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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Sternenschiffe sichtbare Fortschritte machte, brauchte er zu seinem politischen Aufstieg nur noch einen starken Magen und schauspielerisches Talent. Diese Feier war der Auftakt zu vielen weiteren exklusiven und intimen Zusammenkünften auf dem Planeten – wo die Angehörigen der reichen Oberschicht immer noch ihre Häuser hatten – und in den orbitalen Habitaten. Er nutzte sowohl seine familiären Bindungen – die meisten seiner Verwandten rissen sich darum, die Bekanntschaft mit ihm zu erneuern – als auch die neuen Survey-Kontakte, um die Feiern auszurichten. Dieses Fest war erst der Anfang.
    Vielleicht fiel es ihm deshalb so schwer, seine Trägheit zu überwinden und ins Bad zu gehen, wo eine frische Uniform für ihn bereit lag, geschmückt mit sämtlichen Orden, Insignien, Medaillen Rang- und Gradabzeichen – einschließlich seines Familienwappens, das er nicht mehr gesehen hatte, seit er seine Heimat verließ. Genaugenommen hätte er das Wappen an diesem Abend nicht tragen dürfen, da er nicht der älteste seiner Geschwistergeneration war; doch selbst die konservativsten Techniker – und genau auf die mußte er den besten Eindruck machen – stellten Abkunft über alles, und auf diese Weise wurden sie wenigstens daran erinnert, daß sein Stammbaum über jeden Tadel erhaben war.
    Lange hatte er das Wappen nicht gesehen, und genauso lange war es her, seit er von dienstbaren Helfern, seien sie nun elektronische oder menschlich, verwöhnt wurde. Pernattes Anwesen war mit dem aufwendigsten Dienstleistungssystem ausgestattet, das er kannte. Nachdem er so lange für sich selbst gesorgt hatte, fühlte er sich anfangs ein wenig unbehaglich, doch er sagte sich, daß es schließlich nur raffiniert programmierte Servomechs waren, die ihm geflissentlich aufwarteten.
    Die höchsten und die niedrigsten Kasten auf Kharemough durften ohne einen offiziellen Dolmetscher nicht einmal miteinander sprechen; die Hochgeborenen lösten das Dienstbotenproblem, indem sie sich ihre Domestiken selbst herstellten. Es waren keine Menschen aus Fleisch und Blut, die ihn behandelten wie einen Gott – oder ihn unrasiert, mit blutunterlaufenen Augen, zerstrubbelten Haaren und in schmutziger Arbeitskluft sahen.
    Er machte den Overall auf, kratzte sich die Seite und rümpfte die Nase. Raschen Schrittes ging er nach nebenan, wo bereits ein Bad auf ihn wartete, genauso temperiert und parfümiert, wie er es sich wünschte. Der Kräuterduft würde seinen Kopf klären, die Massage-strahlen seine schmerzenden Muskeln lockern und die Müdigkeit vertreiben; entspannt und erfrischt würde er das Bad verlassen.
    Plötzlich gingen die Flügel der Silberholztür einen Spaltbreit auf, und herein drang ein Schwall von grellen Geräuschen. Erschrocken drehte sich Gundhalinu um; jemand schloß die Tür mit unziemlicher Hast, und er war nicht mehr allein. Eine Frau stand im Zimmer und gaffte ihn an. Der Lichtpunkt, der in ihrer erhobenen Hand glühte, beleuchtete das Zimmer, in dem es, von ihm unbemerkt dunkel geworden war. Der matte Schein fiel auch auf ihr Gesicht.
    »Oh!« Sichtlich befremdet musterte sie seinen Aufzug. Der Blick aus ihren großen, goldbraunen Augen war offen, aber sie schien ihn nicht zu erkennen. Ihre Züge waren eher apart als klassisch, aber er entdeckte in ihnen Stärke, Humor, Intelligenz und unverhoffte Schönheit. Interessiert betrachtete er ihren Kopfputz aus Perlen, der ihr Gesicht mit leuchtenden Schnüren umrahmte, die bei jeder Bewegung mitwippten. Sie trug eine lange Robe aus nachtschwarzem Samt, am Hals hochgeschlossen und mit einem Perlenkragen geschmückt. Die Perlen verteilten sich in dem schwarzen Samt wie Sterne im Universum, bis sie sich in der Nacht verloren.
    »Sie dürfen sich hier nicht aufhalten«, sagte sie mit solch ruhiger Überzeugung, daß er sich einen Moment lang fragte, ob sie recht hätte.
    »Warum denn nicht?« entgegnete er amüsiert und verdutzt. Er war froh, daß sie ihn nicht dabei ertappt hatte, wie er die kostbare, uralte Plastik streichelte, die ihm so gut gefiel; er wäre sich vorgekommen wie ein Dieb.
    »Weil ich hier auch nicht sein darf.« Sie lächelte, und in ihren Augen blitzte der Schalk. »Ich suche einen Platz, wo ich mich verstecken kann, bis so viele Gäste eingetroffen sind, daß meine Anwesenheit nicht mehr auffällt. Sie werden mich doch nicht verraten, oder?« Eigentlich war es gar keine Frage; sie schien sich auf Anhieb ein Urteil über ihn gebildet zu haben.
    »Müßte ich das

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