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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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seinen Waffengurt ... und erinnerte sich mit gelindem Schrecken daran, daß er ja leer war, weil Fremde in der Stadt keine Waffen tragen durften. Er behielt seine teilnahmslose Miene bei und bemühte sich, nicht auf die Messerklinge zu schauen, die dicht vor seinen Augen blitzte. »Shalfaz?« sagte er mit vorgetäuschter Ruhe.
    »Du beleidigst meine Männlichkeit, Zwerg.« Der Ondineaner stieß mit dem Messer nach Kedalions Gesicht. Dieses Mal sprach er den örtlichen Dialekt, nicht Trade. »Hau ab, oder du wirst es bereuen!«
    Kedalion trat einen Schritt zurück, als weitere Klingen unter dem Tisch gezückt wurden. Mit jugendlichen Rowdies kannte er sich gut genug aus, um zu wissen, daß es sein Tod wäre, sie zu provozieren; doch selbst wenn er einen Rückzieher machte, war das noch lange keine Garantie dafür, daß sie ihn am Leben ließen. Er umklammerte seinen leeren Waffengurt und murmelte: »Mir bleibt wohl nichts anderes übrig.« Es fuchste ihn, daß er sich selbst in diese mißliche Lage gebracht hatte.
    Vielleicht war der Likör doch stärker gewesen, als er dachte.
    »Kedalion, geh bitte«, sagte Shalfaz leise. »Ich bleibe hier.« Sie ging dichter an den Mann heran, der sie immer noch festhielt, und schmiegte sich an ihn.
    »Schlampe!« Er schlug nach ihr. »Du hast einem Mann nichts zu sagen. Hier bestimme ich!« Brutal stieß er sie von sich. Sie prallte mit einem Außenweltler zusammen, der hinter ihnen an der Bar stand und die Szene amüsiert beobachtete. Die Flasche, die er in der Hand gehalten hatte, fiel zu Boden, Keramiksplitter und Alkohol verspritzend.
    Kedalion wich linkisch zurück, als der Ondineaner nach ihm trat. Aus dem Augenwinkel sah er, wie der Mann, mit dem Shalfaz zusammengeprallt war, plötzlich nach vorn preschte.
    Bevor Kedalion wußte, was los war, hatte der Fremde dem Jugendlichen die Klinge abgenommen, ihn zu Boden geschleudert und den Fuß in seinen Nacken gesetzt. Der Junge heulte auf. »Was ist, wollt ihr immer noch kämpfen?« fragte der Fremde. Mit dem juwelenbesetzten Krummdolch in der Hand blickte er grinsend in die wütenden Gesichter der Ondineaner. Provozierend ließ er die Klinge vor ihren Augen funkeln. »Dann kommt und holt euch den Dolch.«
    Kedalion wich einen weiteren Schritt zurück. »Er muß verrückt sein«, wisperte Shalfaz. Kedalion, der in die blitzenden Augen des Mannes gesehen hatte, gab keine Antwort. Langsam pirschte er sich davon, Shalfaz und den Jungen mit dem Pferdeschwanz mit sich ziehend.
    »Blöder Kerl!« fluchte ein Ondineaner. »Du bist allein und wir sind zu sechst. Willst du mir die Stiefel küssen und um Verzeihung bitten? Oder sollen wir dir mit diesem Dolch den Bauch aufschlitzen?«
    Kedalion blieb stehen, als er sah, wie der Fremde die Lippen zu einem schmalen Strich zusammenpreßte. »Dann kommt doch, wenn ihr euch traut«, höhnte er und drehte die Klinge, damit sie das Licht reflektierte. »Schlitzt mir den Bauch auf oder zieht mir die Haut bei lebendigem Leib ab, Zentimeter für Zentimeter ... aber zuvor müßt ihr mir den Dolch abnehmen.« Ungerührt stützte er sich mit einer Hand auf ihrem Tisch ab und fuchtelte mit der Waffe vor ihren Gesichtern herum.
    »Nun, was ist ...?«
    Die jungen Männer tauschten Blicke, während sie unbewußt ein Stück zurückwichen. »Es bringt Unglück, wenn man einen Verrückten tötet«, brummte einer. Zwar steckten sie ihre Dolche nicht in die Futterale zurück, aber langsam stand einer nach dem anderen vom Tisch auf.
    Der Fremde gab einen schnaubenden Laut von sich und warf einen Blick auf den Mann, der immer noch ausgestreckt auf dem Fußboden lag. »Jetzt wirst du meine Stiefel küssen, du Dreckskerl!« Die Spitze seines Stiefels berührte unsanft seinen Mund. Dann schob der Fremde den erbeuteten Dolch in den eigenen Gürtel. »Demnächst überlegt es euch zweimal, ehe ihr in einem vollbesetzten Lokal Streit anfangt.«
    Spuckend und sich den Mund abwischend, rappelte sich der Ondineaner hoch und gesellte sich zu seinen Freunden. »Dafür wirst du sterben!« drohte er mit bebender Stimme. Die anderen hielten ihn vorsichtshalber fest, denn mittlerweile waren sie von den Wachleuten des Clubs umringt. Ravien stellte sich neben den Außenweltler und legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter, doch der schüttelte sie gereizt ab. Er murmelte: »Sicher, früher oder später muß ich sterben. Irgendwann kriegen wir alle, was wir verdienen.«
    Kedalion suchte für sich, Shalfaz und den Jungen

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