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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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mich sorgen, wenn ich anfange, diese Feste zu genießen«, entgegnete er.
    Verdutzt schaute Vhanu ihn an. »Aber Sir, ich dachte, diese Feier sei auf ihren Wunsch hin ausgerichtet worden. Sie ist das größte gesellschaftliche Ereignis der letzten zehn Jahre. Die Ehre, die man Ihrer Familie heute abend zollt – verdientermaßen, natürlich. Soviel Prominenz auf einmal habe ich noch nie gesehen – außer bei Zusammenkünften der Hegemonischen Gesellschaft. Haben Sie schon mal an einem solchen Ereignis teilgenommen, Sir?«
    »Ja«, antwortete Gundhalinu einsilbig. Während seiner Dienstzeit auf Tiamat hatte er die Hegemonische Gesellschaft kennengelernt ... Sie hatten ihm ins Gesicht gespuckt und ihn einen Feigling und gescheiterten Selbstmörder genannt. Und jeder einzelne in diesem Raum hätte damals genauso gehandelt. In diesem schrecklichen Augenblick hatte er mit seinem Leben abgeschlossen. Aber nun war er hier, ein Held der Hegemonie. Wenn einer der Anwesenden von seiner Schande wüßte, würde er gewiß nicht den Mut haben, darüber zu sprechen ... Er atmete tief durch, als er merkte, daß seine Brust schmerzte.
    Vhanu spähte durch den Raum, wahrscheinlich auf der Suche nach bekannten Gesichtern; er wirkte zufrieden, ein wenig geblendet durch die verschwenderische Pracht, die hier zur Schau gestellt wurde, und gleichzeitig vollkommen unaffektiert. Er erinnerte Gundhalinu daran, wie er selbst vor zehn Jahren gewesen war. Wie er, so entstammte auch Vhanu einem ehrenwerten Geschlecht, das sich mit jeder Ahnenlinie, die in diesem Saal vertreten war, messen konnte – er war der jüngere Bruder von JM Vhanu, einem alten Schulfreund Gundhalinus, der jetzt ein angesehener Forscher an der Rislanne war. Und wie er, hatte sich auch Vhanu für eine
    Laufbahn bei der Hegemonischen Polizei entschieden – nicht ungewöhnlich für einen jüngeren Sohn, der gezwungen war, in die Welt hinauszugehen und für sich selbst zu sorgen, denn nach dem strengen Erbfolge-recht, das auf Kharemough galt, erhielt nur das älteste Kind den Familientitel und das Vermögen.
    Nach seiner Rückkehr hatte er Vhanu getroffen, den er (obwohl er es nie zugegeben hätte), als einen kleinen, lauten, nervtötenden Bengel in Erinnerung hatte, den er vage am Rande wahrnahm, während er mit seinem Freund zahlreiche ernsthafte Diskussionen über Datenmodelle, höhere Physik und den Sinn des Lebens führte. Doch mittlerweile hatte sich Vhanu zu einem verantwortungsbewußten Berufsoffizier gemausert, stand bereits im Range eines Hauptmanns, war tüchtig, sympathisch und politisch ambitioniert, wenn auch ziemlich konservativ und standesbewußt.
    Aber Gundhalinu war klar, daß er selbst sich verändert hatte und nicht seine Welt. Das erste Mal traf er Vhanu in einem Versammlungsraum der Survey-Loge, und sie beide verstanden sich auf Anhieb. Gundhalinu brauchte zuverlässige Gehilfen, und bald hatte sich Vhanu unentbehrlich gemacht.
    »Sir, da sind die Pernattes; ich werde Sie ihnen vorstellen.« Durch die raunende Menge ließ er sich von ihm ins Nebenzimmer führen.
    Dieser Saal war noch größer als der vorherige, doch er besaß dieselbe erdrückende, beinahe monolithische Eleganz. Die Wände aus schmucklosem, polierten Gnarlstein schimmerten wie Glas. Gnarlstein war auch eine Hinterlassenschaft des alten Imperiums; man fand ihn in wunderlich anmutenden, asymmetrisch gemusterten Schichten überall auf dem Planeten. Gnarlstein war ein Sediment aus toter Smartmatter, die durch die vulkanische Hitze ihres eigenen kataklystischen Zusammenbruchs versteinert war. Die kostbarsten Varianten enthielten filigrane Kalziumeinschlüsse von menschlichen Körpern. Die komplexen, wulstigen Muster erinnerten ihn an den Strand des Feuersees, und er wandte den Blick ab.
    »Sir ...« Um seine Aufmerksamkeit zu erregen, berührte Vhanu seinen Arm.
    Er drehte sich um und sah, wie die Pernattes auf sie zugeschritten kamen; diskret wichen die Gäste aus, um Platz zu machen. Mühelos erkannte er beide: AT Per-natte war ein prominenter Kharemoughi-Politiker gewesen, seit er sich entsinnen konnte; ehe er seine Heimat verließ, hatte er sein langes, grämliches Gesicht in 3-D und gelegentlich auf Festen gesehen – wenn auch nur von fern. In den sechzehn Jahren Realzeit, die seitdem vergangen waren, schien er kaum gealtert zu sein, aber auch früher schon zeigte er keine Spuren von Älterwerden, und das gleiche galt für seine Frau. Durch ihre Eheschließung waren zwei der

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