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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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vor einer Einmischung der Regierung, die die ärgsten Exzesse beschneiden sollte, hatte hingegen abgenommen, denn jetzt besaß der bürokratische Apparat selbst alle Macht.
    Gundhalinu sah, wie der Wachmann eine schwielige Hand hob und widerwillig salutierte. Er erwiderte den Gruß, ohne sich seine eigene Abneigung anmerken zu lassen. Von dem glasierten Boden wallte eine erbarmungslose Hitze auf. Einmal hatte er in einer Bar mit Namen
C'uarr
zugesehen, wie solche schwieligen Pranken einem angehenden Prospektor sämtliche Finger brachen.
    »Melden Sie Agentin Ahron«, sagte er schroff, »daß Kommandant Gundhalinu sie zu sprechen wünscht.«
    »Und was ist mit denen da?« fragte der Wachmann betont abfällig, während seine schwarzen, verhüllten Augen hin und her huschten.
    Gundhalinu spürte, wie Kullervo neben ihm die Geduld ausging. »Die kommen mit mir«, erwiderte er, einen Schritt nach vorn tretend, so daß der Mann zurückweichen mußte. Der Uniformierte machte kehrt und marschierte ohne ein weiteres Wort davon. Kullervo streifte ihn mit einem kurzen, abschätzenden Blick, sagte jedoch nichts, während sie sich in den Verwaltungskomplex führen ließen, wo Agentin Ahron sie erwartete.
    Drinnen wurden sie in einen gesicherten Waggon verfrachtet und wie menschliches Stückgut durch eintönige Korridore gekarrt. Der Weg war kurz, trotzdem war Gundhalinu froh, daß sie nicht wie Verbrecher, von Bewaffneten flankiert, zu ihrem Ziel laufen mußten. Neben ihm saß Ananke und betrachtete interessiert die Türen, die eine wie die andere aussahen. Kullervo zupfte an seinem Ohr; er trug einen mit Kristallen besetzten Ohrschmuck, ein typisches Beispiel für seinen eigenwilligen persönlichen Stil.
    Niburus kurze Beinchen ragten über die Kante der Sitzbank hinaus wie die eines Kindes. Gundhalinu dachte sich, daß er bestimmt auch glücklich war, nicht zu Fuß gehen zu müssen, denn seine kleine Gestalt brachte ihm dauernd Nachteile, wenn er mit anderen Leuten Schritt halten sollte. Einmal war er so frei gewesen, dieses Thema anzuschneiden, als er gesehen hatte, wie Niburu auf einem Stuhl stand, um Daten abzulesen, die Kullervo für ihn ausgedruckt hatte. Niburu hatte resigniert die Achseln gezuckt und gemeint, an Bord seines Schiffs seien die Proportionen ihm angepaßt, und das sei die Hauptsache.
    Abermals betrachtete Gundhalinu verstohlen Niburu und Ananke. Sie starrten die farbig getünchten Wände an, die an ihnen vorbeihuschten. Er hatte sich schon gefragt, ob Kullervo sich seine Assistenten nach dem Gesichtspunkt ausgesucht hatte, wie er andere Leute am besten schockieren konnte, für unmöglich hielt er es nicht. Dennoch war er sich beinahe sicher, daß Reede die beiden nicht wegen, sondern trotz ihres Aussehens engagiert hatte.
    Der Waggon spie sie buchstäblich in einer Art Luftschleuse aus, die in eine Isolationskammer führte. Das Sicherheitssystem war noch komplizierter als das Projekt selbst.
    »Overkill«, hörte er hinter sich Kullervo murmeln. »Wovor wollen diese Schwachköpfe sich eigentlich schützen?«
    Gundhalinu schmunzelte. »Vor Spontaneität.« Kullervo brummte etwas Unverständliches, während die Innentür vor ihnen zurückwich.
    In einem großen, nüchtern ausgestatteten Raum sahen sie eine vierschrötige Frau mittleren Alters; sie hatte einen goldenen Teint und eisengraues Haar. Gundhalinu erkannte Agentin Ahron, die bereits bei seinen früheren Reisen zum Feuersee Startgenehmigungen erteilt und Wegstrecken gebilligt hatte. Sie trug eine ähnliche Uniform wie alle anderen Leute, denen sie im Verwaltungstrakt begegnet waren, und ihr Gesicht hatte einen Ausdruck, den Gundhalinu nur allzugut kannte: wachsam und gleichzeitig völlig desinteressiert. Bei ihr waren drei Männer; den Grund für ihre Anwesenheit brauchte man ihm nicht zu erläutern.
    »Kommandant Gundhalinu«, begann Agentin Ahron in leicht zweifelndem Tonfall, wie wenn sie sich nicht recht an ihn erinnern könnte.
    »Ja«, antwortete er so liebenswürdig wie möglich, »ich will es noch einmal versuchen. Dank meines Kollegen hier wird es hoffentlich die letzte Reise an den Feuersee sein.« Er deutete auf Kullervo, der in steifer Haltung neben ihm stand und den Raum mit den Menschen darin in Augenschein nahm.
    Sie sagte nichts, sondern fuhr fort, ihn ohne die geringste Spur von Neugier anzustarren. Die drei Männer standen schweigend hinter ihr, wie Schatten.
    »Wir glauben, daß wir eine Methode gefunden haben, um das

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