Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt
Lu und Clavally dir bei, wie man den Transfer kontrolliert, und sie unterweisen dich in allen Dingen, die ein Sibyl wissen muß.« Sie ließ seine Hand los und lächelte gezwungen. »Aber ich komme wieder zu dir, so schnell ich kann.« Als sie seinen fragenden Blick sah, wandte sie sich ab und verließ das Zimmer.
TIAMAT
Karbunkel
Eine wirklich tolle Party, Vetter. Du solltest öfter feiern. «
D anaquil Lu drehte sich um und behielt sein Lächeln bei, obwohl Kirard Set zu ihm sprach, und das normalerweise seine gute Laune vergällte. »Leider habe ich nur ein Kind, dem ich eine Hochzeit ausrichten kann. Aber eines ist immer noch besser als gar keins.« Sein Lächeln vertiefte sich, als er seine Tochter anschaute, die strahlend vor Glück zu der traditionellen Hochzeitsmusik tanzte. Merovy hatte ihm erzählt, daß sie Tammis seit dem letzten Jahr versprochen war. Er hatte lange genug unter den Sommerleuten gelebt, um ihre Sitten und Gebräuche zu kennen, und deshalb erhob er keinen Einwand, als Merovy das Elternhaus verließ und zu Tammis in den Palast zog. Trotzdem sahen er und Clavally ihre Tochter beinahe jeden Tag.
Doch nun war sie siebzehn und alt genug für den offiziellen Treueschwur, den die Winterleute von den Außenweltlern übernommen hatten. Zu seiner Überraschung fühlte er sich einer Tradition verpflichtet, die seine Familie seit vielen Generationen pflegte. Genüßlich nippte er an dem importierten Wein; sowohl der Wein wie auch die Kristallbecher, aus denen er getrunken wurde, stammten aus den Beständen der Königin, und sie hatte dafür gesorgt, daß selbst Kirard Set von dem Hochzeitsfest begeistert war. »Entschuldige mich bitte«, sagte Danaquil Lu, als er Clavally erspähte, die ihm zuwinkte. »Amüsier dich gut.«
Er ging weg, froh, seinem Vetter entrinnen zu können. Als Kirard Set sich in der Menge verdrückte, ließ er die Schultern hängen, denn wie Miroe es ihm bereits vorhergesagt hatte, machte sein Rücken ihm wieder zu schaffen. Doch er verdrängte jeden Gedanken an sein Leiden und konzentrierte sich ganz auf die Zukunft; in einem stummen Gebet bat er die Herrin – an die er jedes seiner seltenen Gebete richtete, seit er unter den Sommerleuten lebte – sie, möge ihrer aller Zukunft genauso glücklich gestalten wie den heutigen Tag.
Clavally stand mit Mond und Funke vor der riesigen, wie ein Boot ausstaffierten Truhe, in der die Geschenke für die Jungvermählten lagen. Abermals winkte sie ihm ungeduldig zu. »Komm schon, mein Schatz, wir posieren für ein Bild!«
»Was, in all diesem Durcheinander?« Überrascht sah er sich um, konnte aber keinen Kunstmaler mit Farben oder Kohlestiften entdecken; in der Nähe standen Tor Starhiker und Shotwyn Crestrider und stritten wegen einer Apparatur, die ihm vage bekannt vorkam. »Unser aller Mutter, ist das etwa eine Kamera?«
Mond nickte; ihre Miene war halb amüsiert, halb gereizt. Sie drückte ihm etwas in die Hände. »Mit Hilfe von Batterien haben sie sie offenbar wieder zum Functionieren gebracht. Beeil dich, Shotwyn!« rief sie. »Ich bin spät dran, ich treffe mich noch mit ...«
»Du willst weggehen?« staunte Funke. »Während Tammis' Hochzeit?«
Jede Freude erlosch aus ihrem Gesicht. »Ich sagte dir doch, ich sei mit Capella Goodventure verabredet.«
»Bei den Augen der Herrin!« versetzte er stirnrunzelnd. »Wieso kann sie denn nicht zur Hochzeit kommen, dann könntest du wenigstens so tun, als seist du mit ganzem Herzen dabei.«
»Zu einer Winterzeremonie würde sie nie kommen«, entgegnete Mond.
Danaquil Lu schaute die Königin an und stellte sich neben seiner Frau in Pose; er sah es Mond an, daß sie unglücklich war, auch wenn sie versuchte, es zu vertuschen. Erst dann betrachtete er den Gegenstand, den sie ihm gegeben hatte; es war ein überraschend lebensechtes dreidimensionales Bild von Merovy und Tammis, wie sie einander hingebungsvoll küßten. Aufmerksam prüfte er das Hologramm, und stellte fest, daß es einer Halluzination glich; in Wirklichkeit war es nur eine flache Scheibe, die in dem Betrachter die Illusion erzeugte, er sähe ein räumliches Bild.
»Lächeln!« rief Tor mit leicht schleppender Stimme. Er hob den Kopf und strahlte in die Kamera.
Nachdem Tor ihre Seelen mit der Kamera eingefangen hatte, blickte Funke von dem gnadenlosen Auge der Linse weg. (Ein Teil von ihm würde den Aberglauben nie ablegen, dessen Saat ihm als Kind eingepflanzt worden war.) Mond drückte kurz seinen Arm, wie
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