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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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einschlafen?«
    »Nein.« Ananke betrachtete seine Handfläche. »Vorläufig möchte ich noch gar nicht schlafen, weißt du ...« Er warf einen Blick auf Reede, kniff die Lippen zusammen und schnappte sich das dritte Tablett.
    »Na schön«, sagte Kedalion. »Weck mich dann in vier Stunden, auch früher, wenn du merkst, daß du müde wirst.« Er suchte eines der Schlafzimmer auf, kletterte ins Bett und schlummerte sofort ein, trotz des extra starken Tees.
    Als er wach wurde, hatte er das Gefühl, erst wenige Minuten geschlafen zu haben. Ananke schüttelte ihn beharrlich an der Schulter. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, daß mehr als sechs Stunden vergangen waren, und gähnend setzte er sich hin. »Danke«, murmelte er und massierte sich das Gesicht. »Wie geht es ihm?«
    Mit angespannter Miene schaute Ananke zur Tür.
    »Ich weiß nicht ... Ich glaube, irgend etwas stimmt nicht mit ihm – er scheint ernsthaft krank zu sein.« In einer hilflosen Geste spreizte er die Finger.
    Kedalion rutschte vom Bett herunter und schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu klären. »Mal sehen, was ich tun kann. Versuch ein bißchen zu schlafen; falls ich dich brauchen sollte, rufe ich dich.« Den Quoll unter einen Arm geklemmt, starrte Ananke skeptisch auf das Bett; Kedalion ging aus dem Zimmer.
    Reede lag auf der Couch, mit angewinkelten Knien, die Arme gegen die Brust gepreßt. Das Tablett mit der Mahlzeit hatte er nicht angerührt. Als Kedalion ins Zimmer kam, stierte er ihn aus stumpfen Augen an, um den Blick sogleich wieder auf die Labortür zu heften; das Schloß schimmerte immer noch rot.
    Die hintere Wand des Raums bestand aus durchsichtigem Ceralloy und gab den Blick auf einen strahlend blauen Himmel frei. Ein Garten mit einem kleinen Wasserfall verbarg den dahinter liegenden grauen Dornendschungel. Auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers gab es einen kleinen Balkon, von dem aus man in einen begrünten Schacht blickte, der tief drunten in einen Park mündete. Die dritte Wand enthielt einen 3-D-Bildschirm und verschiedene Apparaturen zur Unterhaltung, außerdem Bänder und Bücher. Kedalion fragte sich, wieso Reede bei diesem Angebot, sich zu zerstreuen, nichts weiter tat, als die versiegelte Tür anzuglotzen. Nur eines war ihm klar – er machte es nicht, weil er darauf brannte, mit der Arbeit zu beginnen.
    Reede fluchte, so leise, daß Kedalion ihn kaum hörte. Er sah, wie sein Körper von leichten Zuckungen geschüttelt wurde, und daß seine Kiefer sich verspannten. Auf dem bleichen Gesicht glänzten Schweißtropfen, obwohl es im Zimmer nicht warm war. Kedalion ging zu ihm, aber Reede beachtete ihn nicht.
    »Reede«, begann er, »sag mir doch, was ich für dich tun kann ...«
    Reede warf ihm einen gequälten Blick zu. »Laß mich in Ruhe!« stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Kedalion nickte stumm und berührte sanft Reedes Schulter.
    Reede schrie auf, als habe er ihn geschlagen, und schnellte unversehens von der Couch hoch. Kedalion prallte zurück und suchte das Weite. Aber Reede taumelte an ihm vorbei und verschwand im Bad; kurz darauf hörte Kedalion, wie Wasser rauschte und Reede sich erbrach. Eigentlich hätte er ihm folgen und ihm beistehen müssen, doch er fürchtete sich vor seiner Reaktion.
    Es dauerte eine Weile, bis Reede zurückkam; seine Nase lief, die Augen waren rot und verquollen. Erleichtert atmete Kedalion auf. Mühsam, wie wenn ihm jede Zelle seines Körpers wehtäte, ließ Reede sich auf die Couch sinken und starrte von neuem die Tür an. Kedalion inspizierte die Bücherregale, ohne einen einzigen Titel zu lesen; blindlings griff er nach einem Band und setzte sich in einen Sessel. Als er das Buch aufschlug, entdeckte er lauter Sandhi-Hieroglyphen, die ihm genauso unverständlich waren wie die gesamte Situation, in der sie sich befanden.
    Erschrocken hob er den Kopf, als irgendwo im Zimmer ein Glockenzeichen ertönte; Reede stieß einen heiseren Schrei aus, erhob sich schwankend von der Couch und stolperte zur Labortür. Die Versiegelung war grün geworden. Er schlug auf den Schalter, fluchte, als er sich dabei weh tat, und torkelte durch die sich öffnende Tür.
    Kedalion sprang vom Sessel herunter und sauste ihm hinterher; nicht auszudenken, was Reede alles in einem guteingerichteten Labor finden konnte.
    Reede stand schon am nächsten Terminal und gab in einem sonderbaren Kauderwelsch irgendeinen Code ein. Mit schlafwandlerischer Sicherheit tanzten seine Finger über die

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