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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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sehen, was ich alles am Bein habe?«
    »Danke, nicht nötig.«
    »Okay. Wollen mal sehen, was die Zeugen der Anklage sagen und wie Hopkins die Sache darstellt. Vielleicht lasse ich Sie gar nicht in den Zeugenstand treten. Auf jeden Fall machen Sie ja keine Dummheiten! Fangen Sie nicht an zu wachsen oder dergleichen. Damit hat Alice damals alles fast ruiniert. Und wenn die Herzkönigin Ihre Enthauptung befiehlt, lassen Sie sich bitte nicht weiter beeindrucken.«
    »In Ordnung«, sagte ich seufzend. »Von mir aus können wir anfangen.«
    Als wir eintrafen, saßen der Herzkönig und die Herzkönigin bereits auf ihren Thronsesseln, aber sie waren die einzigen im Gerichtssaal, die halbwegs gefasst schienen. Die Jury dagegen war ziemlich verstört. Der Abgang von Alice zwei Seiten zuvor hatte sie aufgeschreckt, und sie stritten heftig mit ihrem Vorsitzenden, einem großen Kaninchen, das sie hochnäsig ansah, während es an einer Mohrrübe knabberte. Wie es diese in den Saal geschmuggelt hatte, blieb unerfindlich.
    Der Herzbube wurde zurück in seine Zelle geführt, und die Torten, die als Beweisstücke aufgebaut worden waren, wurden durch
Jane Eyre
ersetzt - das Originalmanuskript, selbstverständlich. Unmittelbar vor dem König und der Königin saßen der Staatsanwalt Mathew Hopkins und eine Versammlung ziemlich ernsthaft aussehender Vögel und kleiner Tiere. Der Staatsanwalt sah mich mit kaum verhülltem Hass an.
    Der König war offensichtlich der Richter in diesem Prozess, denn er trug eine große Perücke. Welche Rolle die Herzkönigin spielen sollte, blieb unklar.
    Die zwölf Geschworenen beruhigten sich etwas und fingen eifrig an, auf ihre Täfelchen zu schreiben.
    »Was machen die denn?« fragte ich den Greif leise. »Die Verhandlung hat doch noch gar nicht begonnen.«
    »Ruhe im Saal!« schrie das Weiße Kaninchen.
    »Kopf ab!« kreischte die Königin.
    Der König setzte seine Brille auf, um festzustellen, wer geredet hatte. Die Königin gab ihm einen Schubs und nickte in meine Richtung.
    »Sie da!« rief der König. »Sie können noch früh genug reden, Miss, Miss...«
    »Next«, sagte das Weiße Kaninchen, nachdem es in seiner Pergamentrolle nachgesehen hatte.
    »Der Nächste?« sagte der König verwirrt. »Ist die Verhandlung denn schon zu Ende?«
    »Nein, Euer Majestät«, sagte das Kaninchen geduldig. »Die junge Dame
heißt
Next. Thursday Next.«
    »Sie glauben wohl, das wäre lustig?« sagte der König verstimmt.
    »Nein, Majestät«, sagte ich. »Ich wurde mit diesem Namen geboren.«
    Die Geschworenen fingen hektisch an, auf ihre Tafeln zu schreiben:
Ich wurde mit diesem Namen geboren
.
    »Sie sind eine Außenländerin, nicht wahr?« sagte die Königin, die mich scharf beobachtet hatte.
    »Ja, Euer Majestät.«
    »Dann erklären Sie mir folgendes: Wenn da zwei Leute sind, und der eine hat den anderen verlassen, wer bleibt dann übrig? Der, der verlassen
ist?
Oder der andere, der verlassen
hat?
Sie können doch nicht beide übrig sein, oder?«
    »Lest die Anklage vor!« rief der König.
    Daraufhin erhob sich das Weiße Kaninchen, stieß dreimal in seine Trompete, entrollte sein Pergament und las vor:
    »Miss Thursday Next wird hiermit eines Eingriffs zweiter Klasse in ein literarisches Kunstwerk gem. § FAL/0605973 St-GJ in Verbindung mit dem 1584 vom Gattungs-Rat erlassenen Gesetz zum Schutz der Handlungsverläufe beschuldigt.«
    »Wie lautet euer Urteil?« fragte der König die Schöffen.
    »Einspruch!« rief der Vogel Greif. »Ehe sich die Jury zurückziehen kann, gibt es noch ein paar Kleinigkeiten zu tun.«
    »
Abgewiesen!
« brüllte der König, fügte aber gleich hastig hinzu: »Oder meine ich,
stattgegeben?
Irgendwie verwechsle ich das immer. Jedenfalls könnt ihr jetzt die Zeugen aufrufen.«
    Das Weiße Kaninchen stieß erneut dreimal ins Horn und rief: »Erster Zeuge!«
    Der erste Zeuge war Mrs Fairfax, die Haushälterin von Mr Rochester. Sie blinzelte und sah sich unsicher im Saal um. Sie warf mir einen bösen Blick zu und lächelte erst, als sie Hopkins erkannte. Der Gerichtsdiener, der sie hereinführte, erwies sich bei näherem Hinsehen als überdimensioniertes Meerschweinchen.
    »Schwören Sie, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen?« fragte das Weiße Kaninchen.
    »Ja, ich schwöre es.«
    »Schreibt das auf«, sagte der König zu den Geschworenen, und die Geschworenen notierten brav:
Schreibt das auf!
    »Mrs Fairfax«, sagte Hopkins und sprang auf die Füße. »Ich möchte,

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