Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
Fortschritts verschafft.«
    »Du meinst Stagnation.« Elsevier runzelte die Stirn.
    Er machte eine indignierte Geste. »Du kannst das noch sagen, sowohl du auf der höchstentwickelten Welt der Hegemonie lebst?«
    »Der technisch höchstentwickelten. Sozial auch nicht viel weiter als Ondinee.«
    Er seufzte. »Warum verläßt mich das Gefühl nicht, diese Unterhaltung schon zu oft geführt zu haben?«
    Elsevier hob beschwichtigend die Hände. »Verzeih mir, KR, bin ich nicht gekommen, um über Politik zu streiten, oder um deine wertvolle Zeit zu stehlen. In deiner apolitischen Kapazität bin ich zu dir gekommen, und ich habe jemanden mitgebracht, der angewiesen ist auf deinen Rat.« Sie erhob sich und zog Mond mit vom Kissen hoch.
    Mond stand benommen da, während KR Aspundh tatterig näherkam. Sie starrte überrascht das dunkel schimmernde Kleeblatt auf seiner Brust an. »Ein Sibyl! Das kann nicht sein!«
    Er blieb mit feierlichem Nicken stehen. »Fragt, ich werde Euch antworten.«
    Elsevier griff nach Mond und öffnete den Kragen ihres Kleides, um dasselbe Kleeblatt zu enthüllen. »Deine Schwester im Geiste. Ihr Name ist Mond.«
    Monds. Hände flogen zu ihrer Kehle, und sie verbarg das Zeichen ihrer mißlungenen Inspiration, als stünde sie nackt in seiner Gegenwart. Doch Elsevier drehte sie nachdrücklich wieder um und hob ihr Kinn, bis sie ihm wieder in die Augen blickte.
    »Euer Besuch ist eine Ehre für meinen Haushalt. Vergebt mir, wenn mein Verhalten Euch erzürnt oder um Eures Kommens beschämt haben sollte. Und entschuldigt meine unbeholfenen Kenntnisse in Eurer Sprache.«
    Mond senkte den Blick wieder und redete ihn verlegen in Sandhi an. »Sie beschämen mich. Ich bin ... ich bin keine Sibylle. Nicht hier, dies ist nicht meine Welt.«
    »Begrenzt ist unser Wissen weder von Raum noch Zeit, dank des Alten Imperiums wissenschaftlichen Wundern.« Er kam auf sie zu und studierte näherkommend ihr Gesicht. »Wir überall können antworten, zu jeder Zeit ... doch
Ihr
könnt nicht. Ihr versuchtet es und scheitertet.« Er blieb vor ihr stehen und sah ihr tief in die verwunderten Augen. »Jeder das erkennen könnte, unnötig sind hierzu spezielle Einblicke. Aber warum? Das ist die Frage, die Ihr mir beantworten müßt. Setzt Euch nun, und sagt mir, woher Ihr kommt!« Er ließ sich ebenfalls auf ein Kissen nieder, wobei er einen Tisch als Stütze verwendete.
    Mond setzte sich und betrachtete ihn über die Tischplatte hinweg. Elsevier, Cress und Silky schlossen den Kreis. »Ich komme von Tiamat.«
    »Tiamat!«
    Ein Nicken. »Und nun spricht die Herrin nicht mehr durch mich, denn ich ließ ... mein Versprechen unerfüllt.«
    »Die ›Herrin‹?« Er blickte Elsevier an.
    »Die Meeresmutter, eine lokale Göttin. Den Grund unseres Hierseins sollte ich vielleicht besser erklären, KR. « Sie preßte ihre Hände gegeneinander, beugte sich nach vorn und erzählte ihm alles, was geschehen war. Mond sah, wie sich die Furche zwischen Aspundhs Brauen vertiefte, aber Elsevier beachtete es nicht. »Zurückbringen konnten wir sie nicht, denn einen Astrogator brauchten wir, um durch die Pforte zu gelangen. Weil Mond eine Sibylle war, ich ... ich brauchte sie.« Sanfte Betonung auf
brauchte.
»Doch zur Sibylle war sie vor kurzem erst geworden, und Zeit, in einen Transfer zu gehen, hatte sie bis dato nicht gehabt.« Sie schlang die Finger ineinander.
    Ein mechanischer Diener tauchte unter dem Torbogen auf und bewegte sich mit einem Tablett voller Gläser auf Aspundh zu. Dieser nickte, daraufhin stellte der Diener das Tablett auf den Tisch. »Habt ihr einen weiteren Wunsch?«
    »Nein.« Er winkte dem Diener ungeduldig zu, sich zu entfernen. »Ihr meint, im Transfer ließet Ihr sie stundenlang unbewacht? Mein Gott, welch unverantwortlicher Akt ist das – wie ich ihn erwartete von TJ! Ein Wunder, daß sie nicht den Verstand verloren hat.«
    »Was hätte sie schon tun können?« unterbrach Cress ihn wütend. »Zulassen, daß uns die Blauen fingen? Mich sterben lassen?«
    Aspundh sah ihn ausdruckslos an. »Ihr betrachtet ihre geistige Gesundheit als gerechten Handel?«
    Cress' Blick richtete sich auf das Kleeblatt auf Aspundhs Brust, dann auf Monds Tätowierung, doch er sah ihr nicht in die Augen. Er schüttelte den Kopf.
    »Aber ich.« Mond sah, wie sich Cress' Züge entspannten, während sie die Worte aussprach. »Es war meine Pflicht. Aber ich ... ich war nicht stark genug.« Sie nahm einen Schluck aus dem hohen, gefrosteten Glas, das

Weitere Kostenlose Bücher