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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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das wissende Lachen, während der Koch in die Küche zurückschlurfte.
    Miroe seufzte schwer, er versuchte zu lächeln und gleichzeitig die Stirn zu runzeln, doch sein Gesicht drückte nur Kummer aus. Er griff nach ihrer Hand, doch sie entzog sie ihm, bevor er die Finger darum schließen konnte. Er sah sie an, sie bemerkte seine Überraschung.
    »Du hast genau die richtige Frage gestellt, Miroe.« Ihr Lächeln wurde von der Statik ihrer Emotionen gestört. »Du hast dir nur den falschen Zeitpunkt ausgesucht.« Sie schüttelte den Kopf und preßte geschwind seine Hand an ihre Lippen. »Das Ende für mich ist zu nahe – oder zu weit entfernt.«
    »Ich verstehe.« Er nickte, plötzlich wieder unnahbar, als würde ihm der Augenblick zwischen ihnen, den sie so genossen hatte, gar nichts bedeuten.
    Enttäuschung und Scham drückten schwer auf ihre Brust.
Mehr hat es dir nicht bedeutet?
»Ich kehre besser zur Stadt zurück.«
Damit du deinen Winterkumpanen erzählen kannst, wie du beinahe die Polizeikommandantin nach dem Essen auf den Rücken gelegt hättest.
    »Du mußt nicht gehen. Wir können ... so tun, als wäre überhaupt nichts geschehen.«
    »Vielleicht kannst du das. Aber ich kann es nicht mehr. Die Realität ist zu laut geworden.« Sie zog den Mantel an und wankte unsicher zur Tür.
    »Jerusha? Wirst du zurechtkommen?« Seine Sorge entging ihr nicht.
    Sie blieb stehen und drehte sich um, als sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte. »Ja. Ein Tag außerhalb von Karbunekl ist wie eine Transfusion. Vielleicht ... können wir uns beim Ball treffen – vor dem endgültigen Abschied.« Sie haßte sich selbst für diese Worte – aber er offensichtlich nicht.
    »Nein, ich glaube nicht. Diesen Ball werde ich mir entgehen lassen. Ich werde Tiamat nicht verlassen, das ist meine Heimat.«
    »Natürlich.« Sie lächelte künstlich, als würden ihre Muskeln sich verkrampfen. »Nun, vielleicht ... rufe ich dich an, bevor ich gehe.«
Geh
zum
Teufel ...!
    »Ich bring dich raus.«
    »Keine Umstände.« Sie schüttelte den Kopf, stülpte den Helm über, befestigte das Kinnband. »Ist nicht nötig.« Sie öffnete die dunkle, eisenbeschlagene Tür und schloß sie so schnell wie möglich hinter sich.
    Sie war bereits halb den Hügel heruntergegangen, als sie hörte, wie er ihren Namen rief. Sie wandte sich um und sah, wie er den Hügel heruntergelaufen kam. Sie blieb stehen, ihre Hände ballte sie in ihrer Tasche verlegen zu Fäusten. »Ja?«
    »Es kommt Sturm auf.«
    »Nein, unmöglich. Ich habe mir die Wettervorhersagen angesehen, bevor ich Karbunkel verließ.«
    »Zum Teufel mit den Vorhersagen. Wenn diese Bastarde ihre Simulatoren in Ruhe ließen und den Himmel betrachten würden ... «
    Er deutete vom Horizont zum Zenit. »Er wird morgen früh bei Tagesanbruch hier sein.«
    Sie blickte auf, konnte aber nur einzelne Wölkchen und einen seltsamen Schimmer erkennen, der die beiden Zwillinge einhüllte. »Keine Sorge. Ich werde bei Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein.«
    »Um dich mache ich mir keine Sorgen.« Er hatte den Blick immer noch zum nördlichen Horizont gerichtet.
    »Oh.« Sie spürte, wie jeglicher Ausdruck von ihrem Gesicht abfiel.
    »Das Mädchen, das bei mir ist, sie ist mit einem kleinen Boot an der Küste unterwegs. Sie wird frühestens morgen nachmittag zurück sein.« Er betrachtete sie grimmig. »Ich habe sie schon einmal halb erfroren aus dem Meer gefischt. Diesmal habe ich vielleicht kein so großes Glück. Ich kann sie niemals rechtzeitig erreichen, wenn nicht ...«
    Sie nickte. »Na gut, Miroe, suchen wir sie.«
    Er zögerte. »Ich ... weiß nicht, wie ich dich um diesen Gefallen bitten soll, ich habe kein Recht, dich darum zu bitten. Aber ... «
    »Schon recht. Es ist meine Pflicht, zu helfen.«
    »Nein. Ich möchte dich bitten, deine Pflicht zu vergessen, wenn du das tust. Du sollst vergessen, daß du diejenige getroffen hast, die du treffen wirst.« Er lächelte oder schnitt eine Grimasse... Siehst du, ich vertraue dir auch zu sehr.« Er rieb sich die Arme. Sie sah, daß er ihr ohne Mantel gefolgt war.
    Dann erinnerte sie sich an seinen Schrecken bei ihrer Ankunft, und nun verstand sie endlich. »Sie ist aber keine Massenmörderin oder so etwas?«
    Er lachte. »Ganz im Gegenteil.«
    »Dann habe ich ein schlechtes Gedächtnis. Komm schon, gehen wir, bevor du erfrierst! Du kannst mich unterwegs in die Verschwörung einweihen.«
    Sie gingen wieder den Hügel hinauf, direkt in den Rachen des

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