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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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die Heiterkeit seines Gesichts noch mehr, seine Uniform hing an ihm wie etwas, das er von einem Fremden geliehen hatte.
    »Was, zum Teufel, tun Sie hier draußen? Sie sollten doch längst ... «
    »Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden, Kommandant. «
    Sie legte die Computerfernbedienung auf einen leeren Frachtcontainer.
    »Ach ja.«
    »KerlaTinde sagte mir, daß Sie den Dienst quittieren, daß Sie auf Tiamat bleiben wollen?« Es klang verlegen, als würde er erwarten, daß sie es verneinte.
    »Das stimmt.« Sie nickte. »Ich bleibe hier.«
    »Warum? Ihre Versetzung? Davon habe ich auch gehört.« Seine Stimme wurde zornig. »Damit ist niemand einverstanden, Kommandant.«
    Ich kann mir zwei oder drei vorstellen, die vor Freude zerspringen.
»Nur teilweise deswegen.« Sie runzelte die Stirn bei dem Gedanken, daß man in der Truppe über ihre Kündigung tratschte wie alte Männer auf dem Stadtplatz. Doch sie hatte eingesehen, daß Beschwerden sinnlos waren, daher verbarg sie ihren Zorn, aber es war unmöglich, die. Tatsache ihrer Demütigung vor den anderen zu verbergen. Sie hatte sich geweigert, ihre Entscheidung oder ihre Kündigung mit jemandem durchzusprechen – teilweise aus Furcht, sie können versuchen, sie umzustimmen, teilweise aus Furcht, sie könnten es nicht versuchen. Ganz sicher war sie immer noch nicht.
    »Warum haben Sie mir nichts davon gesagt?«
    Ihr Lächeln verschwand. »Götter, BZ, Sie hatten auch so schon genug Probleme, auch ohne mich. Sollte ich Ihnen weitere aufhalsen?«
    »Nur den halben Ärger, den ich gehabt hätte, wenn Sie mir keine Deckung gegeben hätten. Kommandant.« Er preßte unter dem Ansturm seiner Gefühle die Kiefer zusammen. »Ich weiß, wenn Sie nicht wären, hätte ich das Recht längst verwirkt, diese Uniform tragen zu dürfen. Ich weiß, wieviel sie Ihnen immer bedeutet hat ... viel mehr als mir, bis jetzt, denn ich mußte nie darum kämpfen. Und nun hängen Sie sie an den Nagel.« Er senkte den Kopf. »Wenn ich könnte, dann würde ich alles tun, um diese Versetzung rückgängig zu machen. Aber ich ... « Er betrachtete seine Hände. »Ich bin nicht mehr meines Vaters Sohn. Mir bleibt nur noch ›Inspektor Gundhalinu‹. Und ich bin Ihnen zehnfach dankbar, daß ich das überhaupt noch habe.« Er sah wieder zu ihr auf. »Ich kann Sie als Gegenleistung nur noch fragen: Warum hier? Warum Tiamat? Ich verurteile Sie nicht wegen Ihrer Kündigung, aber, verdammt, jede Welt der Hegemonie ist besser als diese hier, wenn Sie ein neues Leben beginnen wollen. Sie könnten es wenigstens wieder sein lassen, wenn es Ihnen nicht gefällt.«
    Sie schüttelte den Kopf mit resolutem Lächeln. »Ich kündige nicht einfach so, BZ. Ich würde es nicht tun, wenn ich nicht etwas Besseres in Aussicht hätte. Und ich glaube, das habe ich hier gefunden, so unwahrscheinlich das klingt.« Sie wandte sich zu den hohen Fenstern, die den Raumhafen überblickten– zu der leeren Halle, wo Ngenet Miroe verborgen darauf wartete, daß das letzte Schiff der Hegemonie startete und sie unwiderruflich zum festen Teil dieser Welt wurde.
    Gundhalinu folgte ihrem Blick verwirrt. »Sie haßten diese Welt immer mehr als ich. Was, im Namen der zehntausend Götter, können Sie hier gefunden haben ...?«
    »Ich rufe jetzt nur noch eine an!« Sie schüttelte den Kopf. »Und für Sie arbeite ich wohl auch.«
    Er sah sie verständnislos an. Dann schien er zu begreifen: »Sie meinen ... die Sommerkönigin? Sie meinen Mond? Sie und Mond?«
    »Das ist richtig.« Sie nickte. »Woher wissen Sie das, BZ? Daß sie gewonnen hat?«
    »Sie besuchte mich im Hospital, da hat sie es mir gesagt.« Jeglicher Ton verschwand aus seiner Stimme. »Ich sah die Maske der Sommerkönigin. Es war wie ein Traum.« Seine Hand fuhr durch die Luft und berührte etwas in seiner Erinnerung, er schloß die Augen. »Sie hatte Funke bei sich.«
    »BZ, werden Sie zurechtkommen?«
    »Das hat sie mich auch gefragt.« Er öffnete die Augen.
    »Ein Mann ohne Rüstung ist ein verteidigungsloser Mann, Kommandant.« Er lächelte tapfer, unmerklich. »Aber vielleicht ist er ohne ein freierer Mann. Diese Welt ... diese Welt hätte mich gebrochen – aber Mond zeigte mir, daß sogar ich mich beugen kann. Es ist mehr dran am Universum und mir selbst, als ich vermutet hatte. Raum für alle Träume, die ich je hatte, alle Alpträume ... Helden in der Gosse und im Spiegel, Heilige in den Eiswüsten, Narren und Lügner auf dem Thron der Weisheit, Hände, die von

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