Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
Schulter der Frau mit einem Antiseptikum und führte den winzigen Einschnitt aus, um ihr den Tracer unter die Haut zu pflanzen. Er führte diesen Eingriff zuerst durch, um sich selbst zu beruhigen. Die Königin betrachtete ihn stumm, nun, wo er der Stille bedurfte.

    Lärm wurde jenseits der geschlossenen Tür laut. Er hörte undeutliche Stimmen lautstark protestieren, zuckte zusammen wie ein Tier in der Falle und wartete auf ihre Entdeckung.
    »Keine Sorge, Doktor.« Die Königin legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. »Meine Leute achten darauf, daß wir nicht gestört werden.«
    »Warum, zum Teufel, habe ich mich nur dazu überreden lassen?« fragte er, mehr an sich selbst gewandt als an sie. Er nahm seine Arbeit wieder auf, doch seine Hände zitterten.
    »Fünfundzwanzig zusätzliche Jugendjahre können sehr verlockend sein.«
    »Daran werde ich viel Freude haben, wenn ich sie in einer Strafkolonie absitzen muß!«
    »Fassen Sie sich, Doktor! Wenn Sie nicht beenden, was Sie heute nacht begonnen haben, dann werden Sie die fünfundzwanzig Jahre ohnehin nicht bekommen. Die Vereinbarung gilt nur, wenn ich wenigstens ein gesundes Klonkind unter dem Sommervolk dieses Planeten habe.«
    »Die Vereinbarungen sind mir bekannt.« Er ließ von dem winzigen Schnitt ab und verschloß ihn wieder. »Aber ich hoffe, Ihr versteht, daß ein Klon unter diesen Umständen nicht nur illegal, sondern auch noch äußerst schwer vorhersehbar ist. Das ist eine komplizierte Prozedur. Die Aussichten, einen Klon zu erzeugen, der ein vernünftiges Duplikat der ursprünglichen Person ist, sind nicht einmal unter genau kontrollierten Bedingungen besonders gut, ganz zu schweigen ...«
    »Je mehr Implantationen Sie also heute nacht durchführen, desto besser für uns beide. Richtig?«
    »Ja, Euer Majestät«, entgegnete er mit Abscheu vor sich selbst. »Der Meinung bin ich auch.« Er rollte die schlafende Frau auf den Rücken und griff wieder in sein Täschchen.
     

1
    Hier auf Tiamat, wo es mehr Wasser als Land gibt, ist die scharfe Trennlinie zwischen Ozean und Himmel verschwommen, die beiden verschmelzen zu einem. Wasser wird von der schimmernden Oberfläche der See emporgewirbelt, um in irisierenden Schwaden wieder hinabzusinken. Wolken huschen, Gefühlen gleich, über die feurigen roten Antlitze der Zwillinge und werden wieder abgeschüttelt und zerstieben zu Regenbogen. So entstehen dutzende Regenbogen jeden Tag, bis die Menschen aufhören, sie zu bestaunen. Bis keiner mehr bewundernd stehenbleibt, keiner aufsieht .. .
    »Es ist eine Schande«, sagte Mond plötzlich und zog heftig am Steuerausleger.
    »Was?« Funke duckte sich, als das schlaffe Segel sich mit Wind füllte und der Baum über ihn hinwegpfiff. Das Auslegerkanu schwankte wie ein Schwingenfisch.
    »Es ist eine Schande, wie unaufmerksam du bist. Was hast du vor? Uns zu ertränken?«
    Mond runzelte die Stirn, da die Stimmung des Augenblicks dahin war. »Oh, ertränk dich doch selbst.«
    »Ich bin schon halb ertrunken, das ist der Ärger.« Er schnitt dem knöchelhohen Wasser in ihrem wasserfesten Kanu eine böse Grimasse und nahm die Schöpfkelle wieder auf. Der letzte Schwall hat seine gute Laune ertränkt, dachte sie, wie auch die durchweichten Vorratskörbe. Vielleicht war es auch nur Müdigkeit. Auf dieser Reise waren sie nun schon fast einen Monat auf See und tuckerten entlang der windwärtigen Route von Insel zu Insel. Seit dem Vortag hatten sie die Windwärtsinseln sogar schon hinter sich gelassen und befanden sich nun außerhalb des kartographierten Gebietes und steuerten auf eine Gruppe, bestehend aus drei Inselchen zu, die eine Zuflucht vor der Seemutter boten. Ihr Boot war winzig für solche Entfernungen, und sie hatten nur die Sterne und eine grobe Richtungsangabe in Form von Pfählen, die sie leiteten. Doch sie waren Kinder der See, so wahr sie Kinder ihrer Geburtsmütter waren, und da sie sich auf einer gesegneten Reise befanden, wußte Mond, Sie würde ihnen freundlich gesonnen sein.
    Mond sah zu, wie Funkes nickender Kopf Feuer fing, als Tiamats Doppelstern durch die Wolken brach und Flammen sein rotes Haar umspielten, sowie seinen spärlichen, neu wachsenden Bart. Die Sonnen warfen den Schatten seiner schlanken, muskulösen Gestalt ins Boot herein. Sie seufzte, unfähig, ihre Gefühle bei seinem Anblick zu unterdrücken,und spielte mit einer roten Locke.
    »Regenbogen ... ich sprach von Regenbogen. Niemand weiß sie zu schätzen. Was wäre, wenn es plötzlich

Weitere Kostenlose Bücher