Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
heißt du eigentlich?«
    »Ananke«, sagte der Junge und senkte den Blick. Der Name bedeutete
Armut.
Dann hob er den Kopf und sah Kedalion wieder an. »Ich möchte gern für dich arbeiten.«
    »Hast du eine technische Ausbildung?« fragte Kedalion skeptisch. Viel Berufserfahrung konnte dieser Jüngling nicht haben.
    »Ich hab ein bißchen Technik gelernt«, erwiderte Ananke und nickte ernsthaft. »Wann immer ich das Geld dazu hatte, habe ich an der Universität studiert.«
    Wenigstens war er ehrgeizig. Gelassen nippte Kedalion an seinem Getränk. »Und wovon lebst du zur Zeit?«
    »Ich bin Straßenkünstler«, erzählte der Junge. »Jongleur und Akrobat.«
    Kedalion faßte in eine der vielen Taschen seines langen, weiten Rocks und fischte den Huskball heraus, den er seit seiner Kindheit wie eine Art Talisman immer bei sich trug. Ohne Vorwarnung warf er Ananke den Ball zu. Der fing ihn behende auf, ließ ihn wieder hochschnellen und zauberte ihn geschickt von einer Hand in die andere. Kedalion grinste und mußte sich anstrengen, um den Ball zu fassen zu kriegen, als der Junge ihn zurückschleuderte. »Okay«, sagte er. »Bei meiner nächsten Fahrt bist du dabei, wir wollen sehen, wie es klappt. Zumindest wirst du dir die Passage zu einem anderen Planeten verdienen. Und nach unserer Ankunft bekommst du von mir zehn Prozent vom Gewinn, damit kannst du schon etwas anfangen.«
    Der Junge grinste auch und nickte. »Ich habe alle meine Sachen hier, ich kann sie gleich holen ...«
    »Nicht so hastig.« Kedalion hob eine Hand. »Zuerst muß ich eine Fracht für uns finden. Außerdem bin ich gerade erst angekommen, ich will eine Weile hier bleiben.« Dabei sah er Shalfaz an, und als sie ihm zulächelte, schmolz er dahin. »Sei nur zur Stelle, wenn ich aufbrechen will.«
    Ananke nickte und sah sie mit einem Blick an, der wissend und schmerzerfüllt zugleich war. Kedalion fiel ein, was Shalfaz über den Jungen gesagt hatte und machte sich seine eigenen Gedanken. Langsam stand Ananke von seinem Stuhl auf.
    »Mit den besten Komplimenten und meiner Entschuldigung«, sagte plötzlich eine heisere Stimme hinter Kedalions Rücken.
    Ananke schaute hoch und setzte sich verdutzt wieder hin. Shalfaz machte sich auf ihrem Stuhl ganz klein, während ihre Hände zitterten.
    Kedalion drehte sich um und erkannte den Außenweltler, der sich mit den jungen Ondineanern angelegt hatte. Der Mann grinste entwaffnend und nahm die unterschiedlichen Reaktionen der drei Leute so gleichmütig auf, als sei er an ein solches Verhalten gewöhnt. Wahrscheinlich ist ihm nichts fremd, dachte Kedalion. Der Mann war großgewachsen, aber schlank; bei dem Streit war er Kedalion viel massiger und breiter vorgekommen. Aber die Augen waren unverwechselbar – tiefblau und durchdringend wie Laserstrahlen. Der Mann senkte als erster die Lider, als wüßte er, welch beunruhigende Wirkung sein Blick auf andere Menschen hatte.
    Er stellte eine Flasche auf ihren Tisch. Verblüfft riß Kedalion die Augen auf. Die Flasche war geformt wie eine stilisierte exotische Blüte, mit silbernen, am Rand vergoldeten Blättern. Es handelte sich um pures Silber und pures Gold ... Staunend streckte Kedalion die Hand aus und berührte die Flasche, die so kostbar war, daß sie nur ein Getränk enthalten konnte – das sogenannte Wasser des Lebens. Es war der teuerste Likör, der in der gesamten Hegemonie zu haben war, benannt nach der weitaus selteneren Droge, die von Tiamat stammte, und mit der sich die Superreichen zu einem horrenden Preis ewige Jugend erkauften. Nun, da sich der Zugang nach Tiamat für hundert Jahre geschlossen hatte, war das echte Getränk nirgendwo mehr erhältlich. Kedalion hatte genausowenig damit gerechnet, die Imitation zu kosten wie das originale Wasser des Lebens selbst.
    »Entschuldigung?« fragte Kedalion schließlich. Er riß sich vom Anblick der silbernen und goldenen Flasche los und schaute den Fremden wieder an. »Wofür? Eher müßte ich mich bei dir entschuldigen.« Er zuckte die Achseln und merkte, wie verkrampft sein Lächeln ausfiel.
    Der Fremde gab einen knurrenden Laut von sich. »Ravien meint, ich hätte mich nicht in den Streit einmischen sollen. Ich habe mich wohl blamiert, aber heute abend bin ich nicht in bester Stimmung. Das heißt, eigentlich bin ich immer schlechtgelaunt.« Wieder setzte er sein verwegenes Grinsen auf und trommelte mit den Fingern gegen seinen Schenkel. »Es tut mir leid.«
    »Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen«,

Weitere Kostenlose Bücher