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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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an hätte tun sollen.« Elsevier verbarg die Augen hinter den Händen. Cress sagte etwas in raschem Sandhi zu Aspundh.
    »Sie lügt dich nicht an, Mond.« Aspundh lehnte sich zurück und sonderte sich damit unbewußt von ihnen ab. Elsevier übersetzte seine Worte benommen. »Die Schiffszeit ist nicht gleich der Außenzeit. Sie vergeht langsamer. Schau mich an, schau Elsevier an – und dann erinnere dich, daß ich um viele Jahre jünger als TJ war. Mond, wenn du jetzt nach Tiamat gehen würdest, wären dort fast fünf Jahre verstrichen.«
    »Nein ... nein ... nein!« Sie wankte und riß sich wütend los, als Cress sie wieder herabziehen wollte. Sie durchquerte das Zimmer und blieb lange am Fenster stehen, wo sie mit fest gegen die Scheibe gepreßter Stirn die Gärten betrachtete. Ihr Atem überzog das Glas mit vergänglichem Frost und trübte ihren Blick. »Ich will nicht auf dieser Welt bleiben. Ihr dürft mich nicht hier festhalten. Und wenn hundert Jahre vergangen wären – ich muß wieder nach Hause!« Sie ballte die Fäuste, ihre Knöchel pochten gegen das Glas. »Wie konntest du mir das nur antun, obwohl du es gewußt hast!« Sie wandte sich wutschnaubend um. »Ich habe dir vertraut! Verdammt sei dein Schiff, und mögen deine tausend Götter dich verdammen!«
    Aspundh stand inzwischen bei einem niederen Tischchen, nun kam er langsam auf sie zu. »Schau sie an, Mond.« Er sprach leise, fast im Plauderton. »Schau sie dir an, ihre Gesichter, und dann sage mir, daß sie dein Leben vorsätzlich ruinieren wollten.«
    Sie zwang ihre unwilligen Augen dazu, zum Tisch zurückzublicken, an dem die drei saßen – ein Gesicht war undeutbar, eines beschämt gesenkt, eines weinte herzzerreißend. Sie antwortete nicht, aber das genügte. Er führte sie zum Tisch zurück.
    »Mond, bitte verstehe doch, bitte glaube mir ... es bedeutete mir so viel, dich glücklich zu sehen, daß ich es dir unmöglich sagen konnte.« Elseviers Stimme klang dünn und spröde. »Und ich wollte gerne, daß du bleibst.«
    Mond betrachtete sie stumm, ihr Gesicht war so starr und kalt wie eine Maske. Elsevier wandte sich ab. »Es tut mir leid.«
    »Ich weiß.« Mond preßte die Worte aus erstarrten Lippen hervor. »Ich weiß. Aber das ändert nichts.« Sie sank in die Kissen zurück, entkräftet, aber nicht verzeihend.
    »Falsches wurde getan, Schwägerin«, sagte Aspundh. »Und die Frage bleibt ... was gedenkt Ihr zu unternehmen, um es wieder in Ordnung zu bringen?«
    »Alles in meiner Macht Stehende.«
    »Unserer Macht«, ergänzte Cress.
    »Dann bring mich heim, Elsevier!«
    »Das kann ich nicht. Was ich dir gesagt habe, ist wahr. Es ist zu spät. Aber wir können dir ein neues Leben geben.«
    »Ich will kein neues Leben. Ich will mein altes wieder.« »Fünf Jahre, Mond«, sagte Elsevier, »wie willst du ihn nach
    fünf Jahren wiederfinden?«
    »Ich weiß nicht.« Sie schlug die Fäuste gegeneinander. »Aber ich muß nach Tiamat zurückkehren! Es ist noch nicht vorüber. Das kann ich fühlen, es ist noch nicht vorüber!« Etwas hallte in den Tiefen ihres Verstandes wider, eine ferne Glocke. »Wenn ihr mich nicht zurückbringen könnt, dann muß es doch ein anderes Schiff geben, mit dem es möglich ist. Helft mir, eines zu finden ... «
    »Die könnten dich auch nicht hinbringen.« Cress rutschte unbehaglich auf den Kissen hin und her. »Es ist verboten. Wenn du Tiamat erst einmal verlassen hast, bestimmt das Gesetz, daß du nicht mehr dorthin zurückkehren kannst. Deine Welt ist verbotene Zone.«
    »Sie können doch nicht ...« Wut brodelte in ihr auf.
    »Sie können, Kleines.« Aspundh hob die Hand. »Aber sag mir, was meinst du damit, ›es ist noch nicht vorüber‹? Woher weißt du das?«
    »Das weiß ich nicht.« Sie senkte verlegen den Blick.
    »Du möchtest nur glauben, daß es noch nicht vorüber ist.« »Nein, das weiß ich!« Plötzlich war sie wieder zornig. »Ich weiß nur nicht, woher.«
    »Ich verstehe.« Er runzelte die Stirn, aber mehr konsterniert als mißbilligend.
    »Das kann sie nicht«, murmelte Cress. »Oder doch?«
    »Manchmal kommt so etwas vor.« Aspundh blickte ernst drein. »Wir sind in den Händen der Sibyllenmaschinerie. Manchmal manipuliert sie uns aus ihren eigensten Gründen. Ich meine, wir sollten wenigstens versuchen, herauszufinden, ob ihr Verschwinden ernste Veränderungen bewirken könnte, wenn es uns möglich ist.«
    Mond sah ihn, wie der Rest, ungläubig an.
    Cress lachte leise neben ihr. »Ihr meint, sie

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