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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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hatte.
    Aber niemand kam völlig von seiner Vergangenheit los, das wußte keiner besser als er.
    Er sah Agentin Ahron und dann die wartenden Soldaten an. »Morgen früh, beim ersten Viertel, brechen wir auf. Halten sie sich abfahrbereit. Die Ausrüstung ist komplett, nehme ich an.«
    »Selbstverständlich, Kommandant«, sagte Agentin Ahron. Die Soldaten erwiderten nachlässig seinen Gruß, und er ging zur Tür, gefolgt von Kullervo und dessen Begleitern. Auf dem Rückweg sagten sie kein einziges Wort; sie sprachen erst wieder, als sie im Rover saßen und hoch über der Stadt schwebten.
    »Das haben Sie prima hingekriegt«, äußerte sich Kullervo. »Sie verstehen es, die Leute um den Finger zu wickeln, Gundhalinu
-eshkrad. «
    Gundhalinu runzelte ärgerlich die Stirn, denn er fühlte sich von Kullervo auf den Arm genommen; doch zu seinem großen Erstaunen zeigte Reedes Gesicht keine Spur von Spott oder Ironie, er schien eher neugierig zu sein.
    »Das, was ich vorhin getan habe, gereicht mir nicht zur Ehre«, erwiderte er, aus dem Fenster schauend.
    »Ich finde, Sie haben allen Grund, stolz auf sich zu sein«, widersprach ihm Kullervo. »Sie haben eine sehr verzwickte Situation gemeistert; Sie wußten genau, wie weit Sie bei denen gehen konnten – und bei mir. Leider besitze ich nicht dieses diplomatische Geschick. Bürokraten machen mich nervös ... und World's End macht mich nervös.« Er schnitt eine Grimasse. »Offen gestanden hätte ich Ihnen nicht so viel Anpassungsfähigkeit zugetraut, es ist keine Eigenschaft, auf die ein Kharemoughi normalerweise Wert legt.«
    Gundhalinu spielte mit dem Kleeblatt, das auf seiner Brust hing und entgegnete nichts.
    »Das war ein Kompliment«, setzte Kullervo nach einer Weile hinzu.
    »Danke«, murmelte Gundhalinu zerstreut. Er betrachtete die Innenseiten seiner Handgelenke, die glatte braune Haut, die einmal mit Narben von einem Selbstmordversuch bedeckt gewesen war. Seine Mundwinkel zogen sich nach unten. »Ich finde auch, daß ich mir in den letzten Jahren ein bißchen Anerkennung verdient habe.« Er blickte durch das Fenster auf den Dschungel, der sich bis an den Horizont erstreckte, und dachte an das, was dahinter lag ... hinter den fernen Bergen, hinter der Raumzeit ... und seiner harrte.
     

NUMMER VIER
World's End
    W as machen Sie hier, mitten in der Nacht?« Gundhalinu blieb im Lichtkegel stehen, der durch die offene Tür von Kullervos Büro fiel, und spähte ins Zimmer.
    Mit einem Ruck drehte sich Kullervo auf seinem Sessel herum und blinzelte abwesend. »Götter ...«, murmelte er. »Haben Sie mich erschreckt.« Er schüttelte den Kopf und reckte sich, als Gundhalinu das Zimmer betrat. »Ich arbeite oft nachts, wenn ich nicht schlafen kann.« Mit den Fingern kämmte er sich das zerstrubbelte Haar. »Und was tun Sie hier? Ich dachte, Sie gingen immer früh zu Bett und schliefen den Schlaf der Gerechten.«
    Gundhalinu lachte zynisch. »In der Nacht, bevor ich nach World's End fahre, kriege ich nie ein Auge zu.«
    Kullervo grinste. »Also haben Sie doch Nerven, Kommandant Gundhalinu-eshkrad-Sibyl-Held der Hegemonie.«
    »O Vater aller meiner Ahnen!« sagte Gundhalinu gereizt und drehte sich um.
    »Warten Sie!« Kullervo stand auf. »Bei den Göttern, Sie sind wirklich nervös. Wollen Sie wirklich schon gehen?«
    »Ja.«
    »Ich komme mit«, sagte Kullervo. »Ich bin nämlich auch nervös.«
    Gundhalinu sah ihn an. Kullervo brütete über einem
Display auf seinem Schreibtisch. »Woran arbeiten Sie?«
»An nichts.« Es klang bitter. »Es ist eine Sackgasse.«
Bevor Gundhalinu mehr als einen flüchtigen Blick auf
    die Konstruktion werfen konnte, die über den Schirm huschte, befahl Kullervo dem Gerät, sich abzuschalten. Gundhalinu starrte auf die plötzlich leere Tischplatte. Als er Kullervo dann ins Gesicht blickte, staunte er über den Ausdruck tiefster Hoffnungslosigkeit.
    Gundhalinu zögerte; diesen Ausdruck hatte er schon einmal gesehen – beim Blick in einen Spiegel. »Reede, möchten Sie darüber sprechen?« fragte er ruhig. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Nein«, entgegnete Kullervo schroff. Nach einer Weile fügte er in verbindlicherem Ton hinzu: »Aber ich weiß Ihr Angebot zu schätzen.« Etwas wie Dankbarkeit oder sogar Sehnsucht zeigte sich kurz in seinen Augen. Er schüttelte den Kopf. »Verschwenden Sie nicht Ihre kostbare Zeit mit mir, es genügt, daß ich meine Zeit verplempere. Es gibt eben Fehler, die kann man nicht wieder gutmachen. Man muß mit ihnen

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