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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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eine der großen Ungerechtigkeiten des Lebens. Wenn er das Gleiche tun würde, wäre er ein großer Verführer. Aber sag mal, hast du denn schon irgendjemand getroffen, den du
wirklich
magst? Mit dem du wirklich gerne allein bist?« »Meinen Sie, einen Freund?«
    »Ja.«
    Sie hielt einen Augenblick inne und sah in den Spiegel. »Ich glaube, so bin ich nicht geschrieben, Thursday. Aber wissen Sie, manchmal - direkt danach, wenn ich ganz weich und warm in seinen Armen liege - habe ich das Gefühl, es gibt noch etwas anderes, was ich gern hätte.«
    »Liebe, meinst du?«
    »Nein - ein Mercedes.«
    Sie meinte es gar nicht als Witz. (13) Es war mein Fußnotofon.
    »Warte mal, Lola - ja, hier ist Thursday.« (14)
    Ich sah zu, wie Lola ein Korselett anprobierte.
    »Ja«, sagte ich, »warum fragst du?« (15)
    »Sichergehen? Womit?« (16)
    »Verstehe. Möchtest du mir noch irgendwelche anderen Dinge mitteilen?« (17)
    Das ließ sich einrichten. Abgesehen von der Jurisfiktion- Versammlung hatte ich nicht viel zu tun, und die war erst morgen. »Kann ich machen. Wo soll ich hinkommen?« (18)
    »In Ordnung.«
    Lola sah mich missmutig an. »Heißt das, wir können nicht mehr ins Fitness-Center gehen? Wir müssen aber ins Fitness-Center, sonst hab ich ein schlechtes Gewissen wegen dem ganzen Kuchen.«
    »Welchem Kuchen?«
    »Den ich auf dem Weg zum Fitness-Center essen wollte.«
    »Ich glaube, du machst schon genug Leibesübungen, Lola. Komm, wir haben noch eine halbe Stunde. Ich lade dich zum Kaffee ein.«
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    (13) »Thursday, sind Sie das?«
    (14) »Hier ist der Warrington-Kater. Können Sie Klavier spielen?«
    (15) »Ach, gar kein besonderer Grund. Ich wollte nur ganz sichergehen.«
    (16) »Na, mit dem Klavier.«
    (17) »Ja, es gibt eine Anhörung in Ihrem Prozess. Sie wissen schon, wegen des Eiligriffs in ein literarisches Kunstwerk. Das Verfahren von Max De Winter musste mal wieder vertagt werden. Können Sie vielleicht heute Nachmittag um drei kommen?«
    (18)
»Alice im Wunderland
, direkt nach dem XII. Kapitel. Ihr Rechtsanwalt ist der Vogel Greif. Also nicht vergessen: pünktlich um drei.«

21. Wer hat die Torten gestohlen?
    Der erste Ausflug in die Buch-Welt, den ich als Erwachsene unternahm, war nicht unumstritten. Ich hatte
Jane Eyre
aufgesucht und das Ende geändert. Ursprünglich war Jane mit dem sauertöpfischen St. John Rivers nach Indien gegangen, in dem von mir herbeigeführten Ende dagegen können Jane und Rochester heiraten. Es war eine Herzensentscheidung. Ich war dazu nicht ausgebildet, aber ich konnte einfach nicht anders. Alle mochten das neue Ende, aber meine Handlungen wurden auch kritisiert. De facto hatte ich mich des Eingriffs in ein literarisches Kunstwerk schuldig gemacht, und dafür musste ich mich verantworten. Die erste Verhandlung in Kafkas
Prozess
war ohne Ergebnis vertagt worden. Die zweite Verhandlung vor dem Herzkönig aus
Alice im Wunderland
sollte noch merkwürdiger sein.
    Thursday Next Die Jurisfiktion-Aufzeichnungen
    Der Vogel Greif hatte den Kopf und die Schwingen eines Adlers und den Körper eines Löwen. In seiner Jugend muss er absolut furchteinflößend gewesen sein, aber jetzt im Alter trug er eine Brille und einen Schal, was ihn etwas harmloser aussehen ließ.
    Trotzdem war er immer noch der scharfsichtigste Geier in allen Gerichtssälen, und nach dem Tod von Snell war ihm die Leitung der Jurisfiktion-Rechtsabteilung ganz von selbst zugefallen. Zu seinen berühmtesten Fällen gehörte die Schadenser-
    satzklage
Hans-Guck-in-die-Luft gegen die Stadtverwaltung Frankfurt/M.
, die mit der Zahlung einer Rekordsumme wegen mangelhafter Sicherung des Mainufers endete. Ihm war es wohl auch zu danken, dass Captain Nemo nicht wegen Massenmords und Piraterie, sondern nur wegen »versehentlichen Totschlags« angeklagt wurde.
    Der Vogel Greif las gerade in meiner Akte, als ich kam, und machte unverständliche kleine Geräusche dabei. Schließlich hob er den Kopf und sah mich über seine Brille hinweg an.
    »Na!« sagte er. »Das wird mal ein Spaß!«
    »Spaß?« sagte ich. »Es handelt sich immerhin um einen Eingriff zweiter Klasse in ein literarisches Kunstwerk.«
    »Nu, nebbich«, sagte der Vogel Greif. »Morgen hab ich eine Gruppenklage wegen Blindheit gegen die Triffids, und der Kriegsverbrecherprozess gegen die Marsbewohner im
War of the Worlds
zieht sich schon jahrelang hin. Sie können mir glauben, so ein kleiner literarischer Eingriff ist dagegen wirklich ein Spaß. Wollen Sie mal

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