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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Totenreich sinken.
    Als er aus dem Wasser kam, warf ihm Jerusha ihren Mantel über die Schultern. Er nickte abwesend, und sie hatte fast den Eindruck, als könnte sie überhaupt nicht zu ihm durchdringen. Plötzlich erinnerte sie sich daran, daß einer der Techschmuggler vor fünf Jahren ein Dillyp gewesen war.
    »Sie muß auch tot sein.« Seine Stimme war hart wie Stahl. Sie bemerkte, daß von Mond Dawntreader jede Spur fehlte. »Der Starbuck und die Hunde sind dafür verantwortlich.« Er gestikulierte, jedes Wort war ein Fluch. »Die letzte Jagd. Auf meinem Land!« Er ballte die Hände zu Fäusten. »Und sie so zurückzulassen, sie zu entehren, dieses ...
Verbrechen!
Warum?«
    »Arienrhod befahl das.« Diese einfache Bemerkung brachte eine blitzartige Erleuchtung, während sie den einzig möglichen Grund erkannte, weshalb Arienrhod einem Außenweltler, einem völlig Fremden, so etwas antun konnte.
Wegen mir? Nein, nein ... nicht wegen mir!
    Miroe wandte sich um, als würde ihre Schuld wie ein Fanal deuchten. »Dies ist ein Verbrechen gegen einen Bürger der Hegemonie, auf dem ihm zugesprochenen Land.« Seine Stimme klagte sie an, ohne Notwendigkeit, die Worte aussprechen zu müssen. »Du hast es mit eigenen Augen gesehen, du hast die Rechtsgewalt. Hast du als Kommandantin die Befugnis, einen Starbuck des Mordes anzuklagen?«
    Sie erstarrte. »Ich weiß nicht. Ich weiß gar nichts mehr, Miroe ...« während sie an den Knöpfen ihrer Uniform zupfte. »Aber ich schwöre dir, bei meinen und deinen Göttern, daß ich alles in meiner Macht Stehende unternehmen werde, daß es dazu kommt.«
(sie sah die Leichen)
»Sie vernichtet, was sie berührt, sie soll verdammt sein ...«
(BZs Leben endete in einem Glutball) »...
und sie wird dafür bezahlen, und wenn es mein Leben kosten sollte! Damit wird sie nicht durchkommen ...«
(LiouxSkeds Leben ruiniert) »...
sie hält sich für so unberührbar, sie glaubt, sie wird ewig Königin sein, aber damit wird sie nicht durchkommen ...«
(ihr eigenes Leben ruiniert) »...
und wenn ich sie eigenhändig ertränken muß!«
    »Ich glaube dir, Jerusha«, sagte Miroe, ohne zu lächeln. Sie hörte, wie der anklagende Ton aus seiner Stimme verschwand. »Aber wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    »Ich weiß.« Sie sah weg und verankerte den Anblick der Wesen, deren einziges Verbrechen darin bestanden hatte, zu leben, für immer in ihrer Erinnerung. »Ich habe noch nie einen Mer gesehen ...« Sie preßte die Lippen aufeinander.
    »Hier hast du auch keinen gesehen.« Seine Stimme war unsicher. »Diese Berge toten Fleisches ... die sind nichts. Du kennst die Mers nicht, wenn du sie nicht im Wasser tanzen gesehen oder ihre Lieder gehört hast ... Du kannst den wahren Umfang des Verbrechens erst dann ermessen, wenn du erfährst, was die Mers wirklich sind. Es sind nicht nur Tiere, Jerusha.«
    »Was?« Sie sah ihn an. »Was sagst du da?«
Nein, sag es mir nicht! Ich will es nicht wissen.
    »Es sind intelligente Wesen. An diesem Strand wurden heute nicht zwei ermordet, sondern Hunderte. Und während des vergangenen Jahrtausends ...«
    Sie schwankte im Wind. »Nein ... Miroe, das sind sie nicht. Das kann nicht sein!«
    »Sie sind eine synthetische Lebensform. Das Alte Imperium gab ihnen sowohl Intelligenz als auch Unsterblichkeit. Mond Dawntreader hat mir die Wahrheit über sie erzählt.«
    »Aber wie? Wie können sie intelligent sein? Und wie kommt es, daß die Hegemonie nicht weiß ...?« Ihre Stimme versagte.
    »Ich weiß nicht wie. Aber ich weiß, daß die Hegemonie die Wahrheit schon seit einem Jahrtausend kennen muß. Als ich es hörte, sagte ich Mond, ich wüßte nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.« Seine Gesichtsmuskeln zuckten. »Jetzt weiß ich es.« Er wandte ihr den Rücken zu.
    Jerusha stand schweigend und reglos da und wartete darauf, daß das Himmelszelt aufbrechen und auf sie herabstürzen würde, wartete auf den Augenblick, an dem das Gewicht der Ungerechtigkeit diese eierschalendünne Welt der Lügen zerschmettern würde und alles über ihr zusammenfiele ... Doch weder der Himmel, noch das Meer veränderten sich, kein Unterschied im Profil der Klippen oder der entsetzlichen Gegenwart von Tod, Sinnlosigkeit, Trauer. »Miroe ... komm zurück zum Schweber! Du wirst dir den Tod holen.«
    Er nickte. »Ja. Die Überlebenden werden beizeiten zurückkehren. Ich muß sie ... sich selbst überlassen. Ich kann ihnen nicht helfen, ich kann nicht einmal mehr mir selbst helfen.« Er

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