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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Gleichgültigkeit.
    »Er verleugnet seine Gefühle!« schrien Ibb und Obb aus dem Hintergrund. »Er ist überhaupt nicht scharf auf Sie - er ist in Mary verliebt und will sich bloß mit diesem Rendezvous ablenken.«
    Arnold sah plötzlich sehr misstrauisch aus. »Was ist hier eigentlich los?« fragte er.
    »Subtext-Ausbildung«, sagte ich. »Tut mir leid, dass ich so unhöflich war. Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?«
    »Danke, ich glaube, ich muss wirklich weiter -«
    »Jetzt ziert er sich!« tönte Ibb, und Obb fügte hastig hinzu: »Das Blatt hat sich gewendet. Jetzt hat er Oberwasser, weil Sie unhöflich waren und ihm dauernd die Tür vor der Nase zugeschlagen haben. Jetzt müssen Sie darauf
bestehen
, dass er auf einen Kaffee hereinkommt, auch wenn das bedeutet, dass Sie jetzt netter zu ihm sein müssen, als Sie ursprünglich vorhatten.«
    »Sind die immer so?« fragte Arnold und trat durch die Tür.
    »Sie lernen schnell«, sagte ich. »Das ist Ibb, und das ist Obb. Darf ich euch Arnold vorstellen?«
    »Hallo!« sagte Arnold und dachte eine Sekunde lang nach. »Wollt ihr beiden Rohlinge vielleicht zu
Willow Lodge and the Limes
gehen?«
    Ibb und Obb sahen sich an. Es wurde ihnen bewusst, dass sie ein bisschen zu nahe nebeneinander saßen, und sie rückten ein Stück auseinander.
    »Hast du Lust?« fragte Ibb.
    »Also nur, wenn du -«
    »Mir ist alles recht - deine Entscheidung.«
    »Ja, also ich - würde wirklich ganz gern gehen.«
    »Na, dann los - es sei denn, du hattest was anderes vor?«
    »Nein, ich hab nichts vor.«
    Sie standen auf, ließen sich von Arnold die Karten geben und waren aus der Tür wie der Blitz.
    »Ich lachte und ging in die Küche.
    »Wer ist die alte Dame?« fragte Arnold.
    »Das ist meine Großmutter«, sagte ich, stellte das Wasser auf und holte den Kaffee heraus.
    »Ist sie...?«
    »Um Gottes willen, nein! Sie schläft bloß. Sie ist hundertundacht.«
    »Wirklich? Warum hat sie denn dieses grässliche blaue Karozeug an?«
    »Das hat sie schon immer getragen, jedenfalls soweit ich mich erinnern kann. Sie ist hergekommen, um sicherzustellen, dass ich meinen Ehemann nicht vergesse. Pardon. Das klingt so, als würde ich auf dem Thema herumhacken, nicht?«
    »Hören Sie, das macht nichts. Ich wollte vorhin nicht so romantisch daherkommen. Aber wissen Sie, Mary ist schon etwas ganz Besonderes, und ich bin nicht bloß deshalb in sie verliebt, weil ich so geschrieben bin. Das bei mir ist echtes Gefühl. So wie Nelson und Emma, Dante und Beatrice, Werther und Lotte -«
    »Ja, ja, ich weiß schon. Ich hab' so was auch schon erlebt.«
    Er setzte sich, und ich stellte ihm einen Kaffee hin.
    »Erzählen Sie mir von Ihrem Mann.«
    »Ach!« sagte ich lächelnd. »Sie wollen doch nicht, dass ich Sie mit meinen Gefühlen für Landen langweile.«
    »Das ist doch nicht langweilig. Sie hören mir ja auch zu, wenn ich von Mary rede.«
    Ich rührte geistesabwesend in meinem Kaffee und ließ vor meinem inneren Auge sämtliche Erinnerungen an Landen ablaufen, um sicherzustellen, dass sie noch alle da waren. Granny murmelte etwas von Hummern im Schlaf.
    »Es muss eine schwere Entscheidung für Sie gewesen sein, hierher zukommen und sich zu verstecken«, sagte Arnold. »Ich nehme an, eine Frau wie Thursday Next tut so etwas eigentlich nicht.«
    »Sie haben recht, im allgemeinen tun Thursdays das nicht. Aber wenn man sich neu formiert, dann ist das nicht dasselbe wie weglaufen.«
    »Also ein taktischer Rückzug?«
    »Genau. Was würden Sie tun, um wieder mit Mary zusammen zu sein?«
    »Alles.«
    »Genau. Mir geht es mit Landen genauso. Und ich werde ihn auch zurückbekommen, wenn auch vielleicht noch nicht heute und morgen. Das Merkwürdigste dabei ist«, sagte ich wehmütig, »wenn er dann wieder da ist, wird er gar nicht wissen, dass er überhaupt weg war. Er wartet wahrscheinlich gar nicht darauf, dass ich ihn re-aktualisiere.«
    Wir plauderten fast eine Stunde lang. Er wollte mich gerade dazu bringen,
wohlwollender wolliger Wolfshund
zu wiederholen, als meine Großmutter schreiend aufwachte.
    »Die Franzosen kommen!« brüllte sie und musste mit einem Glas warmem Whisky beruhigt werden, ehe ich sie zu Bett bringen konnte.
    »Ich glaube, ich gehe dann mal«, sagte Arnold. »Macht es Ihnen was aus, wenn ich bei Gelegenheit wieder vorbeikomme?«
    »Aber nein«, sagte ich. »Das wäre sehr nett.«
     
    Anschließend ging ich ins Bett und war immer noch wach, als Ibb und Obb von ihrem Konzert zurückkamen.

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