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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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einsanken. Doch das hölzerne Bett selbst war hart wie ein Brett – nach allem, was sie wußte, war es auch ein Brett, und doch hatte die hier noch niemals die halbe Nacht wachgelegen und um Schlaf gefleht, während ihre Augen ein Loch durch die Lider in die Dunkelheit gebrannt hatten .. .
    Sie öffnete ihren Mantel und legte ihn ab, dann ging sie mit ihm zu dem massiven Schrank. Doch sie blieb stehen, als sie den grellen Fluganzug erblickte, der auf einem Kleiderstapel am Schrankboden lag. Sie hängte ihren Mantel mechanisch an einen Haken, hob den Anzug auf und hielt ihn gegen sich, dann auf Armeslänge weg und studierte die Konturen. Dann nahm sie langsam ihren Mantel wieder heraus und hängte statt dessen den Anzug in den Schrank.
    Sie ging wieder zum Bett und betrachtete die zerwühlten Laken, sie hob die Bürste auf, die auf einem Hocker neben dem Bett lag, betastete die langen, seidigen Haare, die sich darin verfangen hatten. Sie legte sie wieder hin. Danach blieb sie eine Weile stumm stehen, während sie in ihrem Verstand ein mageres Mädchen mit knapper Unterwäsche sah, das sich über eine Pfütze kauerte, um silberne Wogs zu fangen. Das Sonnenlicht ergoß sich wie heißer Honig über sie und verschluckte jedes Geräusch, das steinige Flußbett schien sich, ausgetrocknet und wie eine Moräne, nach beiden Seiten endlos zu erstrecken .. .
    Jerusha nahm Tasche und Helm vom Bett und ging rasch wieder die Treppe hinab.
    »Jerusha?« Miroe richtete sich von dem Holztisch am Kamin auf und runzelte verständnislos die Stirn. »Ich dachte, du wolltest ...«
    »Du hast mir gar nicht gesagt, daß du – andere Gäste hast.« Das Wort nahm eine Bedeutung an, die sie eigentlich gar nicht hatte hineinlegen wollen. »Ich werde nicht bleiben.«
    Sein Gesicht veränderte sich, wie das eines Mannes, den man gerade bei einem entsetzlichen Versehen erwischt hat. Auch ihr Gesicht schien zu Eis erstarrt zu sein.
    »Bist du eigentlich immer im Dienst?« fragte er leise. »Deine Moralvorstellungen sind ... gehen mich auch dann nichts an, wenn ich im Dienst bin.«
    »Was?« Wieder veränderte sich sein Ausdruck vollkommen. »Du meinst ... das hast du also geglaubt?« Seine Erleichterung explodierte in dröhnendem Gelächter. »Ich glaubte, du würdest schon wieder nach Schmugglern suchen.«
    Sie öffnete den Mund.
    »Jerusha.« Er kam quer durchs Zimmer auf sie zu. »Ihr Götter, so habe ich das nicht gemeint. Nicht, was du denkst. Sie ist nur eine Freundin. Keine Romanze. Sie könnte meine Tochter sein, so jung ist sie. Sie ist augenblicklich gerade mit dem Boot unterwegs.«
    Jerusha senkte den Blick. »Ich möchte mich nicht ... einmischen. «
    Er räusperte sich. »Die Götter wissen, ich bin nicht aus Holz ...« Er hob ein schlappes, verblichenes Kissen auf, ließ es wieder fallen.
    »Das hatte ich auch nicht erwartet.« Sie wußte, daß sie es mit einem häßlichen Unterton sagte.
    »Ich ... du hast einmal zu mir gesagt, daß ich nicht dumm wäre. Aber während der ganzen Zeit, während all deinen Besuchen, ist mir nie die Idee gekommen ... « – er hob die Hand und berührte sie auf eine Weise, wie er sie noch nie zuvor berührt hatte –, »... daß du mehr erwarten könntest.«
    »Das habe ich auch nicht.«
Ich wollte es nicht zugeben, nicht einmal mir selbst gegenüber.
Sie versuchte, sich zu bewegen, versuchte, sich seiner Berührung zu entziehen, seiner Hand, und zitterte dabei wie ein gefangener Vogel.
    Er nahm seine Hand weg. »Gibt es einen anderen? In der Stadt, auf deinem Heimatplaneten, einen anderen ...?« »Nein.« Ihr Gesicht brannte. »Niemals.«
    »Niemals?« Er holte tief Atem. »Niemals .. .? Keiner hat dich je so berührt ... « – an ihrem Nacken entlang, ihrem Ohrläppchen, dem Kiefer – »... oder so ... « – er folgte dem Reißverschluß ihrer Tunika über die Brüste – »... oder hat das getan . «– langsam umfing er sie mit den Armen und zog sie an sich, bis die Konturen ihrer Körper zu verschmelzen schienen und sein Mund sich auf ihren preßte.
    »Doch ... jetzt . ..«, murmelte sie, als der Kuß endete. Sie suchte wieder nach seinen Lippen, fordernd.
    »Bitte um Vergebung, Sir.«
    Jerusha keuchte und riß sich reflexartig von ihm los. Sie sah den uralten Koch, der mit den Rücken zu ihnen im Türrahmen stand.
    »Was ist?« Miroes Stimme schien an den Ecken ausgefranst.
    »Mittag, Sir. Das Mittagessen ist fertig – aber das wird es auch bleiben, bis Sie fertig sind, Sir.« Jerusha hörte

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