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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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einem Hunger getrieben werden, der nie gestillt werden wird ... Wenn man den Mut aufbringt, sich endlich einzugestehen, daß nichts sicher ist, dann wird alles möglich.« Sein Lächeln wurde selbstbewußt. Jerusha hörte ihm ungläubig zu.
    »Das Leben erschien mir immer wie ein geschliffener Kristall, Kommandant – scharf und klar und perfekt. Meine Phantasien blieben in meiner Tasche, wo sie hingehörten. Aber nun ... « Er zuckte die Achseln. »Die sauberen, harten Kanten brechen das Licht zum Regenbogen und alles wird weich und nebulös. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder klar sehen werde.« Eine verlassene Stimmung schwang in seiner Stimme mit.
    Aber nun wirst du ein besserer Blauer sein.
Jerusha sah seine Augen, die die Weite des tieferliegenden Landefeldes überblickten und am nächsten Ausgang verharrten, als erwartete er irgendwie, daß seine neugewonnene Vision ihm einen letzten Blick auf Mond gewähren würde. »Nein, BZ, sie ist nicht hier. Der Raumhafen ist für sie verbotenes Gelände.«
    Sein Blick wurde unvermittelt wieder scharf und klar. »Ja, Ma'am, ich kenne die Gesetze.« Aber sie erkannte, daß er nun endlich wußte, auch die Naturgesetze waren unperfekt und die Gesetze der Menschen waren nicht weniger fehlerhaft als die Menschen selbst, die sie machten, er konnte sogar verstehen, was Mond war und wobei sie ihr helfen wollte – und trotzdem darüber hinwegsehen. »Vielleicht ist es so am besten.« Doch daran schien er selbst nicht so recht zu glauben.
    »Ich werde mein Bestes tun, um auf sie aufzupassen, BZ.«
    Er lachte scheu, das Echo einer Zärtlichkeit. »Ich weiß, Kommandant. Aber welche Macht in der Galaxis ist stärker als sie?«
    »Gleichgültigkeit.« Jerusha überraschte sich selbst mit dieser Antwort. »Gleichgültigkeit, Gundahlinu, das ist die stärkste Macht im Universum. Sie macht alles, was sie berührt, bedeutungslos. Liebe und Haß haben keine Chance gegen sie. Sie läßt Mißachtung und Verfall und unglaubliche Ungerechtigkeit ungesühnt durchgehen. Sie handelt nicht, sie erlaubt. Und das verleiht ihr so viel Macht.«
    Er nickte langsam. »Und vielleicht wollen die Leute Mond deshalb vertrauen. Weil ihr alle Dinge etwas bedeuten, und wenn sie sie berührt, dann gibt sie ihnen das Gefühl, selbst etwas zu bedeuten.« Er hielt die Hände hoch und betrachtete die Wunden, die immer noch nicht ganz verheilt waren. »Sie machte meine Narben unsichtbar ...
    »Sie könnten bleiben, BZ.«
    Er schüttelte den Kopf und ließ die Hände wieder sinken. »Es gab einmal eine Zeit ... aber jetzt nicht mehr. Es war nicht nur mein Leben, das sich verändert hat. Ich gehöre nicht mehr hierher. Nein.« Er seufzte. »Zwei Welten sind es, die ich bis zu meinem Lebensende nie mehr wiedersehen möchte. Diese hier und meine eigene.«
    »Kharemough?«
    Er setzte sich unsicher auf einen Stapel Kartons. »Mein eigenes Volk wird meine Narben immer sehen, auch wenn sie verheilt sind. Aber, zum Teufel, dann habe ich immer noch die freie Wahl unter sechs weiteren. Und wer weiß, was ich finden werde?« Doch sein Blick glitt noch einmal zu dem verlassenen Ausgang und suchte nach der, die er nie mehr finden würde.
    »Eine rühmliche Karriere.« Sie legte einen Schalter an ihrem Kehlkopfmikrofon um, als ein Summton ertönte.
    Gundhalinu saß geduldig auf den Kartons und sah zu, wie die letzten Güter verladen wurden, wie ihr der letzte Bericht übergeben wurde, wie ihre Bestätigung ins Herz des wartenden Schiffes übermittelt wurde. Sie standen nebeneinander, als die letzten ihrer Männer vor ihr salutierten und ihr viel Glück wünschten, bevor sie zum Frachtlift gingen.
    Gundhalinu nickte ihnen hinterher. »Wollen Sie nicht an Bord kommen, um Ihren letzten Bericht abzugeben?«
    Sie schüttelte den Kopf, ihr Herz wurde von einer gnadenlosen Hand zusammengepreßt, der Augenblick der Trennung. »Nein. Das würde ich nicht aushalten. Wenn ich jetzt einen Fuß auf dieses Schiff setze, werde ich wahrscheinlich nicht mehr imstande sein, es zu verlassen, so sehr ich auch von der Richtigkeit meines Handelns überzeugt bin.« Sie gab ihm die Computerfernsteuerung. »Sie können ihnen das ›Alles Klar‹ von mir übermitteln, Inspektor Gundhalinu. Und nehmen Sie das bitte mit.« Sie griff an ihren Kragen, löste die Abzeichen des Kommandanten und übergab sie ihm. »Verlieren Sie sie nicht. Sie werden sie eines Tages brauchen.«
    »Danke, Kommandant.« Seine Wangen wurden feuerrot, sie mußte lächeln. Seine

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