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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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mit mir befassen.« Sie lehnte sich an Pollux und strich mit einer Hand über das kühle Metall seiner Schulter. »Was würdet du mir wohl antun, wenn unsere Positionen umgekehrt wären?«
    Verblüffte Zweifel verzerrten sein Gesicht. Er betrachtete sie und Pollux eingehender. Für einen Augenblick glaubte sie, Erkennen in seinen Augen aufblitzen zu sehen, vielleicht auch nur Furcht vor dem Erkennen. Wie viele Feinde hatte ein solcher Mann an einem solchen Ort – wie viele Freunde hatte er im ganzen Universum? Herne sank resigniert gegen die Wand zurück. »Mach, was du willst, ist mir scheißegal. « Er trank noch einen Schluck aus der Flasche.
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf, denn sie erinnerte sich an Dawntreader und ihre eigenen Schwierigkeiten mit seiner beinahe vollzogenen Rache. »Wie läuft das Geschäft?« Sie warf einen Blick in die Dose.
    »Schlecht.« Er weigerte sich, sich nach ihren Geschäften zu erkundigen. Die bewegliche Hälfte seines Körpers schien angespannt. Zechkumpane aus dem Parallaxenblick gingen an ihnen vorüber, ohne sich weiter um sie zu kümmern.
    »Du bist böse heruntergekommen, seit wir uns das letztemal begegneten.«
    Er erinnerte sich nicht. Mittlerweile war sie ganz sicher, wußte aber nicht, ob sie darüber froh oder traurig sein sollte. »Ich habe schon früher gebettelt. Es hat mich nie umgebracht.«
    Sie verlagerte ihr Gewicht gegen Pollux und maß ihn langsam von oben bis unten. »Aber diesmal könnte es der Fall sein.« Er sah auf, senkte den Blick wieder, antwortete aber nicht. »Wie ich hörte, kanntest du dich im Labyrinth verdammt gut aus, vor deinem ... ah ... Unfall.« Sie fragte sich, wer oder was ihm das angetan hatte. »Wie ich hörte, wußtest du über die Machtverhältnisse Bescheid – hier und auf anderen Welten. Das könnte mir einiges wert sein.«
    »Warum?« Scharf.
    »Was geht dich das an?« konterte sie, ohne zu wissen, was sie für einen Grund hätte angeben können, außer der Wahrheit. »Für einen Bettler stellst du eine Menge Fragen.«
    »Mich interessiert, warum sich eine Winter dafür interessieren könnte. Es gibt nur eine Winter ...« Er runzelte die Stirn.
    »Von uns gibt es tausende, und wir sind alle daran interessiert, ein großes Stück vom Kuchen abzubekommen, Fremder.« Sie zog ihre Kreditkarte aus der Tasche und hielt sie ihm hin, wie sie es bei Funke gesehen hatte. »Vielleicht will ich nicht immer Frachtarbeiter bleiben. Vielleicht will ich unbedingt noch mein Stückchen, bevor ihr alle wieder verschwindet und den Kuchen mitnehmt.« Sie war etwas überrascht, daß die Worte einen Sinn ergaben.
    Er nickte nichtssagend, als ergäben sie sogar für ihn einen Sinn. »Du sagtest, es könnte was dabei rausspringen. Wieviel?« Er blinzelte, um die Karte besser sehen zu können.
    »Ich habe nicht viel – aber es ist mehr, als du augenblicklich hast. Hast du überhaupt eine Bleibe?«
    Er schüttelte den Kopf. Sein Haar war schmutzig und ungekämmt.
    Sie fluchte. »Das hatte ich mir gedacht. Du kannst vorerst bei mir bleiben. Du brauchst jemanden, der dich füttert und dich saubermacht. «
    »Ich brauche Geld, nicht jemanden, der mir die Nase putzt, verdammt! Verplempere nicht meine Zeit.« Er langte über seine Schulter und kratzte sich mit verzerrtem Gesicht.
    Sie beobachtete ihn dabei. »Es ist ein Wunder, daß überhaupt jemand nahe genug rangeht, um da etwas reinzuwerfen.« Sie deutete auf die Dose. »Was wirst du tun, wenn dir eines Nachts die Kleider vom Körper fallen?«
    »Möchtest du sie mir statt dessen heute nacht ausziehen, Süße?« Er grinste wölfisch.
    Sie preßte die Lippen zusammen, zwang sich dann aber wieder zu einem Lächeln. »Du bist nicht mein Typ, Krüppel. Pollux erledigt die Dreckarbeit für mich. Er ist daran gewöhnt, nutzlosen Ballast herumzuschleppen.«
    »Wie du meinst, Tor«, polterte Pollux beharrlich. Eine unidentifizierbare Spur Billigung schwang in der emotionslosen Stimme mit. Sie entfernte sich ein wenig unbehaglich von ihm. Manchmal fiel es schwer, nicht zu vergessen, daß er nur eine programmierte und fügsame Ladeeinrichtung war.
    »Du bekommst Nahrung und Unterkunft, solange du dich für mich lohnst, Herne. Deine Entscheidung.«
Deine Entscheidung, du Bastard, aber ich bin in jedem Fall die Dumme dabei.
    »Ich kann nicht auf dem laufenden bleiben, wenn ich nicht rumkomme. Dazu brauche ich Geld. Ich brauche die Möglichkeit ... «
    »Du wirst bekommen, was du brauchst ... solange ich es auch

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