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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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sagte Kedalion. Er dachte sich, daß er ohne das Eingreifen des Fremden wahrscheinlich ein toter Mann gewesen wäre, und dann hätte ihm selbst das echte Wasser des Lebens nichts mehr genützt. »Das versichere ich dir.« Er betrachtete abermals die Flasche und kam aus dem Staunen nicht heraus. Beinahe ehrfürchtig nahm er sie in die Hand und wollte sie dem Fremden zurückgeben.
    »Behalte sie«, wehrte der Außenweltler ab. »Ich bestehe darauf.«
    Nach einem Blick in seine Augen widersprach Kedalion nicht mehr. Seine Finger betasteten die Flasche, wie wenn er sich davon überzeugen wollte, daß sie auch real war, dann löste er mit dem Daumen das Siegel. Der Duft, der der Flasche entströmte, erregte seine Sinne wie ein Parfüm, ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen und die Augen feucht werden. »Ihr Götter«, murmelte er, »ich hatte ja keine Ahnung ...« Er reichte die Flasche dem Jungen und Shalfaz, damit sie sie voller Andacht streicheln und das Aroma einatmen konnten. Derweil beobachtete er ihre Gesichter.
    Kedalion merkte, daß der Fremde immer noch an ihrem Tisch stand und selbst fasziniert dreinblickte. »Möchtest du dich nicht zu uns setzen?« lud er ihn ein, weniger, weil er auf seine Gesellschaft wert legte, sondern weil er fand, daß ihm unter den gegebenen Umständen gar nichts anderes übrig blieb. Die Service-Einheit unter der glatten, onyxfarbenen Tischplatte spuckte einen weiteren Becher aus.
    »Nein, danke, ich trinke dieses Gift nicht«, entgegnete der Fremde. Er schüttelte den Kopf, so daß seine ungekämmten braunen Haarsträhnen die Schultern streiften. Kedalion wollte schon aufatmen, als der Mann sich zum Gehen wandte; doch dann schien er es sich anders zu überlegen und kam zurück. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich zu ihnen an den Tisch. »Ich bin Reede«, sagte er.
    Kedalion stellte sich und die beiden Ondineaner vor, wobei er sich bemühte, sich nichts von seinem Unbehagen anmerken zu lassen. Für sich, Shalfaz und den Jungen schenkte er das Wasser des Lebens ein, und er brachte es fertig, trotz seiner zittrigen Hände keinen Tropfen zu verschütten.
    Verstohlen musterte er Reede und fragte sich, wie er an diese kostbare Flasche gekommen war, die er dann auch noch mir nichts, dir nichts verschenkte. Es war die Geste eines reichen Mannes, doch Reede sah nicht so aus, als ob er begütert sei. Er trug eine einfache, schwarze Kniehose, klobige Arbeitsstiefel und ein ärmelloses Wams; von seinem Hals baumelten ein paar Ketten – glitzernder Talmischmuck. Kein ungewöhnliches Outfit für einen jungen Handlanger irgendeines Drogenkartells.
    Reedes Arme waren von oben bis unten mit Tätowierungen bedeckt, und wenn jemand sich die Mühe gab, genauer hinzuschauen, konnte er daraus seine gesamte Lebensgeschichte in der Unterwelt der Hegemonie ablesen. Doch auch das war nichts besonderes; das einzig ungewöhnliche war vielleicht, daß seine Hände frei von Tätowierungen waren.
    Wahrscheinlich war er auch nur ein Schmuggler, der Arbeit suchte, und mittels dieser pompösen Flasche wollte er seine Dienste anbieten. Ein Konkurrent also, das hatte ihm gerade noch gefehlt. Trotzdem hatte Kedalion vor, sein großzügiges Geschenk in vollen Zügen zu genießen. Er fürchtete keinen Rivalen. Obwohl er nie für sich Reklame machte, brauchte er sich über Auftragsmangel nicht zu beklagen, dafür sorgte allein schon sein Ruf, zuverlässig zu sein.
    »Bist du ein Kurier?« fragte er Reede.
    Reede blickte überrascht drein. »Ich? Nein.« Er verriet nicht womit er sich beschäftigte, und Kedalion stellte ihm keine Fragen. »Wie kommst du darauf?« wollte Reede wissen. »Brauchst du vielleicht einen?«
    »Ich bin selbst Kurier«, stellte Kedalion fest.
    Reede nickte. »Deshalb kam mir dein Name so bekannt vor. Dein Schiff ist die
Pranja.
Ist das nicht das samathanische Wort für Gott?«
    »Das ist nur eine mögliche Übersetzung«, erklärte Kedalion unwirsch. »Eigentlich bedeutet der Name Sternenlicht; er soll Glück bringen.« Er zuckte die Achseln.
    »In deinem Fall scheint das zu stimmen.« Reede schmunzelte. »Du hast einen guten Ruf, und der heutige Abend ist für dich ziemlich glücklich verlaufen.« Er sprach Trade, die universelle Zweitsprache der meisten Händler, die interstellare Geschäfte betrieben. Jeder im Hafen beherrschte dieses Idiom, sogar der Junge, Ananke, konnte sich ganz passabel damit verständigen.
    Es war leicht, mit Hilfe eines Pluralisatorgeräts eine neue

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