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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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schwiegen beide und genossen ihr verschwörerisches Beisammensein. Zum Schluß obsiegte bei ihm die Neugier, und er fragte: »Hat man Sie wirklich nicht zu diesem Fest eingeladen?« Er vermochte nichts an ihr zu entdecken, was sie zu einem unangenehmen Gast gemacht hätte, und zu seiner gelinden Überraschung merkte er, daß sie ganz oben auf der Liste der Personen stand, mit denen er gern den ganzen Abend verbringen würde. Blinzelnd wandte er den Blick von ihr ab.
    »Nein.« Sie hob den Kopf, und die Perlenschnüre bewegten sich mit leisem Lispeln: »Man hat mich sogar ganz bewußt ausgeschlossen.«
    Gerade als er sie nach dem Grund dafür fragen wollte, klopfte es an der Tür. Erschrocken drehte sie sich um; auf ihren Gesicht lag ein Ausdruck von Panik.
    Gundhalinu gab ihr einen Wink, sie solle schweigen und sich zurückziehen, dann ging er zur Tür.
    Doch ehe er dort war, schwenkten die Türflügel nach innen auf; in dem Schwall aus Licht und Lärm, der hereinströmte, blieb er stehen wie eine geblendete Motte. Verstohlen schielte er in den dunklen Winkel hinter dem linken Türflügel, wo sich sein ungebetener Gast versteckte. Die Hand hielt sie geschlossen, um sich nicht durch den Lichtpunkt zu verraten.
    »Verzeihung, Sir ...« Vor ihm stand eine Dame, die formelle Kleidung trug wie ein Gast, aber der diskret angebrachte Kommunikator verriet ihm, daß sie zu den Sicherheitskräften des Hauses gehörte. Sie reckte den Hals und versuchte, an ihm vorbei in die schattigen Ecken des Zimmers zu spähen.
    »Was gibt's?« fragte er gereizt.
    »Entschuldigen Sie, Sir, aber ich wurde benachrichtigt, daß eine unbefugte Person in dieses Zimmer eingedrungen ist.«
    »Nicht, seit ich hier bin«, erwiderte er und staunte, wie glatt ihm die Lüge über die Lippen kam. »Ich habe versucht, ein wenig zu ruhen«, erklärte er die Dunkelheit im Raum.
    »Und es war wirklich niemand hier?« Sie warf ihm den gleichen Blick zu, mit dem er früher mutmaßliche Verschwörer geprüft hatte.
    »Irgendwer schaute kurz herein, um mich zu fragen, ob ich irgend etwas brauchte.« Er zuckte die Achseln. »Vielleicht war das die gesuchte Person.«
    Sie nickte und schaute erleichtert drein. »Haben Sie denn einen Wunsch, Sir?«
    »Ja, ich möchte in Ruhe gelassen werden, damit ich mich frischmachen und umziehen kann.«
    »Natürlich, Sir.« Sie klang ernüchtert. »Ich werde dafür sorgen, daß man Sie nicht stört.«
    Als sich die Tür hinter ihr schloß, stieß Gundhalinu einen Seufzer aus, und beobachtete, wie die Frau in Schwarz aus dem Schatten trat und mit dem Lichtpunkt in der Hand den Raum erhellte.
    »Vielen Dank.« Lächelnd neigte sie den Kopf, begleitet vom leisen Klimpern der Perlen.
    Gundhalinu wollte die Zimmerbeleuchtung einschalten, doch dann besann er sich anders; er bevorzugte die Schatten, die besser zu ihrer mysteriösen kleinen Verschwörung paßten. »Verraten Sie mir«, begann er, »warum Sie mir blindlings vertrauen.« Einen Moment lang hatte er, geglaubt, sie hätte sein Sibyllenzeichen gesehen, doch er trug das Medaillon unter der Kleidung, und er bezweifelte, ob die Tätowierung an seinem Hals in der schummerigen Beleuchtung zu erkennen war.
    »Sie haben klare, tiefe Augen«, antwortete sie leise. »Als Sie mich anschauten, spürte ich, daß Sie eine alte Seele besitzen.
    Um ein Haar hätte er gelacht – doch dann merkte er, daß sie auf seine Ahnen anspielte, die er aufgrund seiner Erziehung von Kind an verehrte und respektierte.
    Noch nie hatte er gehört, daß jemand mit diesen Worten den Ahnen Tribut zollte. Er deutete ein Lächeln an.
    »Daraus schloß ich, daß Sie ein Mann von Ehre sein müssen.«
    Er hielt es für Ironie, daß sie es ehrenhaft fand, wenn er einer Wildfremden half, sich in eine geschlossene Gesellschaft einzuschmuggeln. »Ich habe noch nie jemanden irgendwo eingeschleust«, sagte er. Doch dann fiel ihm auf, daß er es doch schon einmal getan hatte, auf Tiamat. Aber dieses Mal würde seine Impulsivität nicht den Lauf einer Welt – oder seines Lebens – verändern.
    Unter Perlengeflüster senkte sie den Kopf. »Und warum trauen Sie mir?«
    »Das weiß ich selbst nicht.« Plötzlich widerstrebte es ihm, seine Empfindungen in Worte zu fassen.
    »Vielleicht konnten Sie fühlen, daß ich etwas Ehrenhaftes vorhabe.«
    »Mag sein«, murmelte er. »Aber es ist nicht nötig, daß Sie sich heimlich hier hereinschleichen. Ich kann mit jemandem sprechen ...« Keiner hatte ihn wegen der Gästeliste

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