gesagt, ich könnte jemanden mitbringen.«
    »Und an wen dachten Sie da so?«
    »An Sie.«
    Ich sah ihn an, und seine gespannte, hoffnungsvolle Miene sagte mir alles.
    »Das ist ein äußerst großzügiges Angebot, Bowden.«
    »Dann denken Sie darüber nach?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Im Augenblick kann ich an nichts anderes denken als an Hades. Nachdem ich schon den ganzen Tag mit ihm verbringe, hatte ich eigentlich gehofft, wenigstens nachts von ihm verschont zu bleiben, aber selbst dann läßt er mich nicht in Ruhe, sondern starrt mich im Traum lüstern an.«
    Dazu wußte Bowden nichts rechtes zu sagen, vermutlich weil er Hades nie begegnet war. Und so lagen wir eine Stunde schweigend da und betrachteten das träge dahinfließende Wasser, bis der Abschleppwagen kam.
    Ich streckte mich in der riesigen Eisenwanne meiner Mutter aus und trank einen Schluck von dem großen Gin-Tonic, den ich mit ins Bad geschmuggelt hatte. Die Werkstatt hätte den Porsche am liebsten verschrottet, doch ich bat den Mechaniker, den Wagen
unter allen Umständen
wieder flottzumachen, da er mir unschätzbare Dienste geleistet habe. Ich lag in dem warmen, nach Kiefernöl duftenden Wasser und wollte gerade eindösen, als es an die Tür klopfte. Es war Landen.
    »Heilige Scheiße, Landen! Kann eine Frau denn nicht mal in Ruhe baden?«
    »Tut mir leid, Thurs.«
    »Wie bist du überhaupt ins Haus gekommen?«
    »Deine Mutter hat mich reingelassen.«
    »Was du nicht sagst. Was willst du?«
    »Kann ich reinkommen?«
    »Nein.«
    »Du hast mit Daisy gesprochen.«
    »Allerdings. Du willst diese blöde Kuh doch nicht allen Ernstes heiraten?«
    »Ich kann verstehen, daß du wütend bist, Thursday. Du solltest es nicht auf diese Art und Weise erfahren. Ich wollte es dir selber sagen, aber als wir uns das letzte Mal gesehen haben, bist du ja einfach weggelaufen.«
    Eine Zeitlang herrschte betretenes Schweigen. Ich starrte die Armaturen an.
    »Ich muß auch sehen, wo ich bleibe«, sagte Landen schließlich. »Ich werde im Juni einundvierzig, und ich hätte gern eine Familie.«
    »Und Daisy ist die richtige dafür?«
    »Ja; sie ist eine tolle Frau, Thursday. Natürlich kein Vergleich mit dir, trotzdem ist sie eine tolle Frau, sehr …«
    »Zuverlässig?«
    »Eher solide. Nicht unbedingt aufregend, aber verläßlich.«
    »Liebst du

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