Thursday Next 02 - In einem anderen Buch
silbernen Lesezeichen ins Auge zu stechen versuchte, versetzte sie einen Kopfstoß und lächelte triumphierend, als ihre Widersacherin umfiel. Erneut machte ich einen Schritt vorwärts, dachte dann aber plötzlich an meinen Zustand und beschloss, dass schwangere Frauen sich besser nicht in Buchhandelsschlägereien verwickeln lassen sollten.
Stattdessen holte ich tief Luft, stellte mich auf einen Hocker und schrie: »Ms Farquitt signiert jetzt ihre Bücher im Untergeschoss!«
Einen Augenblick lang wurde es still, dann setzte ein allgemeines Gedränge und Geschiebe in Richtung der Treppen und Aufzüge ein. Die Herzkönigin wurde von der Menge erfasst und unsanft mit weggespült. Innerhalb von einer halben Minute war der Raum leer. Daphne Farquitt war notorisch publikumsscheu, und es gab kaum einen Fan, der die Gelegenheit, sie persönlich kennen zu lernen, nicht sofort ergriffen hätte. Gelassen trat ich an den Verkaufsstand, nahm die Kassette und trug sie zur Kasse. Dann brachte ich sie Miss Havisham, die immer noch hinter den herabgesetzten Du Mauriers hockte und in einer Taschenbuchausgabe von
Rebecca
herumblätterte. Ich zeigte ihr meine Beute.
»Nicht schlecht«, musste sie grummelnd zugeben. »Hast du eine Quittung erhalten?«
»Ja, Ma'am.«
»Und was ist mit der Herzkönigin?«
»Die ist irgendwo auf der Treppe verschollen.«
Ein dünnes Lächeln kreuzte Miss Havishams Lippen, und ich half ihr auf die Füße. Zusammen gingen wir langsam zum Ausgang.
»Wie hast du es geschafft, dass sie alle weggerannt sind?« fragte Miss Havisham.
»Ich habe ihnen gesagt, dass Ms Farquett im Untergeschoss ihre Bücher signiert.«
»Ist das wahr?« rief Miss Havisham und beschleunigte ihre Schritte.
»Nein, nein«, beruhigte ich sie und lenkte sie behutsam zum Ausgang. »Das habe ich nur so gesagt.«
»Ah, ich verstehe!« sagte Miss Havisham. »Sehr schlau. Ich glaube, Mrs Nakijima hat doch Recht gehabt. Du bist gar kein so schlechter Lehrling.«
Sie sah mich einen Augenblick an, als ob sie einen Entschluss fassen müsste. Schließlich nickte sie, schenkte mir erneut ein Lächeln und reichte mir einen schlichten goldenen Ring, der sich leicht auf meinen kleinen Finger schieben ließ. »Hier, der ist für dich. Du darfst ihn niemals abnehmen. Verstehst du?«
»Danke, Miss Havisham, der ist wirklich sehr schön.«
»Nichts da schön, Next. Spar dir deine Dankbarkeit für wirklich wichtige Dinge, mein Mädel, nicht für Ringe und Klunker. Komm jetzt, ich kenne eine sehr gute Konditorei in
Little Dorrit.
Da essen wir süße Brötchen. Ich lade dich ein.«
Auf dem Parkplatz wurden die Verwundeten von Sanitätern behandelt. Viele der Opfer umklammerten noch immer die Überbleibsel der Sonderangebote, für die sie so tapfer gekämpft hatten. Mein Auto war weg - vermutlich abgeschleppt worden. Wir gingen, so schnell wir angesichts von Miss Havishams verstauchtem Knöchel konnten, um die Ecke der Halle, als -
»Nicht so schnell!«
Die beiden Polizisten, die uns verfolgt hatten, stellten sich uns in den Weg.
»Suchen Sie etwas?« fragte der eine. »Ich vermute, das da?«
Mein Porsche stand auf einem Tieflader und verließ gerade das Grundstück. »Wir nehmen den Bus!« stammelte ich.
»Nein, nein«, sagte der Beamte. »Sie nehmen den Wagen. Aber meinen! - He, wo wollen Sie hin?«
Die letzten Worte waren an Miss Havisham gerichtet, die sich mit der Farquitt-Kassette ein paar Schritte entfernt und hinter einer Gruppe von Frauen versteckt hatte, um ihren Buchsprung zu tarnen. Sie würde im Bruchteil von Sekunden in den
Großen Erwartungen
sein, oder in
Little Dorrit
oder wer weiß wo. Ich wünschte, ich hätte sie begleiten können, aber dazu reichten meine Fähigkeiten noch längst nicht aus. Ich seufzte.
»Wir hätten gern ein paar Antworten, Next«, sagte der Polizist grimmig.
»Hören Sie, Rawlings, ich kenne die Dame eigentlich gar nicht. Was hat sie noch gleich gesagt, wie sie heißt? Damerouge?«
»Havisham heißt sie, und das wissen Sie ganz genau, Next! Die Dame ist bei der Polizei bestens bekannt. In den letzten vierundzwanzig Jahren hat sie vierundsiebzig schwere und schwerste Verkehrsverstöße begangen.«
»Wirklich?«
»Ja, allerdings. Erst im Juni hat sie einen Highham Special mit Liberty-Motor mit 171,5 Meilen pro Stunde über die A4 gejagt. Sie ist nicht nur unverantwortlich, sie ist - was grinsen Sie so?«
»Ach, nichts Besonderes.«
Der Beamte starrte mich an. »Sie scheinen sie sehr gut zu
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