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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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in der Außenweltler, die der alten, konservativen Gesellschaftsschicht angehörten, über Politik diskutierten, sich heimlich und wichtigtuerisch mit Handschlag begrüßten und im großen und ganzen langweilige Abende verbrachten. Bevor er den Club durch einen geheimen Eingang betreten hatte, war er in einer Ausstellung gewesen, in der die neuesten technischen Importe aus Kharemough gezeigt wurden; die Ausstellungshallen waren ihm nüchtern und nicht sonderlich einladend vorgekommen.
    Diese Bar hingegen war mit übertriebenen Luxus ausgestattet. Tänzerinnen vollführten scheinbar mühelos nicht für möglich gehaltene akrobatische Kunststücke, begleitet von den mitreißenden Rhythmen einer Trommel, einer Flöte und dem temperamentvollen Getriller einer Sängerin. Einen besseren Privatclub in Razuma kannte er nicht, und das war kein leeres Kompliment. Öffentliche Clubs gab es nicht. Die Theokratie, die Ondinee regierte, verbot es, an die meisten Dinge, die hier und in ähnlichen Lokalen geboten wurden, auch nur zu denken. Doch wie er gehört hatte, ging es in den Männerorden, denen nur die höchstgestellten Herren angehörten, weitaus perverser zu. Aber selbst in einer so großen Hafenstadt wie Razuma gab es nur wenige Vergnügungsstätten, in denen Fremde willkommen waren.
    Doch während die Kirche jede Form von Laster beim Volk mit unnachgiebiger Härte verfolgte, ließ sie sich selbst vom größten Drogenkartell der Hegemonie einschüchtern und beherrschen. Ein großer Teil der einheimischen Bevölkerung lebte davon, daß Pflanzen angebaut wurden, aus denen man Drogen herstellte. Das organisierte Verbrechertum unterstützte die Kirche finanziell und politisch.
    Doch diese Verbindung hatte auch ihre Tücken. Die Unterwelt verlangte Gegenleistungen. Wenn ein Politiker oder ein Angehöriger des Klerus auf Reformen drängte, erhielt er – wenn er Glück hatte – eine einzige Warnung; befolgte er die nicht, war es um ihn geschehen. Die Kirche und der organisierte Mob waren schon seltsame Bettgenossen; er kannte sich aus, denn auch er profitierte von diesem System.
    Ravien kam mit einer Flasche zurück, in der sich eine bernsteinfarbene Flüssigkeit befand. Er goß einen Silberbecher voll ein und schob ihn Kedalion zu.
    Der kostete und nickte zufrieden. Was immer das sein mochte, es ließ sich trinken. »Schon besser. Wie läuft das Geschäft?«
    Ravien räusperte sich lautstark. »Phantastisch«, sagte er mürrisch. »Wenn ich nicht so vorsichtig sein müßte, könnte ich zehnmal mehr verdienen. Ich zahle Unsummen an Bestechungsgeldern, und trotzdem machen sie bei mir Razzien. Aber wenn ich gar nichts zahlen würde, müßte ich den Laden schließen. Zum Glück haben sie mich in den letzten Wochen in Ruhe gelassen ...« Immer noch vor sich hin brummelnd, stapfte er davon.
    Kedalion schüttelte den Kopf, nippte an seinem Getränk und suchte in der Menge nach einem bekannten Gesicht. Er wollte sich ein paar Tage Ruhe gönnen und dann nach einem neuen Auftrag Ausschau halten. Nicht, daß er das Geld dringend gebraucht hätte; er hatte genug, um sich aus dem Staub zu machen. Diese Welt deprimierte ihn noch mehr als Kharemough und erinnerte ihn unentwegt daran, welche Schändlichkeiten sich die Menschen gegenseitig antaten.
    Eine Duftwolke von schwerem Parfüm und das Geklingel von Glöckchen veranlaßten ihn, sich umzudrehen. Neben ihm an der Bar lehnte ein Animiermädchen. »Na so was«, sagte sie und fuhr ihm mit ihren eben-holzschwarzen, schlanken Fingern durch sein kurzgetrimmtes, braunes Haar. »Hallo, Kedalion. Hast du mich vermißt? Du hast mir gefehlt.« Verspielt streichelte sie seine Wange.
    »Klar hab ich dich vermißt«, sagte er und grinste breit.
    Sie lachte. »Ich mag euch Hellhäutige, ihr könnt so schön rot werden«, sagte sie. Ihr Name war Shalfaz, und genauso hieß im örtlichen Dialekt der Wüstenwind. Sie war nicht mehr jung, doch noch immer konnte sie einen Mann bis in seine Träume hinein verfolgen. Von Kopf bis Fuß war sie mit Schmuck und silbernen Glöckchen behangen, so daß jede ihrer Bewegungen von einem melodischen Geklingel begleitet wurde. Da sie einen zwar traditionsreichen, aber nicht gerade seriösen Beruf ausübte, ging sie unverschleiert; bekleidet war sie mit mehreren Schichten aus hauchfeinen, bunten Stoffen, die übereinanderlagen wie Blütenblätter. »Mein Zimmer ist frei«, sagte sie. Aus indigoblauen Augen sah sie ihn bedeutungsvoll an.
    Lächelnd kratzte er sich das

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