Thursday Next 02 - In einem anderen Buch
Stimmt irgendwas nicht? Gibt es Probleme mit unserem ... Arrangement?«
Ich starrte ihn zwei Sekunden lang wie betäubt an, ehe ich murmelte: »Nein, nein - alles in Ordnung.«
»Gut!« sagte er enthusiastisch. »Wir müssen bald wieder einen Termin ausmachen.«
»Ja«, sagte ich in vollautomatischer Panik. »Ja, unbedingt. Ich muss weiter - tschüs!«
Ich rannte davon, ehe er noch irgendwas sagte. Erst vor der Tür zur Volescamperschen Bibliothek blieb ich stehen, um Atem zu holen. Früher oder später würde ich den jungen Mann ganz direkt fragen müssen, was mit ihm und mir los war. Aber ich beschloss, dass
früher
mir nicht so lieb war wie später, und so ging ich durch die streng bewachten Stahltüren in die mit Dutzenden von Journalisten gefüllte Bibliothek. Yorrick Kaine und Lord Volescamper saßen hinter einem Tisch, vor ihnen lag das Manuskript in einer kugelsicheren Vitrine, bewacht von Mr Swaike und zwei bulligen Wachmännern. Die Pressekonferenz war schon fast vorbei, und ich tippte Lydia Startright - die zufällig neben mir saß - an den Arm.
»Hey, Lydia!« flüsterte ich.
»Hey, Thursday«, erwiderte die Journalistin. »Ich habe gehört, Sie haben als Erste bestätigt, dass es der echte
Cardenio
sein könnte. Ist das richtig? Taugt es was?«
»Es ist wunderbar«, sagte ich. »Ungefähr so gut wie der
Sturm.
Was geht denn hier vor?«
»Volescamper hat gerade offiziell bekannt gegeben, dass er das Stück Yorrick Kaine und den Whigs schenken will.«
»Aber warum?«
»Wer weiß? Warten Sie, ich will eine Frage stellen.« Lydia hob die Hand, und Kaine nickte ihr zu.
»Mr Kaine«, sagte sie, »was beabsichtigen Sie mit dem Manuskript zu tun? Es heißt, dass es Angebote in Höhe von hundert Millionen Pfund dafür gibt.«
»Eine gute Frage«, erwiderte Yorrick Kaine und stand auf. »Im Namen der Whigs möchte ich Lord Volescamper für seine Großzügigkeit danken. Ich bin der Ansicht, dass dieses herrliche Stück nicht nur einem Menschen oder eine Gruppe gehören darf, sondern der ganzen Menschheit. Deshalb hat meine Partei beschlossen, dass es jedermann frei zur Verfügung stehen soll, der es auf die Bühne bringen will.«
Unter den Journalisten brachen aufgeregte Diskussionen bei dieser Ankündigung aus. Es war ein Akt von beispielloser Großzügigkeit, aber darüber hinaus war es auch richtig, und so erwärmten sich die Gefühle der Presse für Kaine ganz erheblich. Es schien, als hätte man plötzlich vergessen, dass er vor zwei Jahren noch den Einmarsch der Armee in Wales und die Beschränkung des Wahlrechts verlangt hatte. Das machte mich noch misstrauischer als zuvor.
Es wurden noch einige weitere Fragen zum
Cardenio
gestellt, auf die Kaine seine wohleinstudierten Antworten gab. Man hätte glauben können, er wäre über Nacht vom demagogischen Rechtsradikalen zum gebildeten und verantwortungsbewussten Literaturwissenschaftler geworden. Nach dem Ende der Pressekonferenz ging ich nach vorn zu Lord Volescamper, der mich einen Augenblick merkwürdig ansah.
»Das ist der Spoon-Bericht«, sagte ich und legte den Schnellhefter vor ihm auf den Tisch. »Das Ergebnis der Echtheitsprüfung. Wir dachten, Sie wären vielleicht daran interessiert.«
»Was? Ja, natürlich!«
Volescamper nahm den Bericht, warf aber nur einen flüchtigen Blick darauf, ehe er ihn an Kaine weiterreichte, der deutlich mehr Interesse zeigte. Kaine hielt es offenbar nicht für nötig, mich zur Kenntnis zu nehmen, aber da ich nicht gedachte, wie ein Botenmädchen einfach wieder zu gehen, blieb Volescamper nichts anderes übrig, als uns vorzustellen. »Ach, ja! Mr Kaine, das ist Thursday Next von SpecOps-27.«
Kaine sah von dem Bericht auf, und sein Gesicht zeigte augenblicklich die größte Liebenswürdigkeit. »Ms Next!« sagte er. »Ich bin entzückt. Ich habe mit großem Interesse von Ihren Abenteuern gelesen, und glauben Sie mir, Ihr Eingreifen hat
Jane Eyre
ganz erheblich verbessert.«
Sein falscher Charme beeindruckte mich wenig. »Glauben Sie, dass Sie die Whigs zum Erfolg führen können?«
»Die Partei ist im Wandel begriffen«, sagte er und starrte mich an. »Die alten Ideologien sind auf dem Rückzug, und wir werfen einen unvoreingenommenen Blick auf Englands politische Zukunft. Die Zukunft gehört einer Regierung durch einen aufgeklärten Alleinherrscher, der sich auf die Zustimmung einer verantwortungsbewussten Wählerschaft stützen kann. Der ewige Parteienstreit und die Diktatur der Kommissionen und
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