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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Mienen kamen sie zu ihr, gekleidet in der traditionellen Festtracht des Sommervolks: lange, in verschiedenen Grünschattierungen eingefärbte Hosen, darüber lose geschnittene Kittel, die mit Stickereien und Muscheln verziert waren. Tammis sah linkisch, aber erwartungsvoll aus, Ariele konnte sich nur schwer von Silky losreißen.
    Keiner der beiden war gern mitgekommen, doch zum Schluß ließen sie sich überreden. In Gedanken sah Mond Funkes Gesicht, der daheimgeblieben war.
    Erst etliche Tage, nachdem sie die Nachricht von der bevorstehenden Rückkehr der Hegemonie erfahren hatte, vermochte sie mit jemandem darüber zu sprechen. Währenddessen fühlte sie sich, als stünde sie außerhalb der Realität; endlos kreisten ihre Gedanken um die möglichen Konsequenzen – und was sie dagegen unternehmen konnte. Sie hatte auf ein Zeichen vom Sibyllennetz gewartet – vergebens.
    Zum Schluß berichtete sie dem Rat, was demnächst auf sie zukommen würde, und was es für Tiamat bedeutete. Mit Nachdruck betonte sie, daß sie alles daran setzen würde, um einen Weg zum Schutz der Mers zu finden.
    Die Nachricht wirkte sich aus wie ein Schock; und dann kamen die Reaktionen, die sie erwartet und gefürchtet hatte. Sie erkannte die Begierde, die in den Augen zu vieler Winterleute brannte, und die selbst technisch versierte Sommer ansteckte; man sehnte sich nach einer Zukunft, die das Vergangene wiederbrachte – nach einem Leben in einem goldenen Käfig, in dem die Hegemonie sich ihrer Bedürfnisse annahm, und als Gegenleistung nur das Wasser des Lebens verlangte.
    Ein paar Industrielle und selbst etliche Sibyllen machten den Vorschlag, ihre Technologie mit aller Macht voranzutreiben und sich dem Bau von Waffensystemen zu widmen.
    Diesen Plan hatte sie rundweg abgelehnt; von Jerusha wußte sie, daß sie dadurch nur ihre totale Unterwerfung provozieren würden. Aber sie konnte dem Rat nicht enthüllen, weshalb das Überleben der Mers für ihre eigene Existenz – und selbst die der Hegemonie – so wichtig war, warum der Schutz der Mers absoluten Vorrang hatte. Genausowenig konnte sie ihrem Gemahl erklären, aus welchem Grund BZ Gundhalinu nach Tiamat zurückkehren wollte ... nämlich um ihre Welt vor einer Ausbeutung durch sein eigenes Volk zu bewahren.
    Jetzt war kein Verlaß mehr auf die Leute, denen sie früher vertraut hatte. Deshalb bat sie die konservativen Sommer-Cliquen um Hilfe und Unterstützung. Sie wollte von ihren Kenntnissen über den Ozean und die Mers profitieren. Dadurch hatte sie sich die Stadtleute zu Feinden gemacht, die ihr sonst den Rücken stärkten. Nun kam es darauf an, daß sie mit dem Goodventure-Clan Frieden schloß.
    Sie und Funke hatten sich über jeden Aspekt ihrer Entscheidungen gestritten, obwohl er aus persönlichen Gründen die Mers genauso schützen wollte wie sie. Er akzeptierte keinen ihrer Pläne, die Tatsache ignorierend, daß sie bereits sechzehn Jahre lang gemeinsam am Aufbau eines neuen Tiamat arbeiteten. Den wahren Grund für seine starre Haltung hatte sie rasch durchschaut, und sie war fest davon überzeugt, daß auch er genau wußte, warum er so gereizt reagierte. Aber keiner sprach die klärenden Worte, die es ihnen erlaubt hätten, sich wieder offen und mit Respekt zu begegnen.
    Als sie ihn dann bat, mit ihr zusammen Capella Goodventure aufzusuchen, hatte er sich geweigert, die Stadt zu verlassen.
    Seufzend verdrängte sie ihre Erinnerungen und Ängste. Sie sah ihre Kinder an, die beinahe so groß waren wie sie, und die nun darauf warteten, daß es losging. All die Jahre, seit sie Königin war, hatte sie mit Funke zusammengelebt – und beinahe genausoviel Zeit verbrachten sie gemeinsam auf den Inseln – bevor sie getrennt wurden, und ihre Welt sich veränderte.
    Sie staunte, wie rasch die Jahre verflogen waren – und dennoch schien die Zeit stillzustehen. Mittlerweile hatten sie sich voneinander entfremdet, sie waren nicht mehr die unschuldigen Kinder von damals, die mit den Menschen, zu denen sie geworden waren, kaum noch etwas gemein hatten.
    Sie verdrängte endgültig diese Gedanken und gestattete sich nicht einmal die Frage, ob die Kluft zwischen ihnen unüberbrückbar geworden war. Oder was es für sie drei bedeutete, wenn BZ Gundhalinu nach Tiamat zurückkehrte.
    Entschlossen stieg sie die Treppe hinauf, die sie einer Zukunft entgegenführte, die sie nie gewollt hatte. Tammis und Ariele folgten ihr. Als sie oben anlangten, war Mond außer Atem. Sie fragte sich, ob es an

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