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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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denn?« fragte er zweifelnd. Er neigte den Kopf, zum Zeichen, daß sie sich näher erklären sollte.
    »Ich bin ganz harmlos«, versicherte sie ihm, und in ihr Lächeln stahl sich eine Spur von milder Ironie. »Wirklich. Ich bin nur hier, weil ich unbedingt den berühmten Helden Kommandant Gundhalinu kennenlernen will.«
    Um ein Haar hätte er laut gelacht; er bemühte sich, möglichst neutral auszusehen. Wenn sie ein Spiel spielte, dann nicht mit ihm; er war davon überzeugt, daß sie ihn nicht kannte. »Na schön«, sagte er zu seiner eigenen Überraschung. »Bis dahin müssen Sie noch ein bißchen Zeit totschlagen. Möchten Sie etwas trinken? Er deutete auf eine elegante Vitrine, die eine gutsortierte Bar enthielt.
    »Trinken Sie denn mit?« wollte sie wissen. Er lächelte ihr zu wie ein Komplize und nickte. »Aber etwas Mildes, bitte, ich bin schon aufgekratzt genug.«
    Gundhalinu drückte auf einen Knopf; der glatte Holzdeckel der Vitrine verschwand und gab den Blick auf das Sortiment der Bar frei. »Was möchten Sie: trinken, inhalieren oder absorbieren?« Die Pernattes verfügten über ein stattliches Angebot verschiedener bewußtseinsverändernder Drogen, alle vollkommen legal.
    »Ich glaube, ich werde etwas trinken«, antwortete sie mit einem Lachen in der Stimme, während sie zu ihm kam. »Der Vorgang ist weder zu aktiv noch zu passiv.«
    »Ein gutes Argument.« Er sah sie an. »Es gibt auch das Wasser des Lebens ...«
    An ihrer Reaktion merkte er, daß sie dasselbe dachte wie er:
Natürhch nicht das echte ...
Aber selbst das Imitat war eine Rarität. »O ja«, murmelte sie. »Ja.«
    Nachdem er die Order ausgesprochen hatte, betrachtete er die Frau, die so lässig an der Vitrine lehnte. Sie verströmte einen exotischen, berauschenden Duft; er wurde sich bewußt, daß er vermutlich nach Schweiß stank. Doch sie schenkte ihm ein gewinnendes Lächeln und erwiderte mit einer geradezu aufreizenden Direktheit seinen Blick. Zum Gruß streckte sie ihm höflich die Hand entgegen, und er ergriff sie.
    Beinahe spielerisch berührte sie seine Hand mit der ihren, in der der Lichtpunkt glühte. Helle und dunkle Muster tanzten, als der Punkt zu flackern begann. Als er sie loslassen wollte, hielt sie ihn mit beiden Händen fest. Sie drehte seine Hand mit der Innenfläche nach oben, beleuchtete sie mit dem Lichtpunkt und tastete sie ganz unbefangen mit den Fingerspitzen ab, wie eine Blinde, die zu sehen versucht. Unter der Berührung erschauerte er. »Sie haben ja Schwielen; Hände sind dazu da, um etwas zu erschaffen, ich liebe richtige Hände.« Sie drehte seine Hand um und prüfte ihre Form und die Länge der Finger. »Wunderschöne Hände haben Sie.«
    Er war froh, als die Getränke erschienen, denn so hatte er einen Vorwand, seine Hand zurückzuziehen; das Benehmen seines unverhofften Gastes überraschte ihn und brachte ihn ein wenig in Verlegenheit. Der Pokal, den er ihr reichte, war aus synthetischem Saphir gewachsen, und auf dem Grund des Kelchs bewegte sich unruhig die schwere, silberne Flüssigkeit. Sie prosteten einander zu.
    »Auf das Abenteuer«, sagte sie mit schelmischem Lächeln. Der Lichtpunkt in ihrer Hand schien durch den Kelch hindurch und ließ ihn in einem unheimlichen Glanz funkeln.
    »Nein«, widersprach er leise und schüttelte den Kopf. »Abenteuer sind nur abgewendete Tragödien.«
    Sie senkte den Blick und dachte nach. »Dann trinken wir auf das Leben ...«, schlug sie vor, während sie ihn wieder ansah.
    Er nickte. »Auf das Leben.« Indem er an der silbernen Flüssigkeit nippte, die man das Wasser des Lebens nannte, spürte er, wie sich sein Kopf mit bittersüßen Erinnerungen füllte. Als er das letzte Mal das Wasser des Lebens getrunken hatte, war er fast noch ein Knabe gewesen und lebte im Haus seines Vaters, auf den Ländereien seiner Ahnen. Er entsann sich seines Zuhauses, der schöne friedlichen Umgebung, der Stimme seines Vaters. Nach dem zweiten Schluck drängten spätere Erinnerungen auf ihn ein – er dachte an Tiamat, an den Ursprung des echten Wassers des Lebens; und plötzlich sah er deutlich Monds Bild vor sich, ihr Gesicht so bleich wie endlose Schneefelder, ihr warmer, von Leben erfüllter Körper, der sich an ihn schmiegte ... Beim nächsten Schluck zwang er sich dazu, in die Gegenwart zurückzukehren und sich der eleganten Fremden zu widmen, die ihn staunend und vergnügt anblickte.
    Sie seufzte. »Das Getränk trägt seinen Namen zu recht.«
    Lächelnd nickte er. Eine Weile

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