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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Augen richteten sich auf den Zeugen, und Stille senkte sich über den Saal. Selbst der König und seine Gemahlin interessierten sich dafür, was Rochester zu sagen hatte.
    »Bei mir allein?« sagte Rochester langsam. »Nichts. Für
uns
, für meine süße Jane und mich - alles!«
    Er ballte die Hand mit dem Ehering zur Faust, rieb das schmale goldene Band mit dem Daumen und versuchte, seine Gefühle in Worte zu fassen.
    »Gibt es irgendwas, das wir ihr nicht verdanken?« sagte er leise. »Sie hat uns alles gegeben. Sie hat uns aus einem gesellschaftlichen Gefängnis entlassen, aus einem Verlies unterdrückter Gefühle, von dem wir schon dachten, wir würden ihm niemals entkommen. Miss Next hat uns die Chance gegeben, zu lieben und geliebt zu werden - ich kann mir kein größeres Geschenk für irgendjemanden vorstellen, kein Wort in meinem Kopf kann den Dank ausdrücken, den wir ihr schulden.«
    Es herrschte Stille im Saal. Sogar die Königin war verstummt und starrte Rochester an wie ein Fisch.
    Dann unterbrach die Stimme des Greifen die Stille: »Ihr Zeuge, Herr Staatsanwalt.«
    »Ja!« sagte Hopkins und versuchte, seine Gedanken zu ordnen »Sagen Sie, Mr Rochester, nur um ganz sicherzugehen: Hat Miss Next das Ende Ihres Romans geändert?«
    »Obwohl ich jetzt, wie Sie sehen, verstümmelt bin wie die alte, vom Blitz getroffene Kastanie in Thornfield Hall«, erwiderte Rochester, »bin ich doch glücklicher als je zuvor. Ja, Sir, Miss Next hat den Roman geändert, aber ich danke ihr jeden Tag dafür, wenn ich zu Bett gehe!«
    »Keine weiteren Fragen«, lächelte Hopkins.
     
    »Nun, das war zu erwarten«, sagte der Greif, nachdem die Verhandlung vertagt worden war, damit der König über seinen Urteilsspruch nachdenken konnte. Die Königin hatte ungewöhnlicherweise einen Freispruch erbeten. Das Wort klang eigenartig in ihrem Mund, und alle hatten sie überrascht und schockiert angestarrt. Die Eidechse Billy verschluckte sich schrecklich und musste durch heftige Schläge auf den Rücken wiederbelebt werden.
    Der Greif warf einen Blick auf Hopkins, der seine Aufzeichnungen mit den Protokollen des Weißen Kaninchens verglich. »Ich wusste, dass Rochesters Aussage Ihnen sehr helfen würde«, sagte er. »Der König und die Königin sind zwar vermutlich die dümmsten Gerichtsvorsitzenden, die man sich vorstellen kann, aber immerhin sind sie
Herzen
, und da Sie unleugbar schuldig waren, brauchten wir Mitgefühl von den Richtern.«
    »Mitgefühl?« sagte ich überrascht. »Ausgerechnet von der
Kopf-ab'
-Königin?«
    »Ach, das ist doch nur so eine Gewohnheit von ihr«, sagte der Greif. »In Wirklichkeit lässt sie nie jemand hinrichten. Ich hatte nur etwas Sorge, man könnte Sie festsetzen, bis das Urteil gefällt wird, aber zum Glück ist der König verfahrensrechtlich nicht ganz auf der Höhe.«
    »Was glauben Sie denn, was ich kriege?«
    »Das wird sich herausstellen. Wiedersehen, Thursday!«
     
    Ich sprang in die Einsatzzentrale zurück, wo ich Miss Havisham vorfand.
    »Wie ist es gegangen?« fragte sie.
    »Schuldig im Sinne der Anklage.«
    »So ein Pech. Wann ist denn die Urteilsverkündung?«
    »Keine Ahnung.«
    »Kann Jahre dauern, Thursday. Ich hab was für dich.«
    Sie schob mir den Bericht über den Schreibtisch, den ich nach meinem Besuch in
Shadow the Sheepdog
für sie verfasst hatte. Ich las die auf das Deckblatt geschriebene Note, dann las ich sie noch mal. Dann starrte ich Havisham ungläubig an.
    »Eine Eins mit Sternchen?« sagte ich ungläubig.
    »Denkst du, ich wäre zu großzügig?«
    »Na ja«, sagte ich einigermaßen verwirrt. »Schließlich hab ich mich zwangsverheiraten lassen und wäre fast umgebracht worden.«
    »Zwangsehen werden nicht anerkannt, Next. Aber ich will dir was sagen: Wir haben diesen Auftrag jedem neuen Jurisfik-
    tion-Lehrling seit zweiunddreißig Jahren gegeben, und jeder einzelne hat dabei kläglich versagt.«
    Ich starrte sie ungläubig an.
    »Sogar Harris Tweed.«
    »Tweed hat Mrs Townsperson heiraten müssen?«
    »Nö. Er hat es nicht mal geschafft, die Schweine zu kaufen, bis zum Tierarzt ist er gar nicht gekommen. Du hast deine Sache gut gemacht, Thursday. Deine Ursache-und-Wirkungs- Technik ist gut. Du musst noch dran arbeiten, aber im Prinzip ist sie gut.«
    »Danke«, sagte ich erleichtert und fügte dann zögernd hinzu: »Aber ich wäre fast umgebracht worden.«
    »Du wärst nicht umgebracht worden. Jurisfiktion hat überall Augen und Ohren - wir gehen nicht leichtfertig

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