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Thursday Next 04 - Es ist was Faul

Thursday Next 04 - Es ist was Faul

Titel: Thursday Next 04 - Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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die Bücher zu katalogisieren.«
    Es sah so aus, als versuchte Cindy ihm mitzuteilen, was ihr eigentlicher Beruf war, ohne dass sie den Mut hatte, ihm wirklich reinen Wein einzuschenken. Es erschien mir besser, nicht mit der Tür ins Haus zu fallen. Vielleicht kam Spike ja von selbst drauf.
    »Wird so eine Bibliothekarin eigentlich gut bezahlt?«
    »Das kann man wohl sagen!«, rief Spike. »Manchmal muss sie ganz plötzlich auf Dienstreise gehen. Freiberuflich Karteikarten ausfüllen und Signaturen malen, nehme ich an. Es gibt da ganz dringende Notfälle. Für so etwas wird sie dann in gebrauchten Scheinen bezahlt. Wie die Behörden das machen, ist mir nicht klar. Aber alle paar Monate bringt sie so einen Aktenkoffer mit großen Scheinen nach Hause. Nicht schlecht.«
    Ich seufzte. Da war nichts zu machen.
    Wir fuhren noch zweimal unsere Runde. Parks und die restlichen SO-6-Agenten hatten längst aufgegeben und waren davongebraust. Inzwischen wurde ich der Sache auch ziemlich müde.
    »Wie oft müssen wir das denn machen?«, fragte ich, als wir das siebte Mal die Auffahrt 16 hinaufrollten. Der Himmel hatte sich verdüstert, und kleine Regentropfen rollten über die Windschutzscheibe. Spike stellte die Wischer an, die laut protestierten.
    »Warum fragst du? Hast du was anderes vor?«
    »Ich hab meiner Mutter versprochen, ich würde mich ab fünf wieder selber um meinen Sohn kümmern.«
    »Wozu sind Großmütter denn sonst da? Das ist schließlich Dienst hier. Meine Eltern sind glücklich, dass sie auf Betty aufpassen dürfen. Cindy hat allerdings keine Eltern mehr. Sie wurden bei der Arbeit als Bibliothekare erschossen.«
    »Kommt dir das nicht merkwürdig vor?«
    Spike zuckte die Achseln. »In so einer Branche wie meiner kann man eigentlich gar nicht beurteilen, was merkwürdig ist.«
    »Verstehe. Willst du wirklich nicht beim SuperHoop mitspielen?«
    »Ich würde lieber einem Werwolf die Reißzähne ziehen. Verdammt, ist das langweilig hier!« Er trat aufs Gas und überholte eine Autokolonne, die sich in den dichten Verkehr einzufädeln versuchte. »Ich hab die Scheiße satt. Tod, breite deinen schwarzen Mantel über uns!«
    Spikes Wagen schoss die Auffahrt hinauf, während plötzlich ein heftiger Sturzregen niederging. Obwohl die Wischer auf Hochtouren arbeiteten, sah man nicht das Geringste. Spike schaltete die Scheinwerfer an, und wir rasten knapp vor einem riesigen Sattelschlepper hinaus auf die Überholspur. Ich warf einen Blick auf den Tacho. Wir fuhren fast hundertsechzig.
    »Findest du nicht, wir sollten ein bisschen langsamer fahren?«, schrie ich, aber Spike grinste bloß wie ein Irrer und überholte einen Wagen auf der falschen Seite.
    Wir waren schon bei hundertachtzig, als Spike zum Fenster hinauszeigte. »Schau!«, sagte er.
    Ich blickte hinaus, aber da war nichts als strömender Regen. Erst als ich länger hinstarrte, glaubte ich einen schwachen Lichtschein erkennen zu können. Es hätte eine reine Sinnestäuschung sein können, aber Spikes geübtes Auge ließ sich nicht täuschen. Er wusste, was wir vor uns hatten: einen schmalen Spalt in dem schwarzen Vorhang, der die Lebenden von den Toten trennt.
    »Los geht's!«, rief er fröhlich und riss das Lenkrad herum. Der Seitenstreifen der Autobahn rutschte unter uns weg, die Leitplanken blieben zurück, einen Augenblick lang reckten sich mir die abgestorbenen Aste des toten Baumes im strömenden Regen entgegen, und wir segelten durch die Luft. Ich bereitete mich auf einen schweren Aufprall vor, aber der kam nicht. Wir glitten lautlos dahin, und eine Sekunde später rollten wir auf eine nächtliche Autobahn-Raststätte. Der Regen hatte aufgehört, aber der nachtschwarze Himmel war ohne Sterne. Wir hatten unser Ziel erreicht.

28. Raststätte Dauntsey
    Die Kunst ist lang, die Zeit ist flüchtig,
Und unsere tapferen Herzen schlagen,
Wie dumpfe Trommeln, ach so tüchtig,
Den Marsch zum Tod fast ohne Klagen.
    HENRY WADSWORTH LONGFELLOW Psalm des Lebens
    Wir fuhren über den Parkplatz und stellten den Wagen neben Formbys Bentley ab. Der Wagen des Präsidenten war leer, aber der Zündschlüssel steckte.
    »Scheint so, als wären wir noch in der Zeit. Hast du einen bestimmten Plan?«
    »Na ja, soviel ich weiß, funktioniert es am besten, wenn man eine Leier einsetzt und singt. Außerdem ist es besser, wenn man nicht zurückschaut, hab ich gehört.«
    »Ich glaube, das ist nur optional. Ich hab eine andere Strategie: Wir suchen den Präsidenten, schnappen ihn, und

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