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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Polizeikommandantin PalaThion. Als PalaThion am Obersten Richter vorbeiging, sah sie den lautlosen Blickabtausch zwischen ihnen. PalaThions Blick war stumpf, als sie weiterging.
    »Eure Majestät.« PalaThion salutierte mit formaler Präzision, ihre Augen verloren noch mehr von ihrem Glanz, als sie sich der Anwesenheit Monds über dem rotverhangenen Geländer voll bewußt wurde. »Ich gratuliere.« Unglaube klang aus jedem Wort.
    Monds Lächeln wurde noch breiter. »Ich danke Ihnen, Kommandant. Ich glaube, ich bin ebenso überrascht, mich an dieser Stelle zu sehen, wie Sie auch.« Plötzlich fühlte sie sich verlegen, als würde sie durch den Mund einer anderen sprechen.
    »Das bezweifle ich sehr, Eure Majestät. Aber wer weiß ...?« PalaThion zuckte unmerklich die Achseln. Dann hob sie ihre Stimme. »Mit der Anerkennung Eurer Position als Sommerkönigin sind meine Pflichten hier erloschen, Eure Majestät, und auch die Polizeiverantwortlichkeit für alles, was auf Tiamat geschieht. Auch unsere offizielle Herrschaft im Namen der Hegemonie für die nächsten einhundert Jahre, bis wir bei der nächsten Veränderung zurückkehren. Von nun an wird es Eure alleinige Aufgabe sein, die Ordnung aufrechtzuerhalten.«
    Mond nickte. »Ich weiß, Kommandant. Vielen Dank für Ihre Dienste für mein Volk ... besonders das Volk von Sommer, das Sie vor der Seuche gerettet haben. Ich schulde Ihnen etwas, das ich nie zurückzahlen kann ...«
In doppelter Hinsicht.
Sie beugte sich über das Geländer.
    PalaThion senkte den Kopf, blickte wieder auf. »Ich erfüllte nur meine Pflicht, Eure Majestät.« Doch eine überraschende Dankbarkeit spiegelte sich in ihrem Mienenspiel.
    »Es ist sehr bedauerlich für Tiamat, einen wahren Freund wie Sie zu verlieren, und für mich ebenfalls. Wir haben nicht viele wahre Freunde in der Galaxis. Daher sind wir auf sie alle angewiesen.«
    PalaThion lächelte dünn. »Freunde tauchen oft an den unerwartetsten Stellen auf, Eure Majestät ... Aber manchmal erkennt man das erst, wenn es zu spät ist. Dasselbe gilt auch für Feinde.« Sie senkte die Stimme. »Geh sachte voran, Mond, bis das letzte Schiff den Raumhafen verlassen hat. Versuche nicht, die Zukunft zu überstürzen. Mehr als nur dein eigenes Volk fragt sich bereits, was du wirklich bist. Wenn der Oberste Richter nicht wüßte, daß es einen Aufstand heraufbeschwörte, wärst du bereits jetzt in einer Zelle ... Man läßt dir deine Abänderung des Rituals nur deshalb durchgehen, weil es ohnehin keine Rolle mehr spielt.«
    Mond blinzelte, ihre Hände hoben sich weiß gegen das rote Geländer ab. »Was meinen Sie damit?«
    »Die Hegemonie verfügt über Möglichkeiten, mit denen aufzuräumen, die technische Güter horten. Du darfst sie niemals unterschätzen, nicht eine Sekunde lang. Das ist der beste Rat, den ich dir als Freund geben kann.«
    »Danke, Kommandant.« Mond streckte ihre Schultern und versuchte, ihr Unbehagen zu verbergen. »Aber nicht einmal das wird mich aufhalten können.«
Denn die Mers sind dir wahre Schlüssel.
    PalaThion wollte sich abwenden, sah über die Pier zu ihren Leuten, dann zögerte sie. »Eure Majestät.« Sie stand nahe vor Mond und sprach mit leiser, fast unhörbarer Stimme. »Ich glaube an das, was Ihr vorhabt. Ich halte es für gerecht. Ich möchte nicht, daß es doch noch aufgehalten wird.« Sie schien nach ihr zu greifen, ohne daß es den Anschein hatte. »Ich möchte sogar gerne meinen Teil dazu beitragen, daß es gelingt«, hastig und fast furchtsam. »Ich ... ich biete Euch meine Dienste an, mein Wissen, meine Erfahrung, den Rest meines Lebens, wenn Ihr die Gabe annehmen wollt. Wenn ich sie wieder für etwas einsetzen kann, das sich lohnt, an das ich glauben kann.«
    Mond spürte PalaThions Drängen tiefer, weitreichender, weit über ihre Bitte hinaus. »Sie meinen ... Sie wollen ... hier bleiben? Auf Tiamat – während des Sommers?« Ihr Flüstern klang dumm und unköniglich. Funke sah sie ungläubig an.
    Aber PalaThion, die von einer inneren Vision gefesselt schien, hörte und sah nichts um sie herum. »Nicht auf dem Tiamat, das war, sondern auf dem, das sein könnte.« Ihre dunklen, nach oben gerichteten Augen fragten und forderten ... ein Versprechen.
    »Sie sind Polizeikommandantin - die Faust der Hegemonie ... Warum?« Mond schüttelte den Kopf, da sie von PalaThions Aufrichtigkeit überzeugt war, und versuchte, den schlüpfrigen Sand der Realität wieder zu glätten.
    »Dies ist die Zeit der

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