Thursday Next 04 - Es ist was Faul
habe so eine Ahnung, dass Sie noch größer werden. Ich bin Lola Vavoom seit den Sechzigern nachgestiegen, als sie die erste kleine Nebenrolle in
The Streets of Wootton Bassett
kriegte. Mannomann, neunzehn Jahre lang hab ich sie verfolgt. Erst als Buck Stallion meinen Weg kreuzte, hab ich sie aufgegeben. Als sie davon erfahren hat, schickte sie mir einen gläsernen Bier-Seidel. THANK YOU FOR A GREAT STALK, LOLA war darauf eingraviert. Sind Sie ihr jemals begegnet?«
»Einmal, Mr …« – ich warf einen Blick auf den Ausweis – »… de Floss. Interessanter Name. Sind Sie verwandt mit Candice?« Ich gab ihm den Ausweis zurück.
»Der Schriftstellerin? Nur in meinen Träumen«, sagte der Stalker und rollte die Augen. »Aber nennen Sie mich doch bitte Millon. Ich möchte Ihr Freund sein.«
»Gut, Millon.« Wir schüttelten uns die Hände.
Der Mann auf dem Boden stöhnte, setzte sich auf und rieb sich den Schädel.
»Wie heißt denn Ihr Freund?«
»Das ist nicht mein Freund«, sagte Millon. »Das ist
mein
Stalker. Ein ziemlich lästiger Bursche.«
»Warten Sie. Sie sind Stalker und haben selbst einen Stalker?«
»Natürlich!«, lachte Millon zufrieden. »Seit ich meine Autobiographie veröffentlicht habe,
A Stalk on the Wild Side
, bin ich selber so etwas wie eine Berühmtheit. Ich habe sogar einen Sponsoren-Vertrag mit
Compass Rose
™-Dufflecoats. Adam ist ein Stalker der Klasse 3, deshalb ist es nicht auszuschließen, dass er selbst einen Stalker hat. Kennen Sie das
Gedicht der Wild-Zeitung
nicht?«
Ehe ich ihn daran hindern konnte, begann er zu rezitieren:
»Unter allen guten Gaben
Musst Du einen Fan-Club haben.
Rennt Dir keiner hinterher,
Bist Du bald schon gar nichts mehr.«
»Nee, das hab ich noch nie gehört«, sagte ich, während der zweite Stalker mit einem Taschentuch seine blutende Lippe betupfte.
»Miss Next, das ist Adam Gnusense«, sagte Millon. »Adam, das ist Miss Next.«
Adam winkte mir kraftlos zu, betrachtete das Blut auf dem Taschentuch und seufzte kläglich. Plötzlich tat mir das alles irgendwie leid.
»Tut mir leid, dass Sie sich verletzt haben, Mr Gnusense«, sagte ich. »Aber ich wusste wirklich nicht, was Sie wollten.«
»Das ist ein Berufsrisiko, Miss Next.«
»Sag mal, Adam«, fragte Millon. »Hast du jetzt eigentlich deinen eigenen Stalker?«
»Ja, der muss irgendwo sein«, sagte Gnusense und sah sich unsicher um. »So ein Loser der Klasse 34. Die trübe Tasse hat gestern Abend meine Mülltonne durchgewühlt. Weiß auch nicht recht, was das soll.«
»Ach, die jungen Leute …«, sagte Millon. »Sie benutzen immer noch die alten Techniken aus den sechziger Jahren. Der moderne Stalker ist natürlich subtiler. Lange Wachen, detaillierte Aufzeichnungen, genaue Protokolle über das Kommen und Gehen, Teleobjektive, Wärmebildkameras …«
»Wir leben in traurigen Zeiten«, ergänzte Adam und schüttelte den Kopf. »Ich muss gehen. Ich habe einer Freundin versprochen, Adrian Lush eine Weile im Auge zu behalten, während sie Urlaub macht.«
Er stand auf und trottete die Seitengasse hinunter. Alle paar Schritte schepperten leere Bierbüchsen.
»Kein sehr ergiebiger Gesprächspartner, unser Adam«, erklärte Millon. »Aber er klemmt sich wirklich dahinter. Hängt an der Zielperson wie eine Napfschnecke. Der stöbert bei niemandem in der Mülltonne. Es sei denn natürlich, er gibt einen Einführungskurs für die Rekruten. Aber sagen Sie, Miss Next, wo waren Sie denn in den letzten zweieinhalb Jahren? Es war bisschen langweilig hier – nach den ersten anderthalb Jahren hab ich mein Stalken auf drei Nächte die Woche beschränkt.«
»Ach, das würden Sie mir doch nicht glauben.«
»Sie wären überrascht, was ich alles glaube. Abgesehen vom Stalken habe ich gerade mein erstes Sachbuch geschrieben
Eine kurze Geschichte des Special Operations Network
. Außerdem bin ich der Herausgeber der
Vierteljahresschrift für Verschwörungstheorien
. Neben einigen sehr aufschlussreichen Artikeln über die Beziehungen zwischen Goliath und Yorrick Kaine zu einem geheimnisvollen Ungeheuer namens Guinzilla hatten wir eine ganze Serie über Sie und
Jane Eyre
. Ich denke sogar daran, eine Biographie über Sie zu verfassen. Wie wäre es mit
Thursday Next. Eine Biographie
.«
»Der Titel ist viel zu gewagt.«
»Heißt das, ich habe Ihre Erlaubnis?«
»Nein. Aber wenn Sie ein Dossier über Yorrick Kaine für mich zusammenstellen, wäre ich bereit, Ihnen etwas über Aornis Hades zu
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