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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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bekomme.«
Solange Dawntreader unsere Abmachung nicht widerruft.
    Er lehnte sich mit einem Lächeln zurück, das sein stattliches Gesicht häßlich erscheinen ließ. »Dann hast du deinen Ratgeber gefunden, Herzchen.« Er streckte vorsichtig die Arme aus.
    »Ich habe mir eine verdammte Bürde aufgehalst.« Sie nahm seine Dose und kippte die Münzen in ihre Hand. »Gut, Polly, trag ihn heim.«
     

19
    Das grenzenlose Fehlen von Licht und Leben umhüllte Monds Sinne wie ein muffiges Leichentuch und schirmte sie von allen Wahrnehmungen ab. Sie fiel in einen grundlosen schwarzen Brunnen und erkannte sich als letztes Fünkchen des Lebens in einem Universum, wo der Tod uneingeschränkt regierte – das Konsortium des Todes, dessen erdrückende Umarmung ihr Leben und Verstand auspreßte. Sie war auf der Suche nach ihrer verlorenen Liebe an diesen Ort außerhalb des Lebens gekommen, durch ein Tor, das sie schon viele Male passiert hatte, aber dieses Mal hatte sie sich verirrt, es gab niemanden, der ihre Rufe beantworten konnte, niemanden, der sie hörte, niemanden, dessen Stimme ...
Ich will heim .. .
    »Ich will heim!« Mond richtete sich im Bett auf, ihre Stimme hallte von den Wänden ihrer engen Kabine wider.
    »Mond, Mond – es war nur ein Alptraum. Du bist mit uns in Sicherheit, in Sicherheit.« Elsevier schlang die Arme um sie und besänftigte sie, wie Gran das früher so viele Male getan hatte, wenn sie als Kind in der Nacht erwacht war. Aber das war schon so lange her, so lange .. .
    Unter ihren feuchten, blinzelnden Augen graute in ihrem Zimmer ein schmerzend künstlicher Tag; das in die Wand eingelassene Dreideh trompetete und zeigte Bilder, wie es das vor ihrem Einschlafen auch schon getan hatte. Seit der Passage durch die Schwarze Pforte konnte sie es im Dunkeln nicht mehr aushalten. Sie schluckte ihren nagenden Kummer hinunter und ließ den Kopf gegen Elseviers weiches Nachthemd sinken. Sie spürte die kühle Luftzirkulation über ihrem klammen Nachthemdchen. Dann nahm die Welt um sie herum langsam wieder Gestalt an und beruhigte sie etwas. Ihr Herz hörte auf, aus ihrer Brust herausspringen zu wollen. Sie lauschte dem Geräusch des Meeres nach.
    »Schon gut. Alles wieder in Ordnung.« Ihre Stimme klang immer noch dünn und wenig überzeugend – der Alptraum, Stärke und Kontrolle zu verlieren, war zum festen Bestandteil ihres täglichen Lebens geworden. Sie richtete sich weiter auf und entzog sich Elseviers beruhigender Gegenwart, wobei sie feuchte Haarsträhnen hinter die Ohren strich. »Tut mir leid, daß ich dich wieder geweckt habe, Elsie. Ich kann einfach nicht ... « Sie verstummte, beschämt wegen ihrer Hilflosigkeit, und rieb sich kläglich die Augen. Sie brannten, als hätte der Wind Sand hineingeblasen. Es war die dritte Nacht in ununterbrochener Folge, daß die Alpträume sie sogar in die Zuflucht des winzigen Apartments verfolgten. Mit jedem Tag konnte sie sehen, wie die Sorgen- und Kummerfalten in Elseviers Gesicht tiefer wurden. »Es ist dumm.« Sie ballte die Fäuste. »Tut mir leid, daß ich dich jede Nacht mit meinen dummen ... «
    »Nein, Mond, Liebes.« Elsevier schüttelte den Kopf. Die Zärtlichkeit im Blick der indigofarbenen Augen verblüffte sie. »Du brauchst dich doch nicht bei mir zu entschuldigen. Ich tue alles gern für dich. Ich bin diejenige, die sich bei dir entschuldigen sollte. Es ist meine Schuld, daß du diese Träume hast, meine Schuld, daß du dein Kleeblatt nicht tragen kannst ... « Sie blickte durchs Zimmer zum Wahrzeichen der Sibylle, das einsam und verlassen auf einem Regal lag. »Wenn ich deine Angst auf mich nehmen könnte, würde ich es gerne tun. Es wäre nur eine kleine Wiedergutmachung für das Unrecht, das ich dir angetan habe.« Sie wandte sich ab, ihre Finger massierten ihre Arme.
    »Es war nicht deine Schuld, es war einzig und allein meine. Ich war nicht stark genug, eine Sibylle zu sein.« Mond preßte die Kiefer aufeinander, bis ihre Zähne schmerzten. Es war ihre Schuld, daß sie als Fremde aus dem Transfer und der Schwarzen Pforte gekommen war, von einer gespaltenen Realität verfolgt. Als sie Kharemough erreicht hatten, war sie fast wieder normal gewesen, wie jedes menschliche Wesen, doch wenn sie die Augen schloß und ihren Verstand nicht eisern unter Kontrolle hielt .. .
    Sie hatte ihr Amulett hier in der Raumhafenstadt im Orbit offen getragen und war tief gerührt gewesen, wenn Fremde von anderen Welten, die sie nicht einmal kannte, ihr lächelnd

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