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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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schließen Sie Mycroft in seinem Zimmer ein. Ich denke, wir werden eine Weile auf ihn verzichten können. Geben Sie ihm zwei Tage kein Wasser und fünf Tage nichts zu essen. Das sollte als Strafe für die Vernichtung des Manuskripts genügen.«
    Felix 8 nickte und entfernte Mycroft aus dem Salon des Hotels. Er zerrte ihn quer durch die Halle und die breite Marmortreppe hinauf.
    Außer ihnen befand sich niemand in dem modrigen alten Gebäude; die große Eingangstür war fest verschlossen.
    Am Fenster blieb Mycroft stehen und sah hinaus. Er war schon einmal in der walisischen Hauptstadt gewesen, um auf Einladung der Republik einen Vortrag über die Kohlehydrierung zu halten. Auch damals hatte er in diesem Hotel gewohnt. Er hatte der Crème de la crème aus Politik und Wissenschaft die Hand geschüttelt; und sogar Brawd Uljanow, der über achtzigjährige Führer der Volksrepublik Wales, hatte ihm eine der seltenen Audienzen gewährt. Das mußte jetzt fast dreißig Jahre her sein, aber die tiefliegende Stadt hatte sich kaum verändert. Damals wie heute dominierte Schwerindustrie die karge Landschaft, und der Gestank von Eisenhütten schwängerte die Luft. In den letzten Jahren waren viele Bergwerke geschlossen worden, aber die Fördertürme standen noch; ehern wachten sie als dunkle Silhouetten über die flachen, schiefergedeckten Häuser. Hoch über der Stadt, auf Morlais Hill, blickte die gigantische Kalksteinstatue von John Frost auf die Republik hinab, die er gegründet hatte; Gerüchten zufolge gab es Bestrebungen, die Hauptstadt aus dem industrialisierten Süden zu verlegen, doch dazu war Merthyr als spirituelles Zentrum zu bedeutend.
    Sie gingen weiter und gelangten schließlich zu Mycrofts Zelle, einer spärlich möblierten, fensterlosen Kammer. Als die Tür hinter ihm ins Schloß fiel und er allein war, kehrten Mycrofts Gedanken zu dem zurück, was ihm am meisten Sorgen machte: Polly. Zwar hatte er immer schon gewußt, daß sie bisweilen zum Flirten neigte, dem aber keine besondere Bedeutung beigemessen; Mr. Wordsworths anhaltendes Interesse an seiner Frau jedoch erfüllte ihn mit einer gehörigen Portion Eifersucht.

25. Zeit zum Nachdenken
    Ich hatte ja keine Ahnung, daß
Martin Chuzzlewit
so populär war. Niemand von uns rechnete mit dem Aufschrei der Entrüstung und dem ungeheuren Medienecho, das Mr. Quaverleys Ermordung hervorrief.
Seine Autopsie war eine Sensation; zu seiner Beerdigung kamen 150.000 Dickens-Fans aus aller Welt. Braxton Hicks versuchte die LitAg-Beteiligung geheimzuhalten, doch die Katze war im Handumdrehen aus dem Sack.
    BOWDEN CALBE im Gespräch mit der
Owl
    Commander Hicks knallte die Zeitung vor uns auf den Schreibtisch.
    Er lief noch ein paar Schritte hektisch auf und ab, bevor er sich schwerfällig in seinen Sessel fallen ließ.
    »Ich will wissen, wer die Presse informiert hat«, verkündete er. Jack Schitt stand gegen den Fensterrahmen gelehnt, beobachtete uns und rauchte eine kleine, dafür aber besonders übelriechende türkische Zigarette. Die Schlagzeile war eindeutig:
    CHUZZLEWIT-MORD: SPECOPS SCHULD?
    Der Artikel zitierte eine »namentlich nicht genannte Quelle« aus Swindoner SpecOps-Kreisen, der zufolge eine verpatzte Lösegeldzahlung Quaverleys Tod verursacht hatte. Zwar ging es in dem Bericht wie Kraut und Rüben durcheinander, doch die grundlegenden Fakten stimmten.
    Die ganze Geschichte war Hicks derart an die Nieren gegangen, daß er sein geliebtes Budget um eine beträchtliche Summe überzogen hatte, um Hades’ Aufenthaltsort zu ermitteln. Das ausgebrannte Wrack des Erkundungsflugzeugs, das Bowden und ich verfolgt hatten, war auf einem Feld auf der englischen Seite von Hay-on-Wye gefunden worden, zusammen mit dem falschen Gainsborough und der mit Blüten gefüllten Geldtasche. Acheron hatte sich nicht für dumm verkaufen lassen. Wir alle waren davon überzeugt, daß Hades sich in Wales aufhielt, doch selbst politische Intervention auf höchster Ebene blieb erfolglos – obgleich der walisische Innenminister feierlich versichert hatte, daß man sich keinesfalls dazu herablassen werde, einem so berüchtigten Verbrecher Unterschlupf zu gewähren. Da wir auf der walisischen Seite der Grenze nichts zu melden hatten, konzentrierten wir unsere Suche auf die Marches – vergebens.
    »Wir waren es nicht«, sagte Victor. »Schließlich bringen uns Presseberichte keine Vor-, sondern nur Nachteile.« Er blickte zu Jack Schitt; der zuckte die Achseln.
    »Gucken Sie mich nicht so

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