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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Hegemonie, das Zeichen, das sie jeden Tag ihres Lebens in der Sommerzone gesehen hatte ... Sie hob wieder die Hand, und er unternahm keinen Versuch, sie aufzuhalten. Langsam, langsam hob sie den Kopf, sie wußte, im nächsten Augenblick würde sie .. .
    »Nein!«
Blitzschnell schoß seine Faust auf sie zu und fegte sie in abgrundtiefe Dunkelheit.
     

31
    »Hallo, Miroe.« Jerusha stieg aus dem Patrouillenfahrzeug. Sie trug ihre adretteste Uniform und stellte ihr strahlendstes Lächeln zur Schau. Der Wind zerrte mit kalten Fingern an ihren Schultern, als versuchte er, ihren halboffenen Mantel zwecks rüderer Intimitäten zu öffnen.
Zum Teufel mit diesem Wetter!
Ihr Lächeln zerflatterte.
    »Jerusha?« Ngenet kam den Hang herab auf sie zu. Er war von Feldarbeitern umgeben, die ihn von ihrer Ankunft unterrichtet hatten. Sein breites Willkommenslächeln schien aufrichtig gemeint zu sein. Ihr wurde viel wärmer. Doch sie las auch Zögern in dem Blick, der zuerst über ihre Uniform glitt, bevor er ihre Augen suchte. »Es ist lange her.«
    »Ja.« Sie nickte, eine Entschuldigung, um den Blick zu senken, und fragte sich, ob nur die lange Zeit an seinem Zögern schuld war. »Ich weiß. Wie ... wie geht es dir denn, Miroe?«
    »Immer dasselbe. Alles beim alten.« Er steckte achselzuckend die Hände in die Taschen seiner Parka. »Wie immer. Ist das ein offizieller Besuch, oder reine Privatangelegenheit?« Er schaute an ihr vorbei in das leere Patrouillenfahrzeug.
    »Von beiden ein wenig, würde ich sagen«, antwortete sie und versuchte, es so beiläufig wie möglich klingen zu lassen. Sie sah, wie er den Mund ein wenig zusammenpreßte, sein Schnurrbart zitterte. »Das heißt, wir bekamen Berichte über einen Techschmuggler, der hier in der Nähe abgestürzt sein soll« – vor
fast zwei oder drei Wochen –,
»und da ich sowieso gerade hier zu tun hatte ... «
    »Der Polizeikommandant verfolgt höchstpersönlich Flüchtlinge in der Provinz? Seit wann?« Amüsiert.
    »Ich bin die einzige, die sie erübrigen können.« Sie lächelte reuig, was lange nicht mehr benutzte Muskeln unter ihren Wangen bewegte.
    Gelächter. »Verdammt, Jerusha, du weißt doch, daß du keine offizielle Entschuldigung brauchst, um hierher zu kommen. Du bist jederzeit willkommen – als Freund.«
    »Danke.« Sie spürte das aufrichtige Entgegenkommen und war ihm dankbar dafür. »Es ist hübsch, zur Abwechslung mal als Mensch angesprochen zu werden, und nicht als Blaue.« Sie schloß ihren Mantel, da er ihr plötzlich peinlich erschien.
Mein Schild, meine Rüstung. Was soll ich nur tun, wenn sie ihn mir wegnehmen?
»Ich ... ich habe ein paarmal versucht, dich anzurufen. Aber du warst nicht da.« Plötzlich fragte sie sich, weshalb er ihre Anrufe nicht beantwortet hatte.
Götter, wer kann ihm daraus einen Vorwurf machen? Schließlich habe ich ja seine auch nie beantwortet.
    »Tut mir leid, ich konnte nicht ... « Er schien auf dieselbe Frage gestoßen zu sein, allerdings auch, ohne eine Antwort darauf zu finden. »Ich nehme an, du warst ... beschäftigt.«
    »Beschäftigt! Oh, Hölle, Tod und Teufel, es war ... es war die Hölle!« Sie lehnte sich gegen das Fahrzeug, zog die Tür herunter und schlug sie zu. »BZ ist verschwunden, Miroe. .Tot. Von Banditen außerhalb der Stadt ermordert. Und ich kann einfach nicht ... ich ertrage es nicht mehr.« Sie senkte verzweifelt den Kopf, als würde er von unsichtbaren Ketten hinabgezogen. »Ich weiß gar nicht, wie ich es bewerkstelligen soll, wieder nach Karbunkel zurückzukehren. Wo ich doch immerzu daran denken muß, wieviel besser es für alle wäre, würde ich nicht mehr zurückkehren. Wieviel besser es wäre, wenn ich die einzige wäre, die weg ist.«
    »Bei allen Göttern, Jerusha ... warum hast du mir das nie erzählt?«
    Sie wandte sich von seiner ausgestreckten Hand ab, lehnte sich gegen die Hülle des Fahrzeugs und blickte aufs Meer hinaus. »Ich bin nicht hierher gekommen, um dich als als Mülleimer zu verwenden, verdammt nochmal.«
    »Natürlich. Wozu sollen Freunde denn sonst dasein?« Sie hörte ihn leise lachen.
    »Nein.«
    »Na gut. Aber warum nicht? Warum nicht?« Er zog sanft an ihrem Ellbogen.
    »Bitte rühr mich nicht an, Miroe. Bitte nicht!« Sie spürte, wie er seine Hand entfernte, doch ihre Haut kribbelte immer noch an der Stelle, an der er sie berührt hatte. »Ich werde damit fertig. Schon in Ordnung, ich kann allein damit fertigwerden.« Ihre Selbstbeherrschung hing an einem seidenen

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