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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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ausgerechnet mir anvertraut? Ich wußte gar nicht, daß ich in dem Ruf stehe, ein liberaler und toleranter Mann zu sein.«
    »Sie haben Mond geholfen«, sagte Gundhalinu. »Das hat mir genügt.«
    Aspundh nickte. »Da wäre noch etwas«, sagte er nach einer geraumen Weile. »Wissen Sie, was aus den Techschmugglern wurde, die Mond hierherbrachten und Mond wieder nach Tiamat zurücknahmen?« Er zögerte. »Meine Schwägerin war dabei.«
    Vage erinnerte er sich, daß KR diese Ländereien von einem in Schande gefallenen älteren Bruder geerbt hatte, dem man den Rang aberkannte. »Beim Eintritt in den Orbit entdeckte die Polizei das Schiff und schoß es ab; Mond erzählte mir, beim Absturz sei eine Frau namens Elsevier umgekommen.«
    Aspundh verzog das Gesicht und blickte weg.
    »Es tut mir leid«, sagte Gundhalinu leise. Er wunderte sich nicht mehr, warum KR Aspundh Techschmuggler zum Tee einlud; er fragte sich höchstens noch, wieso er bis jetzt geglaubt hatte, alle Menschen würden genau das Leben führen, das sie ihrer Umgebung vorspielten. Nie hatte er darüber nachgedacht, was alles hinter den glatten, perfekten Fassaden verborgen sein mochte.
    »Das Ende einer langen Geschichte.« Aspundh seufzte, und Gundhalinu sah, daß sich noch tiefere Falten in sein Gesicht einkerbten. »Da wir von unerledigten Dingen sprechen – wie stellen Sie sich eigentlich Ihre Zukunft mit Mond vor? Warum fühlen Sie sich auch heute noch für sie und Ihre Welt verantwortlich? Lieben Sie sie noch immer?«
    »Ja.« Gundhalinus Hände, die auf der Tischplatte ruhten, ballten sich zu Fäusten. »Jedenfalls glaube ich es ... Götter, es sind beinahe neun Jahre vergangen – sechzehn für sie –, und sie war mit einem anderen Mann verheiratet.« Er verstummte. »Einmal sah ich sie, im Transfer. Wir unterhielten uns miteinander; sie sagte mir, daß sie mich brauchte.« Er spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg.
    »So wird es auch sein, nach allem, was Sie mir erzählten«, meinte Aspundh. »Aber am meisten interessiert Sie doch, ob sie Sie noch begehrt, nicht wahr?«
    Gundhalinu nickte, während ihm eine plötzliche Sehnsucht die Kehle zuschnürte.
    »Angenommen, Sie kehren nach Tiamat zurück, und sie will nichts mehr von Ihnen wissen ...«
    Gundhalinu holte tief Luft. »... dann wird sie mich zumindest noch brauchen.« Seine Mundwinkel zuckten.
    »Weiß Sie von Ihrer Entdeckung? Oder daß Sie zurückkommen, daß die Hegemonie wieder von Tiamat Besitz ergreifen wird ... dieses Mal für immer?«
    »Nein.« Er senkte den Blick. »Zuerst wollte ich sicher sein daß ... daß eine Rückkehr überhaupt möglich ist, ehe ich ...« Er brach ab. »Und ... ich muß ein vertrauenswürdiges Medium finden ...« Eine Sibylle, um die Triade zu bilden, die den direkten Kontakt ermöglichte.
    »Das finde ich vernünftig«, murmelte Aspundh, der das Gestammel seines Gastes richtig zu deuten wußte.
    »Ich glaube, ich habe mein Medium gefunden.« Gundhalinu hatte sich wieder gefaßt und sah Aspundh offen ins Gesicht. »Was denken Sie?«
    Aspundh schmunzelte und blickte mitfühlend drein. »Vielleicht ist jetzt die Zeit reif, um ihr Bescheid zu geben.«
    Gundhalinu sog scharf den Atem ein. »Sind Sie dazu bereit – jetzt gleich?«
    Aspundh nickte. »Von mir aus kann es losgehen. Fragen Sie, und ich werde Ihnen antworten.«
    Gundhalinu erholte sich von seiner Überraschung und nickte; er merkte, daß er seit Jahren auf diesen Moment gewartet hatte; in Gedanken hatte er geprobt, was er ihr sagen wollte, und wie er um ihr Verständnis werben würde. Er sprach die Worte, die den gemeinsamen Transfer einleiten sollten, und stellte eine Kommunikationsleitung her, die ihm den direkten Dialog mit Mond gestattete ...
     

TIAMAT
Karbunkel
    M ond stürzte hinab, angesogen von dem machtvollen Wirbel, der sie in den Transfer schleuderte; es war ganz überraschend gekommen, denn niemand hatte ihr eine Frage gestellt.
Sie wurde gerufen –
zu einer anderen Person und an einen anderen Ort. Ihre Umgebung begann zu verblassen, als sich die Realität auf den Kopf stellte; sie fiel in einen Raum, in dem die Zeit nicht existierte, und sie rechnete damit, auf einer anderen Welt im Körper einer fremden Person zu landen ...
    Doch dieses Mal durchdrang kein Lichtschimmer die Schwärze; gestaltlos, wie ein Embryo, driftete sie durch die Finsternis. Sie blieb ruhig, denn schon oft hatte sie sich an einem Ort wiedergefunden, den die Sibyllen das Nichts nannten, und von dem die

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