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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Entscheidung zu treffen«, sagte er zynisch. »Und da er mit der Großmutter der Königin zusammenlebt, ist von dieser Seite auch keine Hilfe zu erwarten. Mir würde es nicht das Herz brechen, wenn die über alles geliebte Meeresmutter des Sommervolks die beiden an ihren nassen Busen drücken würde.« Er schürzte die Lippen. »Jeden Abend bringe ich ihr eine kleine Opfergabe dar. Wenn sie es mir nicht bald dankt, muß ich wohl Zuflucht zu einer verantwortungsvolleren Gottheit suchen, so wie Arienrhod es uns vorgemacht hat.«
    Bei dem Gelächter, das seine Bemerkung hervorrief, lief es Tor eiskalt über den Rücken. Kirard Set glotzte sie scheinheilig an und hob die Brauen. »Habe ich nicht recht?« fragte er provozierend.
    Tor zerrte an Shotwyns Arm, bis er nachgab und ihr in die Anonymität der Küche folgte.
     

TIAMAT
Ngenets Plantage
    A riele Dawntreader tauchte aus dem Wasser auf und schnappte nach Luft. Wie Seetang klebte ihr das Haar am Kopf. Sie strich es nach hinten und blinzelte, bis sie hoch droben auf dem Hügel das Herrenhaus sehen konnte. Anstatt auf das Land zuzuschwimmen, trat sie Wasser. Ihre Lungen schmerzten, ihr Körper war taub vor Kälte, aber sie spürte nur das überschwengliche Glücksgefühl, im Ozean zu sein.
    Neben ihr schnellte Silky an die Oberfläche; nun bewegten sich die beiden synchron, obwohl der Merling zwanzig Minuten lang unter Wasser bleiben konnte, ohne zu atmen. Sie selbst hatte es nie länger als zwei Minuten ausgehalten, obwohl sie das Luftanhalten übte; wann immer sich eine Gelegenheit dazu bot.
    Mit einer Unterwasserausrüstung konnte sie über eine Stunde drunten bleiben. Sie benutzte ein Tauchgerät, wenn ihr jemand zusah, oder wenn sich die Mers aus der benachbarten Kolonie in Ngenets Bucht aufhielten, und sie ihre Gesänge aufzeichnen wollte. Aber sobald sie einen Thermal-Anzug und Sauerstoffflaschen trug, verwandelte sie sich in einen Fremdling und wurde von den Mers nicht mehr akzeptiert.
    Immer hatte sie sich danach gesehnt, im Ozean zu schwimmen wie die Mers, auf sich allein gestellt und ohne technische Hilfsmittel – seit ihrer Kindheit träumte sie davon. Die Schwierigkeiten und die körperlichen Strapazen wurden durch das Gefühl der Freiheit, das sie im Wasser stets überkam, mehr als wettgemacht.
    Ein letztes Mal tief Luft holend tauchte sie wieder ab und spürte, daß Silky ihr folgte. Mit ruhigen, kräftigen Schwimmbewegungen glitt sie in die Tiefe. Die flüssige Atmosphäre des Ozeans teilte sich, um ihren Körper hindurchzulassen, während Silky übermütige Saltos schlug. Ohne Ausrüstung konnte sie nicht sprechen, und sie konnte auch nicht hören, wenn Silky sang oder etwas zu ihr sagte. Doch sie konnte es fühlen, es war wie ein sonderbares Säuseln auf ihrer Haut.
    In ihrer Phantasie stellte sie sich die wilde, ergreifende Musik vor, bestehend aus Pfiffen, Schreien und glockengleichen Tönen – der Sirenengesang aus Legenden und Träumen. Silky war ihre treueste Freundin, sie liebte sie kompromißlos, ohne Ansprüche an sie zu stellen. Dabei spielte es keine Rolle, daß sie in unterschiedlichen Welten und Elementen zu Hause waren; wenn sie gemeinsam im Ozean schwammen, war der Rapport hergestellt, und mehr bedurfte es nicht, um beide glücklich zu machen.
    Heute war das Wasser in der Bucht klar; gelegentlich durchdrang ein Sonnenstrahl die blaugrüne Tiefe, beleuchtete bizarr geformte Muscheln und greilfarbene Krebse, die auf dem sandigen Grund ein Muster bildeten. Zu Arieles Bedauern befanden sich keine weiteren Mers in der Bucht; der Tag wäre ideal gewesen, um sie beim Spielen zu beobachten, wie sie sich von den unsichtbaren Händen des Meeres tragen ließen. Ihre Geschmeidigkeit, ihre Anmut und ihre zu Herzen gehende Schönheit waren wie ein Blick in die Augen der Liebe selbst. Wann immer sie unter ihnen weilte, fühlte sie sich vom ewigen Mysterium ihrer Existenz umhüllt.
    Der Umgang mit den Mers zeigte ihr ihre eigenen Grenzen auf; sie bemitleidete diese Geschöpfe, wenn sie sich an Land befanden, wo sie sich plump und unbeholfen abmühten. Am Strand konnte Silky mit ihr gemeinsam die Schönheiten des Regens und des Sonnenscheins erleben, den warmen Sand und das weiche Gras genießen, doch ihr wahres Element blieb das Wasser. Wie die Menschen, die dem Land gehörten, so vermochten sich auch die Mers nur mit Vorsicht entlang der schmalen Grenze zu bewegen, die ihre Welten voneinander trennte.
    Sie hatte sich schon oft gefragt, ob Silky

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