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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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sich in dem Spiegelsaal liebten ...
    Er konnte sein eigenes, bekümmertes Gesicht nicht mehr sehen und drehte sich um. »Mond«, sagte er mit rauher Stimme, »hier werden wir nie einen neuen Anfang machen können, wir müssen fort von all diesen – Erinnerungen. Wie sollen wir hier jemals Frieden finden? Ich weiß, daß wir nicht nach Neith zurückkönnen, aber ist wirklich nötig, daß wir
hierbleiben?
Laß uns woanders hinziehen, bevor die Kinder zur Welt kommen.«
    Mond sah ihn an. Sie machte den Mund auf, doch kein Wort kam heraus. Dann reichte sie ihm einen Gegenstand, und an dem Ausdruck in ihren Augen merkte er, daß sie gar nicht gehört hatte, was er sagte.
    Er nahm den Würfel in die Hand und sah das Hologramm eines Kindes darin.... eines kleinen Mädchens mit milchweißem Haar gekleidet in der Tracht der Inselbewohner. Dieses Mädchen kannte er. Es lachte fröhlich, immer wieder, ein glücklicher Augenblick, der für immer festgehalten war.
    »Das bin ja ich«, flüsterte Mond. »Wie kam sie an dieses Hologramm? Wieso hat sie es aufbewahrt?«
    Verblüfft schüttelte er den Kopf und starrte das kleine Mädchen an, das er schon damals geliebt hatte, als sie noch ein Kind war.
    Er zuckte zusammen, als Mond neben ihm plötzlich einen Schmerzensschrei ausstieß. Stützend umfaßte er sie, während sie sich die Hände gegen den Bauch preßte und vornüber neigte. Ihr Gesicht wurde noch bleicher, als der nächste Krampf einsetzte. Er führte sie zu der Bank neben dem Spiegeltisch. Eine Flüssigkeit rann ihr die Beine hinunter, benetzte ihr Nachthemd und tropfte auf den Teppich.
    »Mond, was hast du?« schrie er. »Was ist passiert?«
    Sie biß sich auf die Lippe und sah ihn mit glasigen Augen an. »Du mußt Miroe holen, Funke ... es ist soweit.«
     

ONDINEE
Razuma Port Town
    V erdammt, das ist doch Kedalion!« Ravien beugte sich über den Bartresen, packte mit seiner blauschwarzen Pranke Kedalion am Kragen und hievte ihn auf einen Stuhl. »Schon von deiner Runde zurück?«
    Kedalion Niburu rückte sich auf dem Hocker zurecht und strich sich den Rock glatt. »Danke, Ravien.« Dann stützte er sich auf den Tresen und ließ die Beine baumeln.
    Wenn man in einem Universum, in dem die meisten menschlichen Wesen über zwei Meter maßen, selbst nur halb so groß war, hatte das seine Nachteile. Ein, wenn auch zweifelhafter, Vorteil bestand darin, daß man ihn so rasch nicht vergaß – auch nach sechs Jahren nicht. »Du hast ein Gedächtnis wie ein Servo; und den gleichen Griff.«
    Ravien schnaubte durch die Nase und schenkte ihm etwas zu trinken ein. »Mal sehen, ob ich mich in dem Punkt auch noch richtig erinnere.«
    Kedalion nippte an der grünlich-schwarzen Flüssigkeit und verzog das Gesicht. »Götter, du hast schon wieder recht«, sagte er mit säuerlicher Miene. »Habt ihr immer noch nichts Besseres anzubieten?«
    Ravien rieb sich das schwabbelige Kinn. »Weißt du, mit der Kirchenpolizei ständig im Nacken, bin ich froh, wenn ich überhaupt was bekomme. Auf dem Schwarzmarkt kriegt man Meßwein ... weil die Kirche davon profitiert. Aber wenn du bereit bist, ein bißchen tiefer in die Tasche zu greifen, finde ich vielleicht etwas ganz besonderes für dich.
    »Her damit!« Kedalion schob ihm seinen Becher hin.
    »Auf Samathe habe ich alle meine Geschäfte erledigt. Ich finde, ich habe eine Belohnung verdient.«
    »Recht hast du.« Ravien nickte glücklich und wischte sich die Hände an seinem stutzerhaften Hemd ab, das ihm überhaupt nicht stand. Dann verdrückte er sich in ein Hinterzimmer.
    Derweil sah sich Kedalion in der Bar um und kratzte sich abwesend die Stelle am Kopf, wo, unter den Haaren verborgen, die Astrogations-Implantate saßen. Zuerst was zu trinken, dann ein Zimmer und eine Dusche, und hinterher Gesellschaft ... Ihm war ein bißchen wehmütig zumute, wie immer nach einer erfolgreichen Reise. Aber wehmütig war vielleicht nicht der richtige Ausdruck,
erleichtert
wäre wohl angebrachter. Er selbst war ein seriöser Händler, im Gegensatz zu den Leuten, mit denen er zusammenarbeitete. Sein Leben war interessant – doch die meiste Zeit wünschte er sich, er hätte einen anderen Beruf ergriffen. Nicht zum erstenmal fragte er sich, ob er mit seiner Tätigkeit nicht irgend jemandem irgend etwas beweisen wollte.
Zum Teufel
– das war doch die Motivation der gesamten menschlichen Rasse.
    Sein Blick wanderte durch den unterirdischen Raum mit der reflektierenden Decke. Über der Bar lag die Survey Hall,

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