Thursday Next 04 - Es ist was Faul
kommen. Was, um Himmels willen, hatte ich hier zu suchen?
Spike riss mich aus meinen Gedanken, indem er mich in die Seite stieß und mit dem Finger auf die andere Seite des Restaurants zeigte. Dort saß ein einzelner Mann mit weißen Haaren an einem der Tische.
Ich hatte Präsident Formby schon bei früheren Gelegenheiten gesehen, aber das war mindestens zehn Jahre her. Wenn die Vorhersagen meines Vaters zutrafen, würde der Präsident in sechs Tagen sterben, und das sah man ihm leider auch an. Er war schrecklich dünn, und seine Augen waren tief in die Höhlen gesunken. Seine Zähne, die fast schon eine Art Wahrzeichen waren, standen weiter denn je vor. Das Leben in der Unterhaltungsindustrie ist sehr anstrengend, und das Politikerleben erst recht. Formby gab sich alle Mühe, am Leben zu bleiben, um Kaine an der Machtergreifung zu hindern, aber er wusste, dass er nicht mehr viel Zeit hatte.
Ich wollte schon aufstehen, aber Spike sagte leise: »Ich glaube, wir sind zu spät dran. Schau dir die Nummer auf seinem Tisch an!« Auf dem Tisch des Präsidenten schimmerte eine 33.
Plötzlich spürte ich, wie Spike erstarrte, als hätte er jemand gesehen, aber dann ließ er die Schultern sinken und wandte sich ab, als wollte er nicht erkannt werden.
»Hör zu«, sagte er leise. »Bring den Präsidenten zu meinem Wagen, ehe die Kellnerin wiederkommt. Ich muss draußen noch was erledigen. Lass dich auf keinen Fall aufhalten.«
»Was? He, Spike, wo willst du hin?«
Aber Spike war schon weg. Er mischte sich unauffällig unter die Leute, die sich um den Zeitungsstand drängten, und dann war er verschwunden.
Ich holte tief Luft und ging zu Präsident Formbys Tisch.
»Guten Tag, junge Dame!«, sagte der Präsident. »Wo sind eigentlich meine Leibwächter?«
»Herr Präsident«, sagte ich. »Leider bleibt uns keine Zeit für lange Erklärungen. Ich muss Sie bitten, jetzt mit mir zu kommen.«
»Na schön«, sagte er friedfertig, »wenn Sie es sagen. Aber ich habe gerade eine Rindfleisch-Pastete mit Pommes bestellt. Ich könnte ein ganzes Pferd fressen, so hungrig bin ich!« Er grinste und versuchte zu lachen.
»Wir müssen gehen«, drängte ich. »Ich erklär alles später. Versprochen!«
»Aber ich hab schon bezahlt –«
»Tisch 33?«, sagte die Kellnerin, die hinter mir herangekommen war, ohne dass ich es bemerkt hatte.
»Genau! Das sind wir«, sagte Formby vergnügt.
»Wir haben ein kleines Problem mit Ihrer Bestellung«, sagte die Kellnerin. »Sie müssen noch einmal gehen, aber wir halten es für Sie warm.«
Ich atmete auf. Formby durfte jetzt noch nicht sterben, und die Angestellten wussten es glücklicherweise.
»Können wir jetzt gehen?«
»Erst will ich mein Geld zurückhaben«, sagte er starrköpfig.
»Ihr Leben ist in Gefahr, Herr Präsident.«
»Das war schon oft in Gefahr, junge Dame, aber ich gehe nicht weg, ehe ich nicht meine zehn Shilling zurückkriege.«
»Ich gebe sie Ihnen«, sagte ich. »Aber lassen Sie uns endlich hier abhauen.«
Ich hievte ihn auf die Füße und schob ihn zum Ausgang. Als wir hinausstolperten, lösten sich drei finstere Gestalten aus den Schatten. Sie waren bewaffnet.
»Schau mal einer an«, sagte der Erste, der eine arg verschlissene SpecOps-Uniform trug. Er war unrasiert, hatte fettiges Haar und war leichenblass. In der einen Hand hielt er einen alten Dienstrevolver, die andere ruhte auf seinem Kopf. »Sieht so aus, als wären das zwei, die noch leben.«
»Geben Sie mir Ihre Waffe«, sagte der Zweite.
»Das werden Sie ein Leben lang bereuen«, sagte ich, merkte aber gleich, wie töricht diese Bemerkung war.
»Dafür ist es wohl ein bisschen spät! Geben Sie mir Ihre Waffe«, sagte der Mann.
Ich gehorchte und gab ihm die Automatic. Er nahm sie und steckte sie in die Tasche. Der andere packte Formby am Arm und führte ihn zurück in die Raststätte.
»So«, sagte der Erste. »Ich glaube, wir sollten auch wieder reingehen. Wir haben einiges mit dir vor.«
Ich fragte mich, wo Spike wohl sein mochte. Er hatte die Gefahr offensichtlich gespürt, und vielleicht hatte er einen Plan. Wahrscheinlich war es das Beste, wenn ich die Dinge hinauszögerte.
»Was wollt ihr von mir?«, fragte ich.
»Gar nicht viel«, sagte der Mann, der seine Hand immer noch fest auf den Kopf presste, »bloß deine … Seele.«
»Sieht gut aus«, sagte der dritte Mann, der ein summendes Messgerät in seiner Hand hielt. »In der steckt noch eine Menge Leben. Der Alte hat bloß noch sechs Tage
Weitere Kostenlose Bücher